15.05.2000
Am 23. Mai 2000 findet in Kassel im „Mövenpick-Hotel“ eine eintägige Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft zur Reinhaltung der Weser (ARGE Weser) statt, die sich ausführlich mit dem Thema Salz in Werra und Weser beschäftigen wird. Dargestellt werden die vielfältigen technischen Maßnahmen, die im letzten Jahrzehnt durchgeführt worden sind und deren positive Auswirkungen auf das Gewässersystem. Darüber hinaus werden die zukünftigen Anforderungen an die Gewässergüte von Werra und Weser diskutiert.
Seit Jahrzehnten ist die Versalzung von Werra und Weser das bedeutendste Gewässergüteproblem im Wesergebiet. Konzentrationen von über 25.000 mg/l für Chlorid waren noch vor 10 Jahren an der Werra keine Seltenheit. Zur damaligen Zeit war die Werra salziger als die Nordsee.
Seinen Höhepunkt nahm die Belastung Anfang der 70er Jahre, nachdem die damalige DDR begonnen hatte, sämtliches Salzabwasser direkt in die Werra einzuleiten. In der Folge fand in Werra und Weser neben der Einschränkung der wasserwirtschaftlichen Nutzung eine Degradierung des Lebensraumes und die Verarmung und Verfremdung der Biozönose statt. Anfang der 90er Jahre finden sich in der Ersatzgesellschaft nur noch wenige, gegen Salz besonders tolerante Arten, von denen Massenentwicklungen zu beobachten sind. Der Hauptteil der Salzbelastung stammte aus den thüringischen Kaliwerken. Da diese anorganische Belastung keiner wesentlichen Veränderung durch chemisch-physikalische oder biologische Prozesse unterliegt, war der gesamte Weserlauf aus dem Uferfiltrat der Weseraue wurde stark beeinträchtigt; Fremdenverkehr und Erholung erfuhren wesentliche Einschränkungen.
In dieser Zeit hatte die Bundesrepublik Deutschland mit der DDR intensive Verhandlungen geführt, mit dem Ziel, eine gemeinsame Lösung für dieses gravierende Gewässerproblem zu finden. In jahrelangem zähem Ringen wurden diverse Konzepte diskutiert und vielfältige Finanzierungsangebote ausgeschlagen. Das Aktionsprogramm Weser im Jahre 1989 beschreibt erstmalig hinsichtlich der Salzfrage konkrete Maßnahmen, deren Realisierung jedoch nicht unbedingt als selbstverständlich gelten konnte.
Letztendlich eröffnet erst die deutsche Wiedervereinigung die Chance, diesen Zustand gemeinsam zu verbessern. Diese Chance aufgreifend, schloss die Arbeitsgemeinschaft zur Reinhaltung der Weser (ARGE Weser) - die Länder Bremen, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zusammen mit dem Bund und dem Freistaat Thüringen, dem neuen Mitgliedsland in der ARGE Weser – 1992 ein Verwaltungsabkommen, mit dem die Senkung der Salzlast aus den thüringischen Kaliwerken erreicht werden soll.
Das vereinbarte Maßnahmenpaket sollte 150 Mio. DM kosten. Die 5 Weserländer und der Bund hätten davon 120 Mio. DM übernommen; der Rest sollte von Kali und Salz gezahlt werden.
Im Rahmen einer Fachtagung wurde am 22. März 1993 in der Gesamthochschule in Kassel - sozusagen als Auftaktveranstaltung - der damalige Ist-Zustand aus Sicht der verursachenden Industrie, der betroffenen Bürger und der Wissenschaft sowie der Verwaltung eingehend dargestellt und diskutiert.
Zunächst konnte die Salzlast durch die ursprünglich nicht vorgesehene betriebswirtschaftlich bedingte Schließung von zwei thüringischen Werken Anfang der 90er Jahre deutlich gesenkt werden. Mitte des Jahres 1999 konnten dann die vorgesehenen technischen Maßnahmen als Gesamtlösung in Betrieb gehen. Insgesamt kosteten die Maßnahmen nur noch 77 Mio. DM, da durch die Werksschließungen einige geplante Maßnahmen entbehrlich wurden. Bund und Weserländer trugen 60 Mio. DM, wobei der Bund 50 % und die Länder jeweils 10 % gezahlt haben.
Während der gesamten Umsetzungsphase wurden umfangreiche biologische und chemisch/physikalische Untersuchungen durchgeführt, um die Auswirkungen auf das Ökosystem Werra – Weser zu überwachen.
Zuversichtlich stimmen die Erkenntnisse, die in dieser Zeit gewonnen wurden. Nach Umsetzung des von der Kali und Salz GmbH erarbeiteten und bestätigten technischen Konzepts kann in den vergangenen Monaten ein Wert um die 2.500 mg/l für Chlorid an der Messstelle Gerstungen/Werra durchgehend verzeichnet werden. Damit ist innerhalb von zehn Jahren eine Reduzierung der Spitzenwerte um 90 % erreicht worden.
Bei den parallel durchgeführten Untersuchungen der Gewässerlebensgemeinschaften können deutliche Verbesserungseffekte hinsichtlich zunehmender Artenzahlen und
–dichten festgestellt werden, insbesondere bei Süßwasserarten. Rückläufige Erkrankungsraten und ein Zuwachs beim Artenspektrum sind ebenso bei den Fischen und den Fischlarven zu verzeichnen.
Bei anhaltend geringer und gleichmäßiger Salzlast, wie sie durch die nunmehr greifenden technischen Maßnahmen zu erwarten ist, wird sich das Artenspektrum und seine Dichte weiter verbessern.
An den Folgen der Versalzung litten Landwirtschaft und Fischerei. Schäden an Weserbauwerken sind auf die Salzkonzentrationen zurückzuführen. Die Wasserversorgung