Sculpteur mal-aimé / Ungeliebter Bildhauer
04.02.2014Der figürliche Bildhauer Charles Despiau (1874–1946) ist wohl als eine der umstrittensten Künstlerpersönlichkeiten der französischen Moderne zu bezeichnen. Gehörte er zu Lebzeiten neben Aristide Maillol (1981–1944) zu den tonangebenden Bildhauern seiner Zeit, dessen Werke vor allem in Amerika gefeiert wurden, so trübte seine Verbindung zu Arno Breker (1900–1991), dem berühmtesten Bildhauer des Dritten Reichs, den Ruf des Bildhauers in Deutschland. Despiau – ein ungeliebter Bildhauer? Diese Frage stellt die aktuelle Ausstellung im Gerhard-Marcks-Haus.www.marcks.de
Despiaus Figuren und Porträts sind ein Statement zu den grundlegenden Fragestellungen der Bildhauerei des 20. Jahrhunderts: Volumen, Richtung und Raum. Seine Arbeiten sind ein gutes Beispiel dafür, dass minimale Eingriffe in ein Kunstwerk, eine maximale Bedeutung bekommen können. Seine Plastiken scheinen realistisch, aber wie kaum ein anderer manipulierte er die Formen, um ihre Präsenz zu steigern. Im Zentrum seines Schaffens steht seine unerschöpfliche Variationsbreite beim Modellieren, insbesondere bei den Porträts. Kein Typus, kein einheitliches Schema.
Charles Despiau suchte bei jedem Werk nach einer neuen künstlerischen Ausdruckfsform. Gezeigt werden insgesamt 45 Skulpturen und 20 Zeichnungen, zusammengetragen aus französischen, niederländischen und deutschen Sammlungen. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Museum Beelden aan Zee in Den Haag. Ergänzend zur Ausstellung erscheint ein zweisprachiger Katalog (deutsch/englisch) zum Preis von 25,- Euro. Ausstellung und Katalog wurden großzügig vom Freundeskreis des Gerhard-Marcks-Hauses e.V. unterstützt.