Delegationsreise in die Partnerstadt Izmir beendet
07.06.2022Es war eine besondere Reise, die pandemiebedingt um zwei Jahre verschoben werden musste und am heutigen Dienstag (7. Juni 2022) endete: Anlässlich der 25-jährigen Städtepartnerschaft zwischen Izmir und Bremen reiste Andreas Bovenschulte erstmals in seiner Funktion als Bürgermeister von Samstag bis Dienstag (4. bis 7. Juni 2022) in die türkische Hafenstadt. Mit an Bord war eine 30-köpfige Delegation aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Kultur und Zivilgesellschaft. Im Fokus der Reise stand insbesondere der Ausbau der wirtschaftlichen Kooperationen, die Förderung der kulturellen Zusammenarbeit und der Austausch über nachhaltige Stadtentwicklung sowie Klimaschutz.
Zum Auftakt der viertägigen Delegationsreise stand für Bovenschulte am Samstag zunächst ein Treffen mit Izmirs Bürgermeister Tunç Soyer an. Beide Seiten waren sich schnell darüber einig, wie wichtig die Städtediplomatie zwischen Bremen und Izmir ist und dass die Zusammenarbeit in zentralen Themen weiter gefördert und ausgebaut werden muss.
Bürgermeister Bovenschulte: "Seit mehr als 25 Jahren sind Izmir und Bremen freundschaftlich verbunden. Ich freue mich umso mehr, endlich selbst in der schönen Hafenstadt Izmir zu sein – auch, weil wir die Reise durch die Pandemie um zwei Jahre verschieben mussten. Izmir und Bremen haben als Hafenstädte viele Gemeinsamkeiten und sind daher ähnlich von den aktuellen Herausforderungen betroffen – sei es durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine, die Corona-Pandemie oder den Klimawandel. Für diese globalen Herausforderungen müssen wir gemeinsam auf lokaler und internationaler Ebene Lösungen finden – nicht durch Nationalismus und Abgrenzung, sondern durch Offenheit, Zusammenarbeit und Innovation."
Wirtschaftskooperationen: Bovenschulte besucht Verbindungsbüro "BremenInvest" und lädt Delegation nach Bremen ein
Ein zentrales Thema der Delegationsreise war der Ausbau und die Förderung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Izmir und Bremen – vor allem in den Bereichen Häfen und Logistik: Hierzu besuchte Bovenschulte das von der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) seit 10 Jahren in Izmir betriebene Verbindungsbüro "BremenInvest". Dabei wurde unter anderem vereinbart, schon bald ein Konzept zum Austausch von Auszubildenden am Standort Bremen zu testen. Das Konzept wurde von der AHK Deutsch-Türkischen Handelskammer entwickelt und konnte wegen der Corona-Pandemie bisher noch nicht umgesetzt werden.
Darüber hinaus stand der Besuch des sogenannten DIDER-Büros an. Hierbei handelt es sich um eine von Izmirs Bürgermeister Soyer ins Leben gerufene Initiative, die das Ziel verfolgt, die Handelsbeziehungen zu europäischen Metropolen auszubauen.
Bürgermeister Bovenschulte: "Wenn wir über nachhaltige Entwicklung sprechen, dann spielt die Wirtschaft eine tragende Rolle. Ob es um die Entwicklung nachhaltiger Transport- und Logistikstrukturen geht oder den Ausbau erneuerbarer Energien wie Windenergie oder Wasserstoff - die Transformation der Wirtschaft hin zu einer Zero-Carbon-Economy wird eine zentrale Herausforderung der Wirtschaftsstrukturpolitik der nächsten Jahre sein. Ich haben meinen Kollegen Soyer deshalb eingeladen, schon bald mit einer Fachdelegation Projekte in Bremen zu besuchen, und gemeinsam Ideen für eine nachhaltige Zukunft unserer Wirtschaftskooperation zu diskutieren."
Vernetzung der Technologieparks und Kooperation zwischen den Messen
Beeindruckt zeigte sich Bürgermeister Bovenschulte während des Besuchs im Technologiepark, dem Technopark Izmir, und auf dem größten Messegelände des Landes. Die Messe Izmir verfolgt ambitionierte Expansionspläne und will ihre Veranstaltungszahl zukünftig erhöhen. Hierzu gibt es Bestrebungen mit der Messe Bremen über Veranstaltungsformate sowie gemeinsamen Aktivitäten zu beraten. Erste Gespräche sollen in den kommenden Wochen stattfinden. Darüber hinaus stand der Besuch des sogenannten Izum auf dem Plan. Das Unternehmen ist für die Organisation des Verkehrswesens in Izmir zuständig und arbeitet im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung an der Umsetzung eines "Smart-Cities-Konzeptes".
Bürgermeister Bovenschulte: "Ich bin beeindruckt von den innovativen Ideen der Unternehmen in Izmir und der Vision des Bürgermeisters Soyer. Bremen und Izmir sind beides Standorte zahlreicher Forschungseinrichtungen, von Technologieparks und Gründerzentren. Es ist mir daher ein besonderes Anliegen, diese Felder zukünftig noch enger miteinander zu verknüpfen, um gemeinsam die Forschung voranzutreiben."
Eduard Dubbers-Albrecht, Präses der Handelskammer Bremen: "Besonders beeindruckt hat mich die Offenheit und die Bereitschaft zu wirtschaftlicher Kooperation seitens unserer türkischen Gesprächspartner. Hervorzuheben ist die Organisation 'DIDER', einer von türkischen Unternehmern aus der Izmir-Region gegründeten und finanzierten Stiftung, deren Zweck es ist, den Wirtschaftsstandort Izmir zu stärken und entsprechende Kontakte herzustellen. Dieser direkte Kontakt zu Unternehmern wird auch Bremer Unternehmern helfen, Geschäfte mit der Region Izmir zu entwickeln. Konkret wurde bereits ein Austausch von Auszubildenden angedacht sowie ein Treffen von überwiegend Wirtschaftsvertretern mit einem sogenannten ‚Speed-Dating‘, um Ideen auf einer möglichst breiten Ebene austauschen zu können und konkret Geschäftsbeziehungen zu entwickeln."
Bremer Landesmuseum zeigt Ausstellung "Lebenswege" in Izmir
Neben dem wirtschaftlichen Aspekt stand die kulturelle Zusammenarbeit im Fokus der Reise. So besuchte die Delegation unter anderem ein deutsch-türkisches Konzert der Gruppe "Sikinti Yok", bestehend aus Musikern aus Bremen und Izmir. Darüber hinaus eröffnete Bürgermeister Bovenschulte die Ausstellung "Lebenswege", die vor Ort auf große Begeisterung stieß. Die Ausstellung war 2021/2022 bereits im Bremer Focke-Museum zu sehen und zeigt die Lebensläufe von türkischen Gastarbeiterinnen und Gastarbeitern, die in den 50er Jahren nach Bremen kamen, um die nach dem Krieg am Boden liegende Industrie wiederaufzubauen. Vor Ort war zudem ein Zeitzeugenpaar zu Gast.
Bovenschulte: "Die Ausstellung würdigt die Lebenswege und die Lebensleistungen der Menschen, die damals nach Bremen gekommen sind. Und die Biographien zeigen eindrucksvoll die Motivation der Porträtierten. Die Frauen und Männer haben ganz maßgeblich zum gesellschaftlichen Zusammenleben und zum deutschen "Wirtschaftswunder" beigetragen. Sie haben unser Land positiv geprägt, verändert und bereichert – sprachlich, kulturell und menschlich. Es ist wichtig, diese Geschichte zu bewahren – und das ist den Macherinnen und Machern dieser Ausstellung in ganz besonderer Weise gelungen."
In Anbetracht dieser gemeinsamen Geschichte der Arbeitsbeziehungen erklärt Cornelius Neumann-Redlin, Hauptgeschäftsführer Unternehmensverbände: "60 Jahre nach der Unterzeichnung des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens ist es Zeit, die Arbeitsbeziehungen zwischen beiden Ländern neu zu justieren. Ein 'Anwerbeabkommen 2.0' kann bestehende bürokratische Hürden für einen beiderseitigen Austausch von Arbeitskräften senken, um dem Fachkräftemangel zu begegnen und den wirtschaftlichen Austausch zu fördern."
In den kommenden Monaten soll eine Delegation aus Izmir nach Bremen kommen. Ein genauer Termin steht noch nicht fest.
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