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Senatskanzlei

Pressemitteilung mit Foto „Annemarie Mevissen war drei Jahrzehnte das soziale Gewissen unserer Stadt“

24.07.2006

Senat nahm Abschied von Bremens erster Bürgermeisterin und Ehrenbürgerin – Feier in der Oberen Rathaushalle


Im Rahmen einer bewegenden Trauerfeier in der Oberen Halle des Bremer Rathauses hat heute (24.7.2006) der Bremer Senat im Beisein der Familie der Verstorbenen von Bürgermeisterin a.D. und Ehrenbürgerin Bremens, Annemarie Mevissen, Abschied genommen. Die erste und einzige Bremer Bürgermeisterin und stellvertretende Präsidentin des Senats war am 13. Juli im Alter von 91 Jahren gestorben. Auch Abgeordnete der Bremischen Bürgerschaft, politische Wegbegleiter wie der ehemalige Bürgermeister Hans Koschnick und Bildungssenator a.D. Moritz Thape, Freunde sowie zahlreiche Bürgerinnen und Bürger nahmen an der Feier teil. „Annemarie Mevissen war die große Dame der bremischen Nachkriegspolitik. Ihr Engagement, ihre Kompetenz und ihre Menschenfreundlichkeit haben sie zu einer politischen Persönlichkeit gemacht, die bei allen demokratischen Parteien Respekt und Anerkennung gefunden hat“, sagte der Präsident des Senats, Bürgermeister Jens Böhrnsen. Auch Bürgerschaftspräsident Christian Weber, Sozialsenatorin Karin Röpke sowie Senator a.D. Moritz Thape würdigten in ihren Ansprachen das politische Wirken und die menschlichen Qualitäten von Annemarie Mevissen, die sie zum Vorbild einer ganzen Generation werden ließen.


„Annemarie Mevissen war fast drei Jahrzehnte das soziale Gewissen unserer Stadt und unseres Bundeslandes“, so Bürgermeister Jens Böhrnsen. Er erinnerte daran, dass sie als Senatorin für Jugend, Soziales und Sport, später auch als Vertreterin des Regierungschefs, viele Jahre das politische, soziale und gesellschaftliche Klima Bremens mitgeprägt habe. Gerade in den schweren Nachkriegsjahren habe sie mit Idealismus und Tatkraft versucht, die materiellen und sozialen Notstände in Bremen zu überwinden. „Annemarie Mevissens Fähigkeit, soziale Nöte nicht nur zu sehen, sondern auch in ihren Ursachen zu erkennen hat sie befähigt, rechtzeitig und angemessen zu handeln“, so Böhrnsen. Insbesondere hob er ihre Fähigkeit zum persönlichen Gespräch hervor. „Annemarie Mevissen wurde durch die Politik geprägt und hat selbst auch die Politik geprägt. Ihr Misstrauen gegen schöne Worte hat sie immer dazu getrieben, das Machbare zu tun, hier und heute anzupacken und zu helfen“.




„Sie war eine vorbildliche Volksvertreterin“, betonte Bürgerschaftspräsident Christian Weber in seiner Rede. Sie habe mit dem hohen Mandat nie die Bodenhaftung und Volksnähe verloren. In vielerlei Hinsicht sei sie ein Vorbild gewesen. „Selbständig, unabhängig und gewissenhaft handeln, sich gegen Ungleichheit und Ungerechtigkeit auflehnen, waren ihre Prinzipien“, so Weber. Auch er ließ ihre Rolle bei den legendären Straßenbahnunruhen 1968 in Bremen anklingen, als sie couragiert das Gespräch mit den Bürgern gesucht hatte. „Der politische Nachwuchs kann so manches von Annemarie Mevissen lernen – so vor allem, dass Macht ihren Preis hat und man sich nicht um jeden Preis an sie klammern darf“, betonte Weber.


Annemarie Mevissen hat eine besonders ausgeprägte Spur hinterlassen. Von diesen Spuren sprach Karin Röpke, Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales, „Ich kann jeden Tag diese Spuren in meinem Ressort finden“, sagte sie und erinnerte daran, dass Annemarie Mevissen sich insbesondere für die frühkindliche Erziehung eingesetzt wie auch schon früh viele Leitideen beim Thema Spielplatz entwickelt habe, die heute wieder aufgegriffen würden. Zudem habe sie schon Ende der 60er Jahre dafür plädiert, dass verstärkt Altenwohnungen gebaut werden sollten.

„Mit ihrer Kraft, ihrer Herzlichkeit, ihrer Energie und ihrem Mut ist sie Vorbild für alle gewesen“, so Röpke. Senator a.D. Moritz Thape würdigte in Erinnerung an seine gemeinsame Zeit im Senat insbesondere die Glaubwürdigkeit und Moral in der Politik, die Annemarie Mevissen verkörpert habe.

Wortlaut der Ansprache von Bürgermeister Jens Böhrnsen