05.11.2008
BTZ belebt alte Tradition / Mehr Bekanntheit für UNESCO-Welterbe
Für Bremen-Touristen ist er ein beliebtes Fotomotiv, doch für die Bremer weit mehr: „Freiheitsstatue“, Symbol für Bürgerstolz oder Treffpunkt für Verliebte. Die Bremer lieben ihren Roland und kennen ihn. Offenbar wissen aber nur wenige Einwohner der Hansestadt, dass die Statue zusammen mit dem Rathaus bereits seit dem Jahr 2004 zum UNESCO-Welterbe gehört. Eine Auszeichnung, die ihre Einzigartigkeit in der Welt dokumentiert, weil Roland und Rathaus „als außergewöhnliches Zeugnis für bürgerliche Autonomie und Souveränität stehen, wie sie im Laufe von Jahrhunderten in Europa entstanden. Und sie reflektieren in ihrer Symbolik bis heute den eigenständigen Status des Stadtstaates Bremen“, so heißt es in der offiziellen Begründung.
Um die Bedeutung des Rolands in Bremen zu stärken und auf seinen besonderen Status in der Welt aufmerksam zu machen, lässt die Bremer Touristik-Zentrale (BTZ) nun einen alten Brauch wieder aufleben: die Feier des Roland-Geburtstags. „Wir sind der Meinung, dass das UNESCO-Welterbesiegel eine großartige Anerkennung und Chance für Bremen ist“, erläuterte Peter Siemering, Geschäftsführer der Bremer Touristik-Zentrale (BTZ) die Beweggründe für die Feier auf dem heutigen (5.11.) Pressegespräch. „Aus diesem Grund haben wir uns – auf Anregung des ehemaligen Staatsarchivleiters, Dr. Hartmut Müller, – an eine fast vergessene, beinahe zweihundert Jahre alte Tradition erinnert, mit der wir nun jedes Jahr den Roland und seine Bedeutung für einen Tag hervorheben möchten.“
Bereits im 19. Jahrhundert feierten die Bremer Rolands Geburtstag am 5. November. Das genaue Geburtstagsdatum des historischen Rolands ist zwar nicht bekannt. Fest steht aber, dass die steinerne Statue auf dem Bremer Marktplatz 1404 errichtet wurde und damit in 2008 604 Jahre alt wird.
Von 1813 bis 1863 feierten die Bremer den 5. November als den Tag, an dem die Stadt von russischen Kosaken nach mehrjähriger Besatzung durch das napoleonische Frankreich befreit wurde. Da er „Tag der wiedererstandenen Freiheit“ genannt wurde, lag die Verbindung zum Freiheitssymbol Roland nahe. Auch in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts lebte der Brauch für kurze Zeit wieder auf. Gab es damals noch „tanzende Jungfrauen“ und „kleine Schulmädchen“, die den Roland mit Blumen schmückten, so sollen ab heute eine UNESCO-Welterbe-Flagge und ein Strauß rot-weißer Blumen den Roland am 5. November zieren.
Zu den Gästen, die sich heute (5. November 2008) Morgen um das Geburtstagskind versammelten, gehörten neben BTZ-Geschäftsführer Peter Siemering auch Dr. Hartmut Müller, der Leiter des Bremer Staatsarchivs, Dr. Konrad Elmshäuser, Prof. Georg Skalecki vom Landesamt für Denkmalpflege und der DeHoGa-Chef Fritz Rößler. Ratskellermeister Karl-Josef Kroetz servierte aus gegebenem Anlass erlesenen Rolandsekt aus seinem Hause.
Für alle, die mehr über den Roland erfahren wollten, gab eine Infotafel auf deutsch und englisch Auskunft über die Herkunft und Bedeutung der Statue. Nach der altfranzösischen Dichtung „La Chanson de Roland“, die kurz nach 1100 entstand, war Roland ein Neffe von Kaiser Karl, dem Großen. Der Ritter soll das Heer Karls, des Großen, in einem Gefecht gegen die Basken gerettet haben. Rolandstatuen als Standbild eines Ritters und Sinnbild der Stadtrechte gibt es in vielen nord- und ostdeutschen Städten sowie sogar in Brasilien und den USA. Der Bremer Roland jedoch war stilprägend für viele seiner europäischen Vettern und wird daher auch als Ahnherr dieser Figuren bezeichnet!
„Wir wollen auch in den kommenden Jahren den Geburtstag unseres Bremer ‚Mr. Liberty’ am 5. November feiern. Dafür werden wir jedes Jahr neue Informationen über Roland zusammentragen und uns auch seinen Kollegen aus anderen Städten und Ländern widmen.“, kündigte Peter Siemering die Fortführung der alten Bremer Tradition an.
Ausführliche Informationen zum Roland und zum Bremer UNESCO Welterbe gibt es auch auf den Rundgängen und Führungen der BTZ zu erfahren. Nähere Infos unter www.bremen-tourismus.de oder beim BTZ-Service-Telefon 0 18 05 / 10 10 30 (14 Ct./Min. dt. Festnetz, ggf. andere Preise Mobilfunk).
[Foto: Senatspressestelle]