Sonderausstellungen, Festivals und mehr zum 200jährigen Jubiläum des Märchens
"Kommt mit uns nach Bremen, etwas Besseres findet Ihr so leicht nirgends." So schwärmten damals die vier Stadtmusikanten aus Grimms Märchen. Noch immer genießt die Geschichte weltweite Bekanntheit. Fast 40 Millionen Menschen besuchen jährlich die bekannte Plastik von Gerhard Marcks am Rathaus, bis weit über die Landesgrenzen hinaus gilt Bremen als wahre Heimat für Esel, Hund, Katze und Hahn. Eine Studie des Bremer Lehrstuhls für innovatives Markenmanagement (LiM, 2013) belegt die starke Verbundenheit zwischen Stadt und Märchen sogar schwarz auf weiß: So gaben fast vierzig Prozent der befragten Nicht-Bremer an, bei Bremen spontan an die vier Figuren der Brüder Grimm zu denken.
Im Sommer 2019 jährt sich die Veröffentlichung der 2. Auflage der Grimm’s Kinder- und Hausmärchen zum 200sten Mal. Hier erschien erstmals die Geschichte der furchtlosen Vier und das will gefeiert werden! Vom 3. März bis 30. September 2019 finden die Festlichkeiten an der Weser statt.
Bremen wird zum Sehnsuchtsort
Bürgermeister Dr. Carsten Sieling ist von der Idee des Themensommers begeistert: "Eine tolle Gelegenheit, die Emotionen, die sich mit den Stadtmusikanten verbinden, noch stärker herauszustellen. Für die vier Märchentiere ist Bremen DER Sehnsuchtsort, zu dem sie reisen wollten. Und möglichst viele Menschen in die Stadt zu bringen ist auch das Ziel des ersten Bremer Stadtmusikantensommers."
Carsten Sieling betont, dass das Märchen nichts von seiner Aktualität verloren hätte: "Die Bremer Stadtmusikanten sind moderner als je zuvor. Sie symbolisieren Weltoffenheit, Solidarität, Gastfreundschaft, Kreativität und Aufbruchstimmung. Ein tolles Team eben, mit Eigenschaften, die perfekt auf Bremen und die Bremerinnen und Bremer passen." Diese Vielseitigkeit soll sich auch im Programm des Stadtmusikantensommers widerspiegeln.
Ein buntes Programm – so unterschiedlich wie die vier Märchentiere
Mehr als sechzig Veranstaltungen rund um die Bremer Stadtmusikanten füllen in den Monaten des Themensommers den Kalender der Hansestadt.
Die Kunsthalle Bremen zeigt vom 23. März bis 1. September 2019 gemeinsam mit dem Staatsarchiv Bremen die Sonderausstellung "Tierischer Aufstand" mit Exponaten von bildender Kunst über Malerei und Grafik bis hin zum Auftritt der vier Tiere in Marketing und Souvenirgeschäft. Die Schau ergründet die Wege der vier tierischen Protagonisten von den historischen Vorlagen ins Märchen, vom Buch- in den Bildraum, von der Stadt ins Museum und von Bremen in die Welt. Zwischen historischem Bildmaterial und moderner Alltagskultur beleuchten Werke von Gerhard Marcks, Maurizio Cattelan, Ayse Erkmen, Glenn Ligon, Hiwa K und vielen mehr den künstlerischen Umgang mit den vier beliebten Tieren und den Themen des Märchens.
Verschiedene Großveranstaltungen in der Stadt, wie die "Lange Nacht der Museen" am 25. Mai 2019 mit dem Motto "ÜBERLeben", La Strada vom 13. bis 16. Juni oder der "Tag des offenen Denkmals" am 8. September 2019 lassen sich von den Stadtmusikanten inspirieren und richten ihr Motto am Jubiläumssommer aus. Ein wissenschaftliches Symposium der Universitäten Bremen und Duisburg sowie der Europäischen Märchengesellschaft vom 21. bis 23. Juni betrachtet neueste Erkenntnisse über das Märchen – einzelne Vorträge sind auch der Öffentlichkeit zugänglich.
Eine Geburtstagswoche im Herzen der Stadt
Höhepunkt der Festivitäten wird die fast einwöchige Geburtstagsfeier sein, die die Bremer Innenstadt und das Weserufer im Rahmen der Breminale vom 3. bis 6. Juli mit bunten Aktionen füllt. Den Auftakt macht das "Fensterkonzert" der Bremer Philharmoniker am 3. Juli, bei dem die Musiker den Domshof in der Innenstadt aus den umliegenden Häusern musikalisch verzaubern. Straßenmusiker bespielen zudem die Straßen und Plätze der City. Auf dem bunten Weserwiesen-Festival Breminale folgt am 6. Juli in einem großen Finale der "Musikantenmob", ein Flashmob mit teilnehmenden Bands der Breminale, Musikern der Bremer Philharmoniker, aber auch jungen und alten Bremerinnen und Bremern. Geplant ist eine gewaltige musikalische Massenkakophonie, mit der das sprichwörtliche Räuberhaus eingerissen wird und die in einem harmonischen Finale endet.
Am 18. April feiert passend zum Themensommer der Film "Die sagenhaften Vier" bundesweit Premiere in den Kinos. Der 3D-Animationsfilm der oscarprämierten Brüder Lauenstein basiert auf den Knetfiguren, die zu Bremens Bewerbung als KulturHauptstadt 2005 produziert wurden, und erzählt eine eigenständige Geschichte der vier ungleichen tierischen Freunde.
Esel, Katze, Hund und Hahn gibt es außerdem live zu erleben beim sonntäglichen Stadtmusikantenspiel auf dem Domshof (zwischen Mai und Oktober), es gibt Sonderführungen mit den Märchenfiguren und zur Ausstellung in der Kunsthalle sowie zahlreiche weitere Veranstaltungen und Angebote zum Mitmachen, Hinhören und -sehen, Staunen und Vergnügen.
Der Beginn einer wundervollen Freundschaft
"Schon zur Zeit der Sammlung der Märchenstoffe waren die Brüder Grimm über den späteren Bürgermeister Johann Smidt mit Bremen verbunden", berichtet der Leiter des Staatsarchivs Bremen, Professor Dr. Konrad Elmshäuser. "Durch die Brüder Grimm sind wir darüber informiert, dass der Erzählstoff aus dem Oberweserraum stammt, aus Oberhessen und dem ‚Paderbörnischen‘. Weiterhin wissen wir, dass der Stoff tatsächlich im Volk erzählt wurde, also kein Kunstmärchen ist.
Dass eine konkrete Stadt in einem der Märchen genannt wird, ist gänzlich ungewöhnlich. Offenbar drückten sich um 1819 im Zielort Bremen und dem Beruf des Stadtmusikanten Vorstellungen aus, die im Oberweserraum mit der alten Hanse- und Hafenstadt Bremen positiv verbunden wurden."
Was das Märchen weiterhin besonders macht, ist sein Erzählstoff, der ein Sozialthema anklingen lässt. Der ungerechte Rauswurf der Tiere nach einem langen arbeitsreichen Leben durch ihre Herren führt zu Empörung, Selbstermächtigung und Solidarität. Bremen wird zum Ort einer sozialen Utopie, der nicht erreicht werden muss, weil die Tiere schon zuvor an ihr Ziel kommen. Durch gemeinsames Handeln gegen Stärkere – die Räuber.
Aber wann kamen die Stadtmusikanten eigentlich in Bremen an?
Ausgehend von der Erstausgabe von 1819 ergibt sich in Drucken und Illustrationen ein langer Weg der vier Tiere, die von Märchenbüchern, Sammelbildern und Postkartendrucken bis hin zu vielfältigen Adaptionen und Abwandlungen führt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts werden die vier Tiere auch in Bremen heimisch. 1899 wird mit einer Plastik für das Kaiserzimmer im Ratskeller, die der Bürgermeister Victor Marcus beauftragte, das Thema in Bremen plastisch umgesetzt.
Der prominente Ort blieb nicht ohne Folgen. Bald wurden Souvenirs und Bildpostkarten mit den Tieren in Bremen hergestellt. 1911 sind die vier Tiere in der Laterne am "Ratscafé" erstmals im öffentlichen Raum präsent. Es folgen in den 1920er Jahren die Böttcherstraße mit dem 7 Faulen Brunnen und dem Haus Petrus, der Ratskeller mit den Slevogt-Fresken. Dem seit den 1930er Jahren oft geäußerten Wunsch von Einheimischen und Touristen nach einem Denkmal kann vor dem Krieg nicht mehr nachgekommen werden. Seit 1953 sind die Tiere durch das Denkmal von Gerhard Marcks auch prominent im öffentlichen Raum vertreten. Mit Hilfe seiner grazilen Silhouette wurden die Bremer Stadtmusikanten zur international bekanntesten Marke der Hansestadt und sind aus ihr nicht mehr wegzudenken.
Die ganze Welt feiert mit
"Die Figur der Bremer Stadtmusikanten ist zur weltweit bekannten Ikone geworden", erklärt Maike Bialek aus dem Organisationsteam des Themensommers bei der WFB Wirtschaftsförderung. "Das ist ein großer Pluspunkt für die Stadt, den wir schon seit Jahren für das Stadt- und Standortmarketing nutzen." Auch für den Stadtmusikantensommer werben die Wirtschaftsförderung und die Bremer Touristik-Zentrale auf der ganzen Welt, auf Messen, in der Pressearbeit, mit Anzeigen, Newslettern und Online-Marketing. "Neben dem modernen Marketing-Mix produzieren wir aber auch ganz klassische Produkte zum Mitnehmen und weitergeben, wie Buttons, Postkarten, Lesezeichen oder kleine Pappstadtmusikanten, die angemalt werden können", so Bialek. Vor allem letztere sollen anschließend auf Tour durch die Sozialen Medien gehen. Unter dem Hashtag #stadtmusikantensommer sollen sie von ihren neuen Besitzern auf Reisen mitgenommen, fotografiert und in Kanäle wie Twitter oder Instagram gestellt werden. Für Social Media-Kanäle sind außerdem Aktionen wie ein Instawalk oder eine Handlettering-Challenge in Arbeit.
Für alle, die zum Stadtmusikantensommer nach Bremen reisen möchten, gibt es von der Bremer Touristik-Zentrale das Pauschalangebot "Bremer Stadtmusikanten und Welterbe". Für 126 Euro pro Person im Doppelzimmer gibt es zwei Übernachtungen inklusive Frühstück in einem Hotel der Wahl, außerdem eine Fahrt mit dem Stadtmusikanten-Express, eine Rathaus-Führung oder eine Stadtführung, den Eintritt ins Bremer Geschichtenhaus, ein Räuberessen mit (sogenannter) "Eselsmilch" sowie einen Reiseführer über Bremen.
Weitere Informationen:
Tickets und mehr gibt es bei der Bremer Touristik-Zentrale, www.bremen-tourismus.de, in den Tourist-Informationen und durch die Mitarbeiter des Service-Telefons unter 0421/30800-10.
Auf einer Sonderseite im Internet stehen stets die aktuellsten Informationen rund um den großen Geburtstag: www.stadtmusikantensommer.de
Die Pressestelle des Senats bietet Ihnen die Fotos zu dieser Mitteilung zur honorarfreien Veröffentlichung an. Fotos: BTZ, Michael Bahlo