21.06.1999
„Das Musical“, sagt Thomas Bläschke, „war schon immer mein Herzblut“. Man nimmt es dem 29jährigen Bremer sofort ab – denn was der gelernte Betriebswirt inzwischen auf die Beine gestellt hat, ist erstaunlich. Für seine Leidenschaft hat er sogar einem gut dotierten Job in der Industrie den Rücken gekehrt und statt dessen seine ganze Energie in den Aufbau einer hoch ambitionierten Gruppe gesteckt – der Bremer Musical Company. Vor zwei Jahren gegründet, hat sich das inzwischen 28köpfige Ensemble bereits einen hervorragenden Namen gemacht. 128 Auftritte im vergangenen Jahr zeugen davon.
Wer Musicals liebt, kommt in Bremen an dieser Truppe nicht vorbei. Sie singen „Welcome“ aus Cabaret, wirbeln als „Cats“ über die Bühne, intonieren „Summertime“ aus Porgy & Bess oder zünden ein Feuerwerk von mitreißenden Songs aus „Starlight Express“. Die Liste könnte weiter und weiter fortgesetzt werden – das Repertoire umfaßt nahezu jedes bekannte Musical von den Klassikern der 30er Jahre bis zu Moderne. Und keine Frage: Natürlich sind auch Titel aus Jekyll & Hyde dabei – dem Musical, das seit Februar sehr erfolgreich im neu eröffneten Bremer Musical Theater läuft.
Doch damit nicht genug: Das wohl wichtigste Projekt der Company ist ein eigenes Musical. „Träume“ heißt das Stück, für das Thomas Bläschke Texte und Musik schrieb. „Das Stück ist eigentlich fertig“, sagt der Komponist. Viele Songs sind bereits während zahlreicher Gala-Abende einem begeisterten Publikum präsentiert worden – und eine CD mit 16 Titeln aus dem Musical verkauft sich ausgezeichnet, ohne daß ein Verlag oder großer Vertrieb
dahinter stünde. Ende diesen Jahres soll „Träume“ als Welturaufführung auf die Bühne kommen. Freilich – noch fehlt eine geeignete Bühne, und es fehlt auch an Geld, das Vorhaben so wie geplant umzusetzen. Sponsoren sind hochwillkommen, denn am liebsten würde Bläschke „Träume“ in einer eigenen Spielstätte präsentieren.
Das Konzept dafür steht . Eine Idee übrigens, die von Frank Buecheler, dem Produzenten von „Jekyll & Hyde“, ausdrücklich unterstützt wird...“finde ich hervorragend und zukunftsweisend“, so Buecheler in einem Schreiben. Solche Initiativen würden in Deutschland fehlen, um eine eigene Musical-Kultur zu entwickeln und nicht mehr auf Importe angewiesen zu sein.
„Träume“ könnte auch ein Stück Bremen-Werbung werden, denn die Geschichte ist verwoben mit dem weltbekannten Märchen über die Bremer Stadtmusikanten.
Thoms Bläschke hat schon während seiner Schulzeit seine Musikbegeisterung nicht nur im stillen Kämmerlein gepflegt. Schon 1988 baute er an der Waldschule in Schwanewede eine Arbeitsgemeinschaft für Musicalfans auf – und auch später während des Studiums war er aktiv und holte Leute zusammen, die sich ebenso wie er für dieses Genre interessierten. „Schon damals“, erinnert sich der umtriebige „Chef“ der Company, „habe ich ein eigenes Musical im Kopf gehabt“.
Wer bei seiner Truppe mitsingen und mittanzen möchte, muß schon einiges zu bieten haben. Die Auswahlkriterien sind streng, denn Bläschke möchte mit den Musical-Darbietungen ein hohes Niveau anbieten. „Wir sind zwar keine Profis, aber wir arbeiten professionell“, sagt er. Claudia Geerken, Mitglied der
Gruppe, bestätigt das. Alle Bewerberinnen und Bewerber müßen eine Audition zur Aufnahme in die Company in den Bereichen Gesang, Schauspiel und Tanz auf sich nehmen. Es sei nicht leicht, hier zu bestehen: „80 Prozent der
Kandidaten fallen dabei durch“. Und wer bleibe, sagt Claudia Geerken, werde schnell feststellen, „daß für Proben und Auftritte die ganze Freizeit draufgeht“. Denn der Musical-Betrieb läuft für fast alle neben der Berufstätigkeit oder dem Studium. Zudem arbeiten die Ensemble-Mitglieder ständig daran, das eigene Können noch zu verbessern – beispielsweise durch zusätzliche Gesangsstudien oder Workshops, die die darstellerische oder tänzerische Seite ihrer Auftritte vertiefen sollen.
Doch was die Company dann zu bieten hat, kann sich auch vor verwöhnten Augen und Ohren sehen und hören lassen. Ein 11köpfiges Orchester – alles Vollprofis – unterstützt das Ensemble, das in immer neuen, wunderbar phantasievollen Kostümen auftritt. Übrigens – einen Fanclub hat die Bremer Musical Company auch schon. Rund 100 Mitglieder geben der Gruppe Rückhalt, die nicht nur bekannte Musicalhits nachsingt, sondern stets ihre eigene Interpretation zeigt. Offenbar ein Erfolgsrezept – denn die Nachfrage nach Auftritten läßt sich inzwischen kaum bewältigen. Einige Fernsehauftritte hat die Bremer Musical Company auch schon hinter sich – und derzeit produziert sie ihre zweite CD - mit den Highlight ihres Repertoires.
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