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Sonstige

Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen setzt auf flächendeckende Frühdefibrillation

21.03.2003

Wiederbelebung in Rekordzeit - RKK bietet nach der Fortbildung der eigenen Mitarbeiter ab sofort Schulungen für externe Firmen an

„Die Chance, einen Menschen nach einem Herzstillstand wiederzubeleben sinkt von Minute zu Minute“ weiß Dr. Bernd Wagener, Oberarzt der Klinik für Anästhesie am Roten Kreuz Krankenhaus Bremen. Durch die flächendeckende Ausstattung mit halbautomatischen Elektroschockgeräten zur Wiederbelebung (Frühdefibrillatoren) und durch die für Bremer Krankenhäuser einmalige Schulung aller medizinisch arbeitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist man im RKK bestens für den Notfall gerüstet. „Ob im Foyer, auf den Stationen, im Café K oder im Westhaus - wir brauchen jetzt höchstens sechs Minuten, um die sofort begonnene Wiederbelebung zu optimieren und gewinnen Zeit, die über Leben und Tod der Patienten entscheiden kann“, so Dr. Wagener. Ergänzend zu den vorhandenen Geräten, die von den Ärzten manuell eingesetzt werden, gibt es nun auf jeder zweiten Etage im Haupthaus wie auch im Westhaus des Roten Kreuz Krankenhaus neue halbautomatische Defibrillatoren - insgesamt sechs an der Zahl.

Die Notfallkompetenz des RKK wird in Zusammenarbeit mit dem DRK Kreisverband Bremen auch Externen angeboten: Firmen oder interessierte Gruppen bis zu zwölf Personen können sich in einem sechsstündigen Seminar die richtige Handhabung eines Defibrillators aneignen. Weitere Informationen gibt es im Roten Kreuz Krankenhaus Bremen unter der Telefonnummer: 0421 55 99 277


Dr. Bernd Wagener, seit 1988 Arzt im Roten Kreuz Krankenhaus in Bremen, initiierte die innerbetriebliche Fortbildung zur Benutzung der Frühdefibrillatoren für die Kolleginnen und Kollegen. Anfang Juni 2002 erlernten zunächst die Ärzte, Abteilungsleitung des Pflegepersonals und der Nachtdienst die Handhabung des Gerätes. Nach und nach schulten die Fachärzte der Anästhesie alle weiteren Mitarbeiter des Krankenhauses, die im medizinischen Bereich tätig sind, insgesamt über 350 Personen. Geübt wurde an Puppen. „Die meisten Menschen haben beim ersten Mal Berührungsängste, das ist normal“, schildert Dr. Wagener seine Erfahrungen. „Aber die Chance, Leben retten zu können, darf nicht ungenutzt bleiben.“

Das Rote Kreuz Krankenhaus Bremen verzeichnet im Jahr durchschnittlich 0,9 Notfälle pro Woche. Über ein Drittel dieser Notfälle entstehen aufgrund akuter Herz-Rhythmus-Störungen. Nicht nur Menschen, die der Rettungsdienst ins Krankenhaus bringt oder Patienten, die dort schon stationär behandelt werden, profitieren von der Aktion. „Patienten fahren auch privat mit dem eigenen Auto oder einem Taxi vor“, berichtet Dr. Wagener. „Manche merken einfach, dass mit ihnen etwas nicht stimmt, andere kommen, nach dem ihnen der Hausarzt dringend geraten hat, einen Spezialisten aufzusuchen.“ Nicht selten brechen diese Patienten dann im Krankenhaus zusammen.


Frühdefibrillatoren werden zur Wiederbelebung in Fällen eingesetzt, wo Herz-Rhythmus-Störungen zum Herzstillstand eines Menschen führen. Die Handhabung der „Defis“ ist denkbar unkompliziert: Das Gerät sagt dem Helfer, was er tun muss. Es führt den Anwender mit Sprachbefehlen durch die Bedienung, die aus zwei Tastendrücken besteht. Nach dem Einschalten fordert das Gerät dazu auf, zwei handtellergroße Elektroden auf den Oberkörper des Bewusstlosen zu kleben. Der „Defi“ gleicht seine Energieabgabe dem Körper des Patienten an. Innerhalb von wenigen Sekunden, wenn ein Schock notwendig ist, gibt das Gerät die Anweisung: Schock empfohlen. Durch das Drücken einer Taste wird dann der Elektroschock ausgelöst.


Die Verbreitung der Geräte, die in den USA bereits in Badeanstalten, Firmen und öffentlichen Räumen zu finden sind, steckt in Europa immer noch in den Kinderschuhen. In Deutschland werden Defibrillatoren bislang beispielweise in Flugzeugen und U-Bahnstationen eingesetzt.