Unter welchen Bedingungen werden Produkte hergestellt, die ich kaufe? Diese Frage stellen sich immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher. Auch staatliche Stellen sowie Firmen und Institutionen beschäftigen sich zunehmend mit diesem Thema. Heute (13. Februar 2015) haben 26 Bremer Gesellschaften, Firmen und Einrichtungen aus dem öffentlichen und privaten Bereich zusammen mit der Senatorin für Finanzen ein Bündnis für sozialverantwortliche Beschaffung von Computer-Hardware gegründet (Bündnis-Vereinbarung mit Liste der Erstunterzeichner im Anhang). Die Bündnispartner verpflichten sich, beim Einkauf von Computern künftig auf verbesserte Arbeitsbedingungen in der Produktion der Hardware hinzuwirken. "Wenn immer mehr Kunden kritisch nachfragen, wächst der Druck auf die Produzenten, die Arbeitsbedingungen zu verbessern," betont Finanzsenatorin Karoline Linnert.
Bei der Computerproduktion werden häufig Standards der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO, International Labor Organisation) nicht eingehalten. So müssen Arbeiterinnen und Arbeiter oft zu geringen Löhnen 70 Wochenstunden und mehr arbeiten und sind giftigen Substanzen ohne hinreichenden Schutz ausgesetzt. Menschenunwürdige Produktionsbedingungen will das Bündnis nicht als unabänderlich hinnehmen. Da es praktisch keine Alternativen für die Beschaffung von Hardware gibt, ist es wichtig die Lieferanten und Hersteller zu verpflichten, über die eigenen Produktionsbedingungen zu berichten und Maßnahmen zu erläutern, wie sie die Arbeitsbedingungen kontrollieren und gegebenenfalls verbessern werden.
Die Bremer Verwaltung hat dieses Vorgehen bereits praktisch über ihren IT-Dienstleister Dataport angewendet. Seit 2013 verpflichtet sich der Lieferant aller PCs und Laptops für die bremischen Behörden, halbjährlich über die entsprechenden Fortschritte bei der Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu berichten. Karoline Linnert: "Ein Anfang ist gemacht. Ich freue mich sehr über das heute gegründete Bündnis und danke allen Beteiligten, dass sie sich für menschenwürdige Produktionsbedingungen stark machen. Den Computerproduzenten muss klar werden, dass sie im eigenen Interesse die Arbeitsbedingungen für ihre Beschäftigten verbessern müssen, wenn sie nicht Kunden verlieren wollen."
"Der Bremer Einsatz ist ein Vorbild für andere Länder und Kommunen." So bewertet Alexis Schwartz vom Eine-Welt-Netzwerk Norddeutschland die Bremer Initiative. "Durch das Bündnis wird die Arbeit der vielen Nichtregierungsorganisationen, die auf die bestehenden Missstände hinweisen und Initiativen zu ihrer Vermeidung starten, unterstützt. Den komplett fair hergestellten Computer gibt es noch nicht. Bis es so weit ist, müssen noch dicke Bretter gebohrt werden. Gütesiegel, wie sie im Umweltbereich längst etabliert sind, entstehen erst im Bereich sozialer Arbeitsbedingungen."
Die Unterzeichner des Bremer Bündnisses für sozialverantwortliche Beschaffung von Computer-Hardware werden sich in einem Jahr wiedertreffen, um ihre bis dahin mit der neuen Selbstverpflichtung gemachten Erfahrungen auszutauschen. Neue Mitglieder sind willkommen. Bürgermeisterin Linnert: "Wir freuen uns über weitere Mitstreiter!"
Foto: Senatorin für Finanzen
Bündniserklärung (pdf, 441 KB)
Bremer Bündnis für sozialverantwortliche Beschaffung von Computer-Hardware
Liste der Erstunterzeichnerinnen und Erstunterzeichner: