16.03.2009
Der Missbrauch von Frauen als Kriegsbeute gehört in der der demokratischen Republik Kongo zum schrecklichen Alltag. Schätzungen des UN Menschenrechtsrates gehen davon aus, dass allein im Jahr 2008 rund 100.000 Frauen auf brutalste Weise vergewaltigt, versklavt und verstümmelt wurden, darunter auch junge Mädchen, zum Teil im Kindesalter. Immaculée Birhaheka, kongolesische Menschenrechtlerin, kämpft seit vielen Jahren gegen die allgegenwärtigen Gewaltverbrechen an Frauen und Mädchen in ihrem Heimatland. Sie bringt als eine der wenigen Aktivistinnen im Kongo den Mut auf, die kongolesische Politik und Öffentlichkeit mit Themen wie (Kriegs-) Vergewaltigungen zu konfrontieren. Immer wieder hat sie in den vergangenen Jahren die schweren Menschenrechtsverletzungen in ihrem Land öffentlich angeklagt. Für ihr Engagement verleiht der Bremer Senat Immaculée Birhaheka heute (16.3.2009) den Bremer Solidaritätspreis.
„Das Eintreten für die Menschenrechte ist im Kongo keine Selbstverständlichkeit, sondern mit hohem persönlichen Risiko verbunden“, erklärte Bürgermeisterin Karoline Linnert heute während der Pressekonferenz mit der Preisträgerin im Bremer Rathaus. Der Senat hoffe, dass diese internationale Anerkennung auch Schutz für die seit Jahren bedrohte Aktivisten bedeuten könne.
Immaculée Birhaheka ist Gründerin und Leiterin des PAIF (Promotion et Appuiaux Initiatives Féminines), einer Organisation zur Förderung und Unterstützung von Fraueninitiativen in der Demokratischen Republik Kongo. „Ich freue mich über diesen Preis. Er ist für uns eine Anerkennung für die Befreiung unseres Volkes“, sagte Immaculée Birhaheka. „Die Situation in unserem Land ist ein einziges Chaos“. Sie erinnerte an die ständigen Kriege, die das Land seit zehn Jahren erschütterten. Ausländische Truppen würden die Bevölkerung abschlachten und die Bodenschätze ausplündern. Und immer wieder seien es Frauen und Mädchen, deren Leben zerstört werde. Viele seien nach den Vergewaltigungen mit dem HIV-Virus infiziert. „Mit unserer Organisation PAIF versuchen wir, so gut es geht zu helfen“, so Birhaheka. Die betroffenen Frauen würden medizinisch versorgt, sie bekämen juristische Hilfe und Mikrokredite, um eine eigenständige zur sozialen Eingliederung. Das alles reiche aber bei weitem nicht, die gegenwärtige Lage zu verbessern. Mit eindringlichen Worten richtete sie einen Appell an die deutsche Regierung: „Bitte helfen Sie mit, uns von dieser Sklavenhaltung zu befreien!“
Dass Vergewaltigungen in fast allen Kriegsregionen vorkommen, machte Dr. Monika Hauser, Gründerin der Organisation medica mondiale deutlich. Sie ist als Laudatorin für die diesjährige Trägerin des Solidaritätspreises nach Bremen gekommen. Die Körper der Frauen würden in kriegerischen Auseinandersetzungen immer wieder zur Kriegswaffe. Trotz der UN-Resolution 1820, nach der Frauen in Kriegsgebieten geschützt werden müssten, käme es immer wieder zu Vergewaltigungen. „Ich wünsche mir hier mehr politischen Willen“ diese auch umzusetzen, so Monika Hauser. Sie plädierte zudem dafür, die Forderung von Frauen und deren Organisationen maßgeblich in Friedensverhandlungen einzubeziehen.
[Foto: Mareike Fehling, Senatspressestelle]