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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

43. Konferenz der Sportministerinnen und Sportminister zielt auf sportliche Großveranstaltungen – und langfristig auch auf Olympia

Weitere Themen: Gewalt gegen Schiedsrichter / Leistungssportförderung / Vielfalt Sexueller Identitäten im Sport / Mikroplastik in Kunstrasenplätzen

08.11.2019

Deutschland soll eine größere Rolle bei der Austragung großer internationaler Sportwettbewerbe einnehmen. Auf einen entsprechenden Planungsprozess hat sich die 43. Sportministerkonferenz bei ihrer Tagung in Bremerhaven am heutigen Freitag (8. November 2019) verständigt.

Sportministerkonferenz in Bremerhaven
Sportministerkonferenz in Bremerhaven

Bund und Länder wollen – gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund und den Kommunalen Spitzenverbänden – Deutschland zu einem international bedeutsamen Standort für herausragende und nachhaltige Sportgroßveranstaltungen ausbauen und weiterentwickeln. Dieser Prozess soll unter anderem eine gesellschaftliche Debatte zur Ausrichtung von Olympischen und Paralympischen Spielen fördern und die Grundlage für eine erfolgreiche Bewerbung um deren Ausrichtung schaffen. „Sportliche Großereignisse haben das Potenzial, die Aufmerksamkeit weltweit auf den Austragungsort zu ziehen, und so rücken auch Fragen von Klimaschutz, Nachhaltigkeit sowie eines sozialen Mehrwerts ins Blickfeld“, sagte die amtierende SMK-Vorsitzende, Bremens Sportsenatorin Anja Stahmann mit Blick auf die Beschlüsse der 5. UNESCO-Weltsportministerkonferenz aus dem Jahr 2013 in Berlin. „Die SMK hat heute den Anspruch formuliert, das eine mit dem anderen viel stärker zu verbinden.“

Auszeichnung spitzensportfreundlicher Betriebe
Auszeichnung spitzensportfreundlicher Betriebe

Leistungssportförderung
Parallel dazu wird derzeit die Förderung des Leistungssports gemeinsam mit dem Bund weiterentwickelt. Grundlage ist eine Bund-Länder-Vereinbarung aus dem Jahr 2018. Die SMK hat jetzt unter anderem vereinbart, dass die Länder zukünftig bis zu 1,5 Millionen Euro zur Förderung von Projekten des Instituts für angewandte Trainingswissenschaften (IAT) in Leipzig für den Nachwuchsleistungssport zur Verfügung stellen, die sie nach dem Königsteiner Schlüssel finanzieren. Die Koordination und fachliche Steuerung übernimmt das Bundesland Hessen. „Die Länder verfolgen gemeinsam das Ziel, durch die Forschung im Bereich des Nachwuchsleistungssports und die Überführung der gewonnenen Ergebnisse in die Sportpraxis die internationale Chancengleichheit deutscher Sportlerinnen und Sportler zu gewährleisten“, sagte die amtierende SMK-Vorsitzende, Senatorin Stahmann in Anlehnung an den Wortlaut der Vereinbarung. „Dies gilt für den olympischen und den paralympischen Nachwuchsleistungssport. Das IAT soll länderübergreifende Projekte durchführen und die Ergebnisse in die Sportpraxis überführen.“
Erstmals soll nach diesem SMK-Beschluss auch ein Anerkennungsverfahren für Bundesstützpunkte des paralympischen Sommersports eingeleitet werden. Um entsprechende Schritte unter Einbeziehung der Länder hat die SMK das Bundesinnenministerium gebeten. Der Prozess ist eingebettet in den Rahmen der Neustrukturierung des Leistungssports und der Spitzensportförderung. Darin sind unter anderem die Bundesstützpunkte auf eine Anzahl von gegenwärtig 190 konzentriert worden. Bundesstützpunkte sind Einrichtungen des Sports, an denen Athletinnen und Athleten vor allem in olympischen Sportarten bestmögliche Trainingsbedingungen vorfinden, ein leistungsförderndes Umfeld in leistungsstarken Trainingsgruppen sowie hochqualifizierte, hauptamtliche Trainerinnen und Trainer. Senatorin Stahmann: „Im Rahmen der Inklusion hat der paralympische Sport in den vergangenen Jahren einen zunehmenden Stellenwert gewonnen. Wir erleben hier weltweit hochmotivierte Leistungssportlerinnen und -sportler, die wir mit der gleichen Energie fördern wollen wie Teilnehmende von olympischen Sportarten.“

Maßnahmen zur Vermeidung von Gewalt gegen Schiedsrichter
Angesichts der Tatsache, dass es in der Fußballsaison 2018/2019 zu fast 3.000 Angriffen auf Schiedsrichterinne und Schiedsrichter im Amateurbereich gekommen ist, dass in einzelnen Fußball-Landesverbänden wegen Protesten der Schiedsrichter teils komplette Spieltage der Amateurklassen ausgefallen sind, und dass es unter diesen Umständen immer schwieriger wird, Nachwuchs zu gewinnen, spricht sich die SMK für deutlich schärfere Sanktionsmaßnahmen bei Gewalt gegen Schiedsrichter aus. „Das kann von höheren Geldstrafen für betroffene Vereine bis zu verpflichtenden Ordnerabstellungen zum Schutz von Schiedsrichtern bei Risikospielen reichen“, appellierte Senatorin Anja Stahmann im Namen der SMK vor alle an den Deutschen Fußball-Bund, Maßnahmen gegen Gewalt gegen Schiedsrichter im Fußball zu verstärken. Gegenüber den Tätern solle das Strafmaß verschärft und vereinheitlicht werden, sagte sie. Auch ein Ausschluss vom Spielbetrieb von Gewalttätern solle mit in die Prüfung einbezogen werden. Die Vereine sind gebeten zu überprüfen, ob sie in solchen Fällen stärker von ihrem Hausrecht Gebrauch machen. Die SMK-Vorsitzende wies in einer persönlichen Erklärung weiter darauf hin, dass Gewalt gegen Schiedsrichter im Fußball gut dokumentiert ist, dass solche Berichte sich aber auch aus anderen Sportarten häufen. „Wir müssen alle unsere Kräfte bündeln, um dem entgegenzutreten.“

Wahrung der Integrität des Sports
Bereits im Juni 2019 wurde in Deutschland eine Nationale Plattform als Instrument gegen Manipulationen bei Sportveranstaltungen gegründet. In der Nationalen Plattform sollen die für die Bekämpfung wichtigen Akteure aus Ministerien, Strafverfolgungsbehörden, Glücksspielaufsichten, Sportverbänden, Profi-Ligen, Sportwettverbänden sowie Vertreterinnen und Vertreter von Athletinnen und Athleten zusammenarbeiten. Ziel ist es, phänomenspezifische Informationen und Expertise auszutauschen. „Eine regelmäßige Zusammenarbeit auf der Basis interdisziplinärer Fachkenntnisse kann wesentlich dazu beitragen, Manipulation von Sportwettbewerben zu bekämpfen“, sagte Senatorin Anja Stahmann. Nach dem Willen der Sportministerinnen und Sportminister auf der 43. SMK soll diese Nationale Plattform nun ein „einheitliches Hinweisgebersystem“ aufbauen, das auch anonyme Hinweise entgegennehmen kann. Um Doppelstrukturen zu vermeiden, solle dieses System nicht nur genutzt werden, um Manipulation von Sportwettbewerben aufzudecken und zu verfolgen, sondern darüber hinaus auch Hinweise auf Doping und gegebenenfalls auf weitere Handlungen entgegenzunehmen, die geeignet sein können, den Gedanken des sportlichen Wettbewerbs zu untergraben. „Im Zentrum steht die Wahrung der Integrität des Sports“, betonte die amtierende SMK-Vorsitzende Senatorin Stahmann. „Sportliche Leistungsvergleiche sollten im Geist von Wettbewerb und Fairness ausgetragen werden. Manipulationen durch organisierte Kriminalität und durch Doping vergiften das Vertrauen in die Institutionen und gehören entschieden nicht in den Sport.“

Mikroplastik auf Kunstrasenplätzen
Auch mit Kunststoffgranulaten, die als Füllstoff in Kunstrasenplätze eingearbeitet werden, hat sich die SMK befasst. Die SMK „ist sich der Umweltgefährdung durch Mikroplastik bewusst“ und „begrüßt daher die Erarbeitung und den sofortigen Einsatz von Maßnahmen, die den Austrag von ungebundenen Kunststoffgranulaten auf Kunstrasenplätzen reduzieren“, sagte Anja Stahmann. Die SMK erwartet insbesondere von den Herstellern innovative Lösungen, die den Austrag von Mikroplastik in Zukunft gänzlich vermeiden helfen.
Sollte es, wie jüngst auf europäischer Ebene diskutiert, zu einem europaweiten Verbot von Mikroplastik als Füllstoff auf Kunstrasenplätzen kommen, fordert die SMK einen Bestandsschutz für bestehende Plätze sowie eine ausreichende Übergangsfrist für den fachgerechten Weiterbetrieb dieser Plätze. „Kunstrasenplätze lassen sich viel intensiver nutzen als Naturrasenplätze“, sagte Senatorin Stahmann. „Das macht ihre Bedeutung für den Spiel- und Trainingsbetrieb in Deutschland deutlich, den wir nicht gefährden dürfen.“
Zudem unterstützt die SMK Maßnahmen zur Reduzierung beziehungsweise kompletten Verhinderung des Austrags von Mikroplastik aus Spielfeldern. Hilfreich seien besonders Hinweise zu Pflege und Filtersystemen sowie die Weiterentwicklung von umweltverträglichen Verfüllungen sowie Handlungsempfehlungen für den Bau neuer Kunststoffrasenplätze. Die Sportreferentenkonferenz soll nun auf die Entwicklung solcher Lösungen gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund und den betroffenen Sportfachverbänden hinwirken. Einbezogen werden sollen zudem die kommunalen Spitzenverbände und Forschungsinstitute, wie das Bundesinstitut für Sportwissenschaften, sowie die Internationale Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen Deutschland.

Vielfalt sexueller Identitäten im Sport
Die Sportministerinnen und -minister und Sportsenatorinnen und -senatoren der Länder wollen zur 44. SMK im November 2020 überdies eine gemeinsame Erklärung verabschieden, die die notwendigen Maßnahmen und Umsetzungsschritte für einen offenen, zugewandten und respektvollen Umgang mit sexueller Vielfalt im Sport aufzeigt. Einen entsprechenden Antrag hat das derzeitige SMK-Vorsitzland Bremen eingebracht. Die Sportreferentinnen und Sportreferenten der Länder haben jetzt den Auftrag, diese Erklärung vorzubereiten. In der Herleitung des Beschlusses führte die SMK-Vorsitzende Senatorin Stahmann aus, dass ihr dabei besonders am Herzen lieg, dass in diesem Prozess Formulierungsvorschläge zur Positionierung gegen Diskriminierung in den Satzungen der Vereine, Verbände und Landessportbünden entwickelt werden. Sie regt an, das Thema „Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt“ als festen Bestandteil in der Grundausbildung für Übungsleiterinnen und Trainerinnen aufzunehmen, einen Interventionsleitfaden für den Fall zu entwickeln, dass es zu Diskriminierung im Verein oder im sportlichen Wettbewerb kommen sollte, und eine bundesweite Website zur Information und Hilfestellung rund um die Lebensbereiche sexuelle Vielfalt und geschlechtliche Identität im Sport entwickelt wird.

Dopingprävention
Abschließend hat die SMK einen Beschluss zur Umsetzung des von der WADA verabschiedeten Welt-Anti-Doping-Codes gefasst, der unter anderem einen „International Standard for Education“ vorsieht. Er setzt weltweit einheitliche Präventionsstandards und wertet Dopingprävention zu einem zentralen Instrument in der Anti-Doping-Arbeit auf. Die SMK begrüßt das damit verbundene Ziel, die weltweiten Präventionstätigkeiten auf einem hohen Niveau zu vereinheitlichen und befürwortet den Leitgedanken der World-Anti-Doping-Agency (WADA), künftig einen Schwerpunkt auf präventive Maßnahmen zu legen und Athletinnen sowie Athleten – insbesondere im Nachwuchsleistungssport – dadurch besser und nachhaltig zu schützen. Sie bittet schließlich die Nationale Anti Doping Agentur NADA, mögliche zusätzliche Aufgaben zu konkretisieren, die sich aus der Einführung des ISE in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland ergeben könnten.
Besorgt hat sich die SMK schließlich über die im Bundesfamilienministerium geplante Kürzung der gerade erst aufgestockten Mittel in den Freiwilligendiensten geäußert. Sie will sich nun an die Bundesfamilienministerin wenden, um die wachsende Bedeutung der Freiwilligendienste im Sport und in der Gesellschaft hinzuweisen. Hintergrund ist, dass im Zuge der Aufstockung der Mittel im Jahren 2019 Angebote entwickelt worden sind, die mit der für 2020 vorgesehen Kürzung nicht mehr umgesetzt werden könnten.

Spitzensportfreundliche Betriebe
Am Rande der 43. SMK-Sitzung in Bremerhaven sind zudem BMW Group, Fraport AG und Bildungszentrum Energie GmbH in Halle/Saale als spitzensportfreundliche Betriebe 2019 ausgezeichnet worden. „Die Preisträger sind Vorbilder für einen wesentlichen Beitrag unserer Gesellschaft zum Sport und für ein Bekenntnis zur Spitzenleistung. Die soziale Absicherung durch eine spitzensportkompatible Ausbildung oder Anstellung ist für Athletinnen und Athleten heute fast genauso wichtig wie optimale Trainingsbedingungen“, sagte Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

Stephan Mayer, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat (BMI), der stellvertretend für Bundesminister Horst Seehofer an der Sportministerkonferenz in Bremerhaven teilgenommen hat, betonte zum Abschluss der Konferenz die kollegiale sowie konstruktive Zusammenarbeit unter allen Ländern:
„Mit der ‚Nationalen Strategie für Sportgroßveranstaltungen‘ zeigen wir gerade als Bundessportministerium, dass uns dieses Ziel sehr am Herzen liegt und wir aus voller Überzeugung hinter Sportgroßereignissen stehen. Auch deshalb unterstützen wir nach Kräften unter anderem die Nordischen Ski-Weltmeisterschaften 2021 in Oberstdorf, die Special Olympics World Summer Games 2023 in Berlin und die Fußball-Europameisterschaft 2024. Wir haben eines ganz klar vor Augen: nach 1972 mit Olympischen und Paralympischen Spielen wieder einmal die Welt zu Gast in Deutschland zu haben.“
Daneben betont Mayer ausdrücklich: „Um eines ganz klar zu sagen: Wettkämpfe müssen fair, sauber und frei von Diskriminierung sein. Was zählt, ist die Leistung eines jeden einzelnen Sportlers und einer jeden einzelnen Sportlerin. Des Weiteren muss die Vergabe von Sportgroßveranstaltungen transparent erfolgen. Wesentlich ist, dass die gesamte Bevölkerung unseres Landes wieder hinter der Ausrichtung von Sportgroßveranstaltungen in Deutschland steht. Mehr noch: sich aus ganzem Herzen dafür begeistert.“
In diesem Zusammenhang verwies Stephan Mayer auch auf das überragende Zuschauerinteresse beispielsweise bei den European Championships 2018 in Glasgow und Berlin.

Alle Beschlüsse der 43. SMK im Wortlaut hier: https://www.sportministerkonferenz.de/beschluesse-12010

Die vollständige Presseerklärung zur Auszeichnung als spitzensportfreundlicher Betrieb gibt es hier: https://www.sportministerkonferenz.de/startseite-1459

Fotos von der 43. SMK in Bremerhaven zur freien Verwendung für Pressezwecke finden hier: https://www.dropbox.com/sh/ag9nnfxyvimwzsa/AACCeYMjCowKq3OFFNgLc_77a?dl=0%5E

Ansprechpartner für die Medien: Dr. Bernd Schneider, Pressesprecher bei der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport, Tel.: (0421) 361-4152, E-Mail: bernd.schneider@soziales.bremen.de Im Web: https://www.soziales.bremen.de/