Elf von 70 neuen Tests in der Erstaufnahmeeinrichtung in Vegesack positiv
21.04.2020Die Erstaufnahme von Geflüchteten und unerlaubt eingereisten Ausländern wird vorübergehend in Obervieland stattfinden. Dort befindet sich eine Zweigstelle der Vegesacker Erstaufnahmeeinrichtung mit bis zu 235 Wohnplätzen. Die Hälfte davon ist derzeit belegt.
Die organisatorische Maßnahme ist notwendig geworden, nachdem das Gesundheitsamt im Einvernehmen mit der Sozialbehörde einen Aufnahmestopp über die Erstaufnahme in der Vegesacker Lindenstraße verhängt hat. Dort war am Donnerstag vergangener Woche das SARS-CoV-2-Virus („Corona“) bei 33 von 62 symptomlos getesteten Bewohnerinnen und Bewohnern eines Quarantäne-Flurs nachgewiesen worden. Von 70 weiteren symptomlos getesteten Personen sind inzwischen elf positiv auf das Virus getestet worden, ein letztes Ergebnis steht noch aus (Stand: Montag, 20. April 2020).
Weiterhin sollen alle Bewohnerinnen und Bewohner sowie das gesamte Personal getestet werden. „Die Erstaufnahme ist damit der einzige Lebensbereich, in dem sämtliche Personen einer Reihenuntersuchung unterzogen werden“, sagte Senatorin Stahmann. „Wir hellen damit das Dunkelfeld auf, wie nirgendwo sonst in Bremen.“ Dadurch werde eine Vielzahl von Fällen entdeckt, die sonst unbemerkt blieben, weil sie ohne individuelle Beschwerden verlaufen. Diese Transparenz sei nicht nur wichtig für weitere Entscheidungen, sondern auch für die Bewohnerinnen und Bewohnern sowie das Personal: „Wir wissen, dass weit überwiegend alte und gesundheitlich vorbelastete Menschen mit einem schweren Krankheitsverlauf rechnen müssen. Wir müssen aber auch die Ängste von jüngeren Menschen ernst nehmen, die wissen, dass sie sich nicht auf einen leichten Verlauf verlassen können“, sagte die Senatorin. Das Wissen um die Erkrankungen und die Einhaltung der damit verbundenen Quarantänemaßnahmen seien daher für jede und jeden einzelnen von Bedeutung.
Derzeit leben 374 Personen in der Erstaufnahme in Vegesack, die mit rund 200 Zimmern für bis zu 750 Personen ausgelegt ist. Weitere Umzüge werden vorbereitet.
„Im Zuge der Pandemie haben wir besonders Schutzbedürftige schon im März aus der Erstaufnahme ausziehen lassen“, sagte Senatorin Stahmann, seitdem sind fast 250 Menschen umgezogen.“ Das über Jahre ausgebaute System der Flüchtlingsunterbringung sei aber nicht darauf ausgelegt, in einer Pandemie jede und jeden in einem abgeschlossenen Appartement unterzubringen, wie es derzeit wünschenswert wäre. Dabei genieße die Unterbringung in Appartementform in Übergangswohnheimen und der Umzug in die eigene Wohnung in Bremen seit vielen Jahren Priorität, betonte die Senatorin.
So sei jedes Übergangswohnheim an eine individuelle Wohnraumvermittlung angeschlossen, die beim Suchen der Wohnung, dem Zustandekommen eines Mietvertrags und dem konkreten Umzug Unterstützung leistet. „Ich habe großes Verständnis dafür, dass es den Wunsch gibt, dieses System weiter auszubauen“, sagte sie. „Faktisch stoßen wir aber an Grenzen auf dem Wohnungsmarkt.“ Das Sozialressort sei aber weiter bemüht, Lösungen für weitere Umzüge zu finden.
Abschließend dankte Senatorin Stahmann den Beschäftigten von AWO, Gesundheitsamt, Sicherheitsdienst, Dolmetscher-Diensten, Catering- und Reinigungsservice für ihren unermüdlichen Einsatz in der Erstaufnahme. „Wenn diese Menschen mit ihrem Engagement nicht wären, würde das System der Flüchtlingsaufnahme in Bremen mitten in der Corona-Krise zusammenbrechen.“
Ansprechpartner für die Medien:
Dr. Bernd Schneider, Pressesprecher bei der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport, Tel.: (0421) 361-4152, E-Mail: bernd.schneider@soziales.bremen.de