15 Berufsschullehrer aus Namibia haben an einer zweiwöchigen Schulung im Bereich Kfz-Mechatronik in Bremen teilgenommen. Im Kompetenzzentrum der Handwerkskammer Bremen im Osterfeuerberg wurden den Lehrern nicht nur neue theoretische Konzepte der beruflichen Ausbildung vermittelt, auch praktische Lerneinheiten standen auf dem Programm. In der Lehrwerkstatt haben die Teilnehmer an Fahrzeugen geübt, wie sie praktisches Wissen an ihre Schülerinnen und Schüler in Namibia vermitteln können.
Die Bevollmächtigte beim Bund, für Europa und Entwicklungszusammenarbeit, Staatsrätin Ulrike Hiller, begrüßte die Teilnehmer heute (Freitag, 3. März 2017) zu einem Senatsempfang im Bremer Rathaus. "Berufliche Ausbildung stellt eine wichtige Möglichkeit zum erfolgreichen Einstieg in den Arbeitsmarkt dar. Bremen möchte mit diesem Projekt seine Partner in Namibia dabei unterstützen, durch die Verbesserung der beruflichen Bildung insbesondere die hohe Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen und jungen Menschen eine Perspektive zu bieten", so Staatsrätin Hiller.
Das Institut für Technik und Bildung der Universität Bremen (ITB) ist Fachpartner des Vorhabens. In Abstimmung mit den Partnern in Namibia wurden vom ITB Trainingsmaßnahmen für die Entwicklung von Berufsbildern und die Verbesserung der Ausbildungsstandards entwickelt. Im Trainingszentrum in Valombola im Norden Namibias wurden im ersten Teil des Programmes bereits einige Fortbildungsmodule umgesetzt. Der Aufenthalt in Bremen diente im Sinne eines "Train of Trainer"-Workshops dazu, dass die Teilnehmer tiefergehende Kompetenzen bei der Auswahl von Lehrmethoden entwickeln. Unterrichtsaufgaben wurden selbständig erstellt und auch praktisch umgesetzt. Dafür standen moderne Fahrzeuge und Testgeräte in den Trainingsräumen des Kompetenzzentrums Handwerk zur Verfügung.
"Die Ausbildung von unseren Trainern und Berufsschullehrern (Train of Trainer) ist ein Schlüsselbereich, um die technische berufliche Ausbildung in Namibia zu verbessern. Die Kooperation mit dem Institut für Technik und Bildung an der Universität Bremen und dem Kompetenzzentrum der Handwerkskammer Bremen deckt damit genau einen für uns wichtigen Bedarf ab", erläuterte Richwell Lukonga von der Namibia Training Authority.
Die namibischen Gäste sind Teilnehmer eines Programmes zur Förderung der beruflichen Bildung in Namibia, dass die Bevollmächtigte der Freien Hansestadt Bremen beim Bund, für Europa und Entwicklungszusammenarbeit gemeinsam mit dem Landesbüro Bremen der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) durchgeführt. Das Projekt wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.
Bildung ist ein wichtiger Schlüssel, um jungen Menschen eine berufliche und damit auch wirtschaftliche Perspektive für ihre Zukunft zu bieten. Dies gilt genauso für Bremen, als auch für die Partnerländer im globalen Süden. Bremen arbeitet seit Jahrzehnten eng in der Entwicklungszusammenarbeit mit Namibia zusammen, um die Partner bei einer nachhaltigen Entwicklung und Verbesserung der Lebensumstände der lokalen Bevölkerung vor Ort zu unterstützen. Gerade das Thema berufliche Bildung in Namibia kann dabei eine wichtige Rolle spielen. Bremen möchte daher mit seinen Kompetenzen die Partner vor Ort in diesem Themenfeld unterstützen. Dabei spielen das ITB als international erfahrener Anbieter von Schulungen und Curriculaentwicklung und das Kompetenzzentrum des Handwerks mit seinen praktischen Möglichkeiten der Wissensvermittlung eine wichtige Rolle.
Hintergrund:
Namibia gehört mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 7.922 USD (Economist Intelligence Unit, EIU 2014) zu den Ländern mit mittlerem Einkommen, ist jedoch durch erhebliche Unterschiede gekennzeichnet. In den vergangenen Jahren erlebte Namibia ein stabiles Wirtschaftswachstum, und auch für die nächsten Jahre prognostiziert die EIU ein stabiles Wachstum um 5 Prozent. Trotz dieses Wirtschaftswachstums herrscht bei hoher Arbeitslosigkeit von offiziell 27,4 Prozent (Frauen: 31,8 Prozent, Männer: 22,9 Prozent) gleichzeitig ein großer Fachkräftemangel. Insbesondere die Jugendarbeitslosigkeit ist hoch. Junge Frauen sind mit 49,2 Prozent gegenüber jungen Männern (36,1 Prozent) besonders betroffen. Das Berufsbildungssystem befindet sich noch im Aufbau. In vielen Sektoren kann der bestehende Bedarf an beruflich qualifizierten Fachkräften nicht durch die staatlichen und privaten Berufsbildungssysteme gedeckt werden.
Fotos: Senatspressestelle; Jan Naumann, Dena-Education