Die Bremer Philharmoniker erweitern ihr Engagement im Bereich Musikvermittlung mit der Eröffnung einer weiteren Musikwerkstatt. Bereits seit 2006 zieht das überzeugende Konzept jährlich mehr als 15.000 Kinder und Jugendliche in die Musikwerkstatt-Mitte in Bremen-Findorff. Auf Grund der großen Nachfrage wurde im Herbst 2015 eine Dependance in Bremen-Nord eröffnet. Ab April 2016 ergänzt das Orchester in Kooperation mit der Schule an der Landskronastraße die dortigen Angebote durch eine dritte Einrichtung, in der Percussion-Instrumente aus verschiedenen Kulturkreisen vorgestellt werden. Möglich wurde das neue Engagement des Orchesters durch die tatkräftige Unterstützung des Freundeskreises der Bremer Philharmoniker "prophil e.V.".
Mit diesen "starken Freunden" an der Seite ist es gelungen, weitere Unterstützende und Förderer zu gewinnen, mit deren Hilfe dieses Projekt umgesetzt werden konnte. So hat der Senator für Kultur den Weg der Bremer Philharmoniker nach Bremen-Nord tatkräftig unterstützt. Die Senatorin für Kinder und Bildung stellte die Räume zur Verfügung und sorgte für zeitnahe Modernisierungsarbeiten im Eingangsbereich. Das engagierte Schulleiterteam der Schule an der Landskronastraße hielt das einzigartige Gamelaninstrumentarium für die neue Musikwerkstatt vor, die Gewoba sorgte für den behindertengerechten Umbau, die Brebau hat die Beschilderung ermöglicht und auch das Ortsamt und der Beirat Lesum sagten sofort ihre Unterstützung zu. Mit ihren Angeboten wird die Musikwerkstatt Schüler und Schülerinnen aus dem gesamten Stadtbereich Bremens und dem Umland anziehen, denn nur hier gibt es die "Percussionwelten". Damit rückt Bremen-Nord in den Fokus der Gesamtstadt Bremen.
Herzstück der "Percussionwelten" ist ein original indonesisches Gamelanorchester. Es befindet sich in einem der drei Räume der neuen Musikwerkstatt, die in einem Seitenflügel der Schule an der Landskronastraße in Marßel eingerichtet wurde. "Unseres Wissens gibt es bundesweit kein vergleichbares Angebot", sagt Marko Gartelmann, bei den Philharmonikern als Projektleiter für Musikvermittlung verantwortlich. "Bei den Workshops in unseren Percussionwelten beginnen wir mit Bodypercussion und Rhythmusübungen mit Sticks und Tomtoms, da befinden wir uns also vorwiegend im westlichen Kulturraum", erklärt er das Konzept. "Wenn wir danach an den Gamelaninstrumenten Platz nehmen, finden wir uns in einer vollkommen anderen Klangwelt wieder." Auffallend sei dabei, dass die Gruppen von Kindern und Jugendlichen in beiden Percussionwelten bereits nach kurzer Zeit einen gemeinsamen Rhythmus finden und dies als positives Gemeinschaftsgefühl wahrnehmen. "Hier spielen weder ethnische Herkunft noch Religionszugehörigkeiten eine Rolle, hier kommen Kinder zusammen in dem sie - zumeist ohne jegliche Vorkenntnisse - gemeinsam musizieren", so Gartelmann weiter.
Durch die ausgezeichnete Kooperation zwischen der Senatorin für Kinder und Bildung und dem Senator für Kultur ist in Marßel ein Ort der kulturellen Begegnung entstanden. "In dieser Musikwerkstatt begegnen sich verschiedene Kulturkreise auf Augenhöhe. Sie bietet ein anschauliches Beispiel dafür, wie Integration mit Hilfe von Musik funktionieren kann: Offenheit gegenüber unbekannten Klängen, Offenheit gegenüber anderen Kulturen. Das Kennenlernen und Ausprobieren von Instrumenten aus anderen Kulturkreisen bedeutet auch für uns eine großartige Bereicherung – wir sehen dem regen Austausch musikalischer Erfahrungen aus unterschiedlichen Kulturkreisen mit großer Freude entgegen", freut sich Orchesterintendant Christian Kötter-Lixfeld.
"Als die Bremer Philharmoniker uns das Konzept dieser Musikwerkstatt vorgestellt haben, waren wir uns ziemlich schnell einig, dass wir dieses Projekt unterstützen möchten", berichtet Katrin Rabus, Vorsitzende des Freundeskreises "prophil e.V.", der sich nicht nur finanziell engagiert hat, sondern ein Netzwerk von Kooperationspartnern aus Wirtschaft und Politik gesponnen hat, die sich gemeinsam für die "Percussionwelten" stark gemacht haben. "Nicht nur aus musikpädagogischer Sicht halte ich diese Musikwerkstatt für einen Gewinn für Bremen-Nord. Ich bin sicher, dass in diesen Räumlichkeiten Kinder und Jugendliche viele wertvolle Sozialpraktiken erlernen – aufeinander hören, aufeinander achten, gegenseitige Toleranz - und dadurch ein gemeinsames Ergebnis erzielen. Hier bildet Musik die Grundregeln des Miteinanders klar und für alle erlebbar ab." Als Freundeskreis der Bremer Philharmoniker sei man davon überzeugt, dass bürgerliches Engagement eine Grundvoraussetzung für eine lebenswerte Stadt und eine tolerante Stadtgesellschaft sei. "Wir als Verein leisten gern unseren Beitrag dazu."
Führungen durch die "Percussionwelten" sind ab sofort für Schulklassen buchbar (Telefon 0421 / 6267314). Das von Marko Gartelmann und Joachim Burkhardt, stellvertretender Schulleiter in der Landskronastraße, entwickelte Konzept richtet sich an Schulklassen des 3. bis 6. Jahrgangs; es wird in modifizierter Form aber auch als Lehrerfortbildung und für höhere Jahrgangsstufen angeboten. Weitere zielgruppenspezifische Führungen sind in Planung.
Fotos: Bremer Philharmoniker