14.04.2000
In seiner Sonderausstellung "Siedler, Söldner und Piraten" präsentiert das Bremer Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte (Focke-Museum) eine archäologische Sensation, die am Beginn der Ausstellung noch nicht feststand! Die intensiven wissenschaftlichen Vorbereitungen der Sonderausstellung erbrachten so einige überraschende neue Erkenntnisse über die Besiedelungsgeschichte des Bremer Raumes in der ersten Jahrtausendhälfte nach der Zeitwende.
Erst durch eine aktuelle wissenschaftliche Sondierung der reichhaltigen Sammlung konnte nun die echte Sensation erkannt werden: Ein Holzobjekt aus der ehemals an der Weser gelegenen kaiserzeitlichen Marschensiedlung in Bremen-Habenhausen entpuppte sich als Querjoch einer Leier, also als ein antikes Musikinstrument. Die sechs Löcher zeigen, dass das ursprüngliche kaum 20 cm breite Musikinstrument mit sechs Saiten bespannt war. Wie die niederländische Expertin für Musikarchäologie, Annemies Tambour, bestätigte, handelt es sich bei dem Bremer Rest eines Musikinstruments um die älteste Leier Nordeuropas!
Nur wenige, vollständige germanische Leiern sind aus frühmittelalterlichen Adelsgräbern, zum Beispiel dem sogenannten Sängergrab unter St. Severin in Köln oder dem berühmten Königsgrab von Sutton in Südengland bekannt. Der Versuch, die Leier so originalgetreu wie möglich nachzubauen, wird zeigen, wie wohlklingend vor nicht ganz 2000 Jahren die Chauken ihre Helden- und Göttersagen vertonten.