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Senatskanzlei

20. „Nacht der Jugend“ im Rathaus – 1000 Besucherinnen und Besucher setzen Zeichen gegen Diskriminierung und für ein friedliches Zusammenleben

09.11.2017

Junge Gesichter, Informationen, Diskussionen und Musik – dafür steht die „Nacht der Jugend“. Und die fand nun bereits zum 20. Mal im Bremer Rathaus statt. Die traditionelle Veranstaltung erinnert an die Verbrechen der NS-Diktatur und die Reichspogromnacht vom 9. November 1938. Jährlich fungiert die „Nacht der Jugend“ als Gegenpol zu Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus. Die zentrale Botschaft: Jeder Mensch ist wertvoll und besitzt eine unantastbare Würde.

Eröffnung mit Bürgermeister Carsten Sieling, Ehrengast Dan Goren und Moderatorin Irina Drabkina (Jüdische Gemeinde Bremen)
Eröffnung mit Bürgermeister Carsten Sieling, Ehrengast Dan Goren und Moderatorin Irina Drabkina (Jüdische Gemeinde Bremen)

Bürgermeister Carsten Sieling eröffnete die Veranstaltung am 8. November 2017 in der Oberen Rathaushalle gemeinsam mit dem diesjährigen Ehrengast Dan Goren. Sieling: „Zum 20. Mal findet nun die Nacht der Jugend statt. Das ist ein ganz besonderes Jubiläum. Die Art und Weise, wie hier an die Verbrechen der Nazizeit erinnert und gleichzeitig für eine menschenfreundliche Gegenwart gekämpft wird, ist einzigartig. Allen, die sich für die Nacht der Jugend das ganze Jahr über engagieren, danke ich von ganzem Herzen.“ Der diesjährige Ehrengast aus Haifa (Israel), Dan Goren (92), geboren in Deutschland, hat die Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 erlebt und überlebt. Den jungen Zuhörenden berichtete er von seinen Eindrücken, sprach von „der brennenden Synagoge“ und seiner Familiengeschichte. Dan Goren: "Es ist für mich ein sehr schlimmes Ereignis, eine Erinnerung, die mich wahrscheinlich bis zum Ende meines Lebens begleiten wird." Goren weiter: „Für die heutige Zeit wünsche ich mir, dass sich die Menschen freundlich begegnen und sich so schlimme Ereignisse wie in der NS-Zeit niemals wiederholen.“

Abwechslungsreiches Programm im Festsaal
Abwechslungsreiches Programm im Festsaal

Im Verlauf des Abends gab es viel zu sehen, zu hören und zu erleben. So zum Beispiel den deutsch-türkischen Kabarettisten und Cartoonisten Muhsin Omurca mit seinem Programm. Für beeindruckende Musik mit wichtigen Inhalten sorgten auf der Bühne in der Oberen Rathaushalle auch der Chor und das Orchester des Ökumenischen Gymnasiums, der Rapper Stunnah und die junge Funkrock-Band Shelter. Und unter dem Motto "Wir sprechen darüber" sprachen im Senatssaal Kinder von Überlebenden des nationalsozialistischen Völkermordes an den Sinti und Roma über ihr Leben mit dem schweren Erbe. Im Kaminsaal fand die große Diskussion unter dem Veranstaltungsmotto "Wann, wenn nicht jetzt" statt, an der neben Bürgermeister Carsten Sieling auch Irmela Mensah-Schramm teilnahm, sie kratzt seit vielen Jahren Neonazi-Aufkleber ab und übersprüht rechte Graffiti. In den Fluren gab es an diversen Infoständen – beispielsweise von Fluchtraum Bremen e.V., der Stadtbibliothek und dem Bremer Jugendring – Einblicke in deren wichtige Arbeit.

Beeindruckende Musikauftritte in der Oberen Rathaushalle
Beeindruckende Musikauftritte in der Oberen Rathaushalle

Rund 400 Jugendliche hatten die Veranstaltung das ganze Jahr über vorbereitet und konnten auch in dieser Ausgabe mit einem vielfältigen Programm wieder zahlreiche interessierte Besucherinnen und Besucher in die Räume des Rathauses locken. Alle, die mitmachen, unterstützen die Werte der Veranstaltung: Respekt, Anerkennung, Verantwortung, Freiheit, Solidarität und Demokratie. Das diesjährige Motto lautete: "Wann, wenn nicht jetzt?" - es stammt vom Autor Primo Levi, der das Konzentrationslager Ausschwitz überlebte und einem seiner Bücher diesen Titel gab.

Diskussion unter dem Veranstaltungsmotto "Wann, wenn nicht jetzt" im Kaminsaal
Diskussion unter dem Veranstaltungsmotto "Wann, wenn nicht jetzt" im Kaminsaal

Hintergrund – Reichspogromnacht
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden in ganz Deutschland Synagogen und jüdische Geschäfte angezündet, Wohnungen demoliert und Menschen jüdischen Glaubens von den Nazis misshandelt, in Konzentrationslager verschleppt, verfolgt und ermordet. Die Reichspogromnacht war ein Wendepunkt, von der Diskriminierung und Ausgrenzung der deutschen Juden seit 1933 hin zu einer systematischen Verfolgung, die im grausamsten Völkermord der Geschichte gipfelte.

Fotos: Senatspressestelle