Die Bremerinnen und Bremer haben eine innige Beziehung zu ihrem Rathaus. Das zeigte sich beispielsweise im Sommer 2017, als ausgewählte Stücke des grünen Rathauskupferdaches als Souvenir verkauft wurden. Zur Erinnerung: Das Dach auf dem Alten Rathaus musste komplett neu eingedeckt werden, weil an zahlreichen Stellen Regenwasser einsickerte und die wertvolle Bausubstanz des UNESCO-Welterbes bedroht war. Die Nachfrage nach den Kupfersouvenirs war damals riesig, eine mehrere hundert Meter lange Schlange bildete sich vor dem Rathaus, alle Souvenirstücke wurden verkauft. Der Verkaufserlös – insgesamt waren das 22.500 € – dieser limitierten Stücke wird von der Senatskanzlei konsequent für die Denkmalpflege im Rathaus eingesetzt.
Für jeden sichtbar wurde das am Donnerstag, 29. März 2018. An diesem Tag bekam die Balustrade rund um die „Windsbraut“ auf dem Dach des Neuen Rathauses die fehlenden vier Pokale zurück. Die vergoldeten und rund 40 Zentimeter hohen Pokale, zwei von ihnen sind restaurierte Originale, die beiden anderen sind Rekonstruktionen, waren ursprünglich an der Balustrade des Windsbrautturmes angebracht. Die sogenannte „Windsbraut“ ist eine vergoldete Frauen-Statue, die im Jahr 1909 von dem in Bremen gebürtigen Bildhauer Georg Roemer als Glücksgöttin „Fortuna“ entworfen wurde.
Bürgermeister Dr. Carsten Sieling: „Mein großer Dank geht an die Bremerinnen und Bremer, die im Sommer vergangenen Jahres ein Souvenirstück vom alten Rathauskupferdach gekauft haben. Die Mittel aus dem Verkauf werden ausschließlich für erhaltende Maßnahmen der Rathaus-Denkmalpflege verwendet. Der Erlös macht es möglich, der Windsbraut auf dem Dach des Neuen Rathauses ihre vier Pokale zurückzugeben. Wir haben uns für diese Maßnahme entschieden, weil sie von jeder Bremerin und jedem Bremer wahrgenommen werden kann. So ist für alle sichtbar, wie aus den Souvenirkäufen etwas Sinnvolles entstanden ist und das Denkmal erhalten wird.“
Kornelia Buhr, Verwaltungsleiterin der Senatskanzlei: „Dass wir uns für die Pokale entscheiden haben, ist auch einem Zufall zu verdanken: So wurden die Zierelemente aus unbekanntem Grund in den 1960er Jahren abmontiert. Zwei der kupfernen Pokale sind bis heute verschollen, zwei Exemplare wurden bei Rentenbeginn eines Mitarbeiters im Haus “wiederentdeckt“. Der Sinn und Zweck der beiden übriggebliebenen Pokale war zu diesem Zeitpunkt tatsächlich völlig unbekannt. Erst nach einer intensiven Spurensuche in alten Fotos und Bildern wurde der ursprüngliche Verwendungszweck erkannt: Auf einer Fotografie des Bremer Rathauses der „Preußischen Messbildanstalt“ aus dem Jahr 1917 wurde die Windsbraut mit ihren vier Pokalen entdeckt. Und diesen baulichen Originalzustand wollten wir wieder herstellen.“
Bürgermeister Sieling dankte dem Metallbaumeister und Restaurator Roland Peuthert für die Restaurierung der Originale und die Neuanfertigung der fehlenden zwei Pokale. Peuthert: „Das war eine aufwändige und zugleich sehr schöne Arbeit. Für mich ist immer wieder eine große Ehre, mit meiner Arbeit den Erhalt des UNESCO-Welterbes Bremer Rathaus zu unterstützten.“
Fotos: Senatspressestelle / Phillip Wauter