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Senatskanzlei

Bürgermeister Carsten Sieling zum Tod von Ludwig Baumann

06.07.2018
Ludwig Baumann
Ludwig Baumann

Der Friedenaktivist, Wehrmachtsdeserteur und ehemalige Vorsitzende der Bundesvereinigung der Opfer der NS-Militärjustiz, Ludwig Baumann, ist gestern (05.07.2018) im Alter von 96 Jahren in Bremen verstorben. Baumann war seit den 1980er Jahren in der Friedensbewegung aktiv. Eines seiner dringlichsten Anliegen war die Rehabilitierung der Wehrmachtsdeserteure, deren Verurteilungen durch die NS-Diktatur erst im Laufe der 2000er Jahre von der Bundesregierung aufgearbeitet wurden. Im November 2011 wurde Baumanns Wirken anlässlich seines 90. Geburtstags mit einem Senatsempfang im Bremer Rathaus gewürdigt.

Der Präsident des Senats, Bremens Bürgermeister Sieling: „Ludwig Baumanns Einsatz für Frieden und Menschlichkeit verdient große Anerkennung. Ihm und vielen seiner Mitstreiter ist großes Unrecht und Leid widerfahren. Dagegen hat er über Jahrzehnte unermüdlich seine Stimme erhoben, die eine unverzichtbare Stimme für unsere Gesellschaft gewesen ist. Sein Lebenswerk ist bewundernswert. Der Senat wird das Verdienst von Ludwig Baumann und sein Wirken ehren.“

Ludwig Baumann wurde 1921 in Hamburg geboren. Schon früh rebellierte er gegen die Autoritäten der NS-Diktatur. Wenige Monate nach seiner Zwangseinziehung im Jahr 1941 desertierte er aus der Wehrmacht. 1942 wurde er gefasst und zum Tode verurteilt. Auf zehn Monate in der Todeszelle folgte die Umwandlung in zwölf Jahre KZ-Haft. Noch lange nach dem Krieg sah sich Baumann starken gesellschaftlich Anfeindungen ausgesetzt, denn die Deserteure galten auch im Nachkriegsdeutschland immer noch als „Verräter“ und „Feiglinge“. Für die Anerkennung des Widerstands, den die Wehrmachtsdeserteure gegen das NS-Regime leisteten, musste Ludwig Baumann lange kämpfen: Erst 1998 wurde vom Bundestag ein Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile verabschiedet. Dieses Gesetz hob aber zunächst nur Urteile des Volksgerichtshofs und der Standgerichte auf. Erst fünf Jahre später (2002) wurde mit Regierungsmehrheit ein Änderungsgesetz in Kraft gesetzt, mit dem auch Wehrmachtsdeserteure rehabilitiert wurden. Dann dauerte es nochmal sieben Jahre, bis der Bundestag 2009, und diesmal einstimmig, mit einem weiteren Gesetz auch die Urteile gegen so genannte Kriegsverräter aufhob.