17.05.2001
Studie der Arbeitnehmerkammer im Lande Bremen vorgelegt
Keine andere Branche ist einem so schnellen Wechsel unterlegen wie die Multimedia- und Online-Wirtschaft. Umfrage sind deshalb zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung oft schon veraltet. Gleichwohl hat die Arbeitnehmerkammer im Lande Bremen jetzt eine Untersuchung aus dem Jahre 2000 vorgelegt, die nach eigenen Angaben ein aktuelles Bild dieser Branche im kleinsten Bundesland wiedergibt. Aus der Befragung von insgesamt 93 Betrieben sollte vor allem der Qualifizierungsbedarf abgeleitet und strukturpolitische Chancen ermittelt werden. In der Studie "Situation der Multimediabranche in Bremen und Bremerhaven" wird unter anderem deutlich, dass der sogenannte Gründerboom in Bremen erst 1998 einsetzte und noch nicht abgeschlossen zu sein scheint. Zudem sind es vor allem Kleinst- und Kleinbetriebe mit weniger als sechs Mitarbeitern, die sich im Lande Bremen angesiedelt haben. Gerade sie benötigen nach Einschätzung der Projektleiterin Dr. Susanne Ohl spezielle Weiterbildungsangebote.
Die Kammer hatte 287 Betriebe angeschrieben, von denen 93 den Fragebogen zurückschickten. Von den 559 dort fest beschäftigten Mitarbeitern sind über 80 Prozent unter 39 Jahre alt - eine junge Branche also, die zudem vor allem Akademiker anzieht: Laut Untersuchung haben mehr als 56 Prozent der Beschäftigten einen Universitäts- oder Fachhhochschulabschluss. "Mittlerweile suchen die Unternehmer der Multimediabranche Leute mit gut fundierter Ausbildung", sagt Susanne Ohl. Dabei spiele die Fachrichtung keine herausragende Rolle. Quereinsteiger sind offenbar weniger erwünscht. Teamfähigkeit, kundenorientiertes Denken und Handeln sowie Selbstlernkompetenz - das sind Qualifikationen, die die Unternehmen von ihren Mitarbeitern in erster Linie erwarten. Darauf sollte nach Ansicht der Kammer in den Lehrplänen der Berufsschulen mehr Gewicht gelegt werden.
Was das Angebot an Fachkräften am Standort anbelangt, so zeigt sich ein in der Tendenz negatives Bild. Insgesamt wird das Angebot an Multimedia-Fachkräften als defizitär angesehen. "Unter anderem diese Situation veranlasst eine wachsende Zahl von Unternehmen dazu, sich in der Erstausbildung zu engagieren", heißt es in der Studie. Die neuen Ausbildungsberufe für die digitale Medienwirtschaft gewinnen in Bremen zunehmend an Bedeutung. Die Mehrzahl der befragten Betriebe schätzen die Qualifizierungsangebote in Bremen positiv ein, gaben aber an, wegen des Fachkräftemangels der Branche grundlegend und aktuell keine Zeit für eine Teilnahme zu haben.
Interessant sind auch die Äußerungen zur Standortpolitik in Bremen, die sich bei der Befragung ergeben haben. Danach ist den Multi-Media-Unternehmen die finanzielle Unterstützung durch staatliche Einrichtungen eher unwichtig. Vielmehr aber liegt es den jungen Unternehmerinnen und Unternehmern daran, dass Bremen sich verstärkt um ein attraktives Image bemüht. Die Vorteile dieses Standortes, was etwa den Freizeitwert und die guten kulturellen Angebote anbelangt, sollten noch besser vermarktet werden. Überdies wünscht sich die Branche offenbar ein kreatives Umfeld, also mehr Raumangebot in der Innenstadt.
Die Arbeitnehmerkammer möchte die Untersuchungsergebnisse als Basis für eine weiterführende Diskussion in der bremischen Politik, innerhalb der Gewerkschaften und bei den Weiterbildungsträgern im Lande Bremen nutzen.