Unreflektierte Ausbildungsabbrüche vermeiden, das ist die Zielsetzung von "Ausbildung Bleib dran". Das Projekt des Zentrums für Arbeit und Politik an der Universität Bremen bietet seit 1999 Auszubildenden, Lehrenden und Betrieben Hilfestellungen an, um Hürden für eine erfolgreich verlaufende Ausbildung zu nehmen. Rund 24 Prozent aller jungen Männer und Frauen in Bremen lösen ihren Ausbildungsvertrag aus verschiedensten Gründen auf. "Rund siebzig Prozent haben Probleme im Betrieb und bei vierzig Prozent sind es schulische Schwierigkeiten, bei manchen sind es eine ganze Reihe von Schwierigkeiten", weiß Projektleiter Dr. Frank Meng von denen zu berichten, die zum ihm in die Beratung kommen. Häufig wird eine Ausbildung abgebrochen, ohne vorher nach Lösungen zu suchen, womöglich ohne überhaupt über das Problem gesprochen oder gar einen neuen Ausbildungsplatz in Aussicht zu haben.
"Bleib dran" bietet Hilfestellung. Mit Sprechstunden und Besuchen im Unterricht in den berufsbildenden Schulen bieten drei Berater ihre Lotsenfunktion an. In diesem Jahr haben sie bisher 125 Beratungsprozesse durchgeführt. Die Bandbreite der Probleme, die an sie herangetragen wird, reicht von schulischen Schwierigkeiten, Mobbing im Betrieb bis zu gesundheitlichen Problemen und Geldnot. "Finanzielle Schwierigkeiten können zum Beispiel dazu führen, dass neben der regulären Tätigkeit noch gejobbt wird", erzählt Ulf Kuhlemann, der als Sozialpädagoge in Schulen geht, um ein offenes Ohr für die Sorgen der Auszubildenden zu haben. "Durch die zusätzliche Belastung kommt es zu Fehlzeiten in der Schule oder mangelndem Engagement im Betrieb. Manchmal ist es aber auch der Betrieb, der das Gehalt nicht zuverlässig und regelmäßig überweist."
Auch Telefonate mit Vermieterinnen und Vermietern haben die Berater von "Bleib dran" schon geführt, wenn die Miete nicht pünktlich gezahlt werden kann. "Die Lehrer sind für uns eine wichtige Schnittstelle", sagt Meng. "Sie haben einen guten Blick auf ihre Schülerinnen und Schüler und nehmen Veränderungen häufig schneller wahr." Aber auch Betriebe können sich direkt an die Berater wenden und um Unterstützung bitten. Hier kooperiert der Projektträger eng mit der Handwerks- und der Handelskammer.
Finanziell unterstützt wird "Bleib dran" von der Arbeitnehmerkammer Bremen. "Die unabhängige Beratung wird von den Auszubildenden und den Betrieben geschätzt und kann dadurch in vielen Fällen Ausbildungsabbrüche vermeiden. Das Projekt ist ein erfolgreiches Beispiel für die Umsetzung politischer Ziele", betont Ingo Schierenbeck, Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer. "Wir wollen niemanden verloren geben", untermauert Martin Günthner, Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen, die Zielsetzung. "Jeder und jede, die Unterstützung haben möchte, kann sie bekommen. ‚Ausbildung Bleib dran‘ zeigt, wie wichtig und sinnvoll es sein kann, für einen kürzeren oder längeren Zeitraum Begleitung auf dem Weg ins Berufsleben zu bekommen, damit am Ende ein guter Einstieg in einen beruflichen Werdegang und darüber in gesellschaftliche Teilhabe gelingt."
Gefördert wird das Projekt durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) und das Land Bremen, vertreten durch den Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen.