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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus der Ukraine zu Gast in der Hansestadt

26.04.2005

Zum fünften Mal sind ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Bremen zu Gast. Vom 24. bis 30. April 2005 besuchen fünf Frauen und Männer aus der Ukraine mit Angehörigen die Hansestadt. Maria Iwanowna Morosowa hat bei der Bremer Straßenbahn AG als Wagenwäscherin gearbeitet, Anna Karpowna Musytschenko und Ewdokija Karpowna Tschorna waren mit ihren Eltern in einem Barackenlager in Huckelriede untergebracht. Dort arbeiteten die Eltern unter anderem für das Gartenbauamt. Sie mussten auf dem Friedhof Tote bestatten, während die ältere Tochter in der Küche des Lagers arbeitete und auf ihre kleine Schwester aufpassen musste. Wladislaw Iwanowitsch Schtscherbina und Aleksej Semenowitsch Deschtscha arbeiteten im Hafen. Sie wurden am 27. April 1945 durch britische Truppen aus ihren Lagern in Bremen befreit.


Während ihres Aufenthaltes in Bremen haben die Gäste ihre ehemaligen Arbeits- und Lagerstätten besucht, sie werden unter anderem Gespräche mit Schülerinnen und Schülern führen und am 27. April 2005 an der zentralen Gedenkveranstaltung des Senats „60 Jahre Kriegsende in Bremen“ teilnehmen. (Besuchsprogramm siehe Anlage). Organisiert wurde der Besuch vom Verein Walerjan Wróbel, der auch die Gäste betreut.


Beim heutigen Pressegespräch (26. April 2005) und anschließenden Empfang für die Gäste unterstrich Arbeits- und Sozialsenatorin Karin Röpke ihre Freude über den Besuch, der für den Senat eine Ehre sei. Karin Röpke: „Was geschehen ist, kann leider niemand ungeschehen machen. Die damals aufgeladene Schuld kann nicht wieder abgetragen werden. Aber es soll nie wieder möglich sein, dass Menschen ein solches Unrecht zugefügt wird. Diese Einladung soll Ihnen zeigen, dass die Bevölkerung Bremens das begangene Unrecht anerkennt und nicht verdrängt.“

Aus Unterlagen des Staatsarchivs geht hervor, dass im September 1944 in zahlreichen großen und kleinen Lagern in Bremen 38 567 ausländische Arbeiter und Arbeiterinnen lebten, davon 14 486 Ostarbeiter/innen. Nicht berücksichtigt sind bei diesen Zahlen, die in der Landwirtschaft, beim Handwerk, in kleinen Betrieben und in Privathaushalten eingesetzten Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen. Nach vorsichtigen Schätzungen waren während des Zweiten Weltkriegs rund 75 000 Menschen zur Zwangsarbeit in Bremen gezwungen.


Seit der Senat 1999 das Besuchsprogramm initiiert hat, waren ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus der Ukraine, aus Russland, Weißrussland und Polen zu Gast. Finanziell unterstützt wurden und werden die Besuche von Stiftungen, Bremer Firmen, Kirchen und Einzelpersonen.