09.06.2008
Schönheit der Exponate berührte – 65.000 Besucherinnen und Besucher
Ciao, bella“, heißt es im Focke-Museum, wenn die Venus von Lovatelli in den nächsten Tagen wieder in ihrer doppelwandige Transportkiste verstaut und auf den LKW geladen wird, um ab August die Besucher der Ausstellung „Luxus und Dekadenz“ im Museum Het Valkhof in Nijmegen, Holland, zu erfreuen. Das Bremer Focke-Museum als zweite Station des Ausstellungsprojektes, das von insgesamt vier Partnermuseen realisiert wird, freut sich über die gute Resonanz auf die Ausstellung. 65.000 Besucherinnen und Besucher hatten die Sonderschau besichtigt, als das Focke-Museum am Sonntagabend die Türen schloss.
Gäste aus Nah und Fern haben sich begeistert über ihren Besuch geäußert, vor allem über die Ästhetik der Ausstellung mit ihren abwechselnd luftig hellen und dunklen Räumen und die Großzügigkeit, mit der die Objekte angeordnet sind. Eintragungen im Besucherbuch spiegeln das Staunen wider, das oft in der Ausstellung zu hören und spüren war. Berührt von der Schönheit der Exponate und von der Diskrepanz zwischen dem ausschweifenden Luxus der Oberschicht und den Lebensbedingungen der Sklaven und Gladiatoren, die die Ausstellung skizziert, waren immer wieder Vergleiche zur heutigen Situation zu hören und zu lesen.
Schulklassen kamen aus Ostfriesland, Hamburg, Hannover, Rostock oder Heidelberg angereist. „Die Führungstermine für Schulklassen waren seit März komplett ausgebucht. Wir freuen uns sehr, damit an den Erfolg von der Ausstellung „Die letzten Stunden von Herculaneum“ anknüpfen zu können“, sagt die Direktorin des Focke-Museums, Dr. Frauke von der Haar. „Aufgrund der großen Nachfrage seitens der Schulen bei der Ausstellung „Die letzten Stunden von Herculaneum“ haben wir gleich ab der Eröffnung von „Luxus und Dekadenz“ auch montags für Schulklassen geöffnet und die generellen Öffnungszeiten täglich um eine Stunde verlängert.“
Fast 600 Schulklassen haben eines der museumspädagogischen Angebote wahrgenommen, und haben im Anschluss an die Führungen durch die Ausstellung über 3.000 Gläser Badesalz nach römischen Rezepten hergestellt und 2.000 Steine vergoldet. Das Team der 13 MuseumspädagogInnen hat in den letzten 25 Wochen seit der Eröffnung der Luxus-Ausstellung Mitte Dezember darüber hinaus 91 öffentliche und 150 von Vereinen, Berufsgruppen, Firmen oder Privatleuten gebuchte Führungen bestritten. Von deutsch-italienischen Gesellschaften, Kulturvereinen, Kirchengruppen oder Berufsverbänden aus ganz Norddeutschland über Kultur- und Bildungs-Reiseveranstalter von Hamburg bis Wien bis hin zu „Luxus-Fans“, die als Privatpersonen gleich 4 oder 5 Führungen buchten, reichte das Spektrum der Interessenten für private Gruppenführungen.
Auf besonders große Resonanz stießen die Führungen in lateinischer Sprache durch die Ausstellung. Rund 2.100 Personen hat Kurt Hille, ehemaliger Lateinlehrer aus Bremen Nord, in Toga und Sandalen durch „Luxus und Dekadenz“ geführt. Schulklassen aus Schleswig-Holstein, Hamburg Niedersachsen und Bremen hatten einen Anteil von gut 60 % an den 100 Führungen, die andren 40 % setzten sich gleichermaßen aus öffentlichen und privat gebuchten Führungen zusammen.
Dass das Angebot einer lateinischen Führung (ausgerechnet in dem Bundesland mit den prozentual gerechnet wenigsten Lateinschülern!) ganz unterschiedliche Kreise anspricht, zeigen die privat gebuchten Führungen: Lehrerkollegien und Fachgruppen nutzten das Angebot ebenso wie ein Hamburger Ärztekreis, Orchester und Chor der Uni Bremen, ein Bremer, der anlässlich eines runden Geburtstages seine Gäste zu einer Lateinführung durch „Luxus und Dekadenz“ einlud oder die ehemaligen Schülerinnen des Gymnasiums „Kleine Helle“, die einen Teil der Feierlichkeiten ihres 50jährigen Abitursjubiläums ins Focke-Museum verlegten.
Bei den öffentlichen Führungen sowie bei den offenen Rundgängen, die Kurt Hille 5-6 Stunden lang in der Langen Nacht der Museen und zum Abschluss der Ausstellung am 8. Juni anbot, war er ausnahmslos von Scharen von 30 bis 50 Besuchern umringt, von Repräsentanten aller Altersgruppen und Kenntnisstände der Lateinischen Sprache; eine begeisterte Besucherin begleitete Herrn Hille in der Museumsnacht 4 Stunden lang durch den Luxus aus den antiken Städten am Golf von Neapel. Ob die Besucher mit oder ohne Latinum ins Focke-Museum kamen, und ob dieses 5 oder 50 Jahre zurücklag, immer wieder waren Sätze zu hören wie „ich hatte vor der Führung Bedenken überhaupt etwas mitzubekommen, aber nun bin ich glücklich, dass ich fast alles verstanden habe.“
Besonders glücklich schätzten sich auch die Teilnehmer der beiden Reisen, die der Verein von Freunden des Focke-Museums unter der fachkundigen Leitung von Prof. Dr. Dieter Richter an den Golf von Neapel anbot. Dort führte der Mitinitiator der Ausstellung an die originalen Schauplätze und Herkunftsorte der kostbaren Exponate, die, wenn sie nicht gerade auf „Luxus-Reise“ sind, überwiegend im Nationalmuseum in Neapel zu finden sind.
Die Sonderausstellung „Luxus und Dekadenz“ war von einem vielseitigen Rahmenprogramm begleitet. 10 Vorträge deutscher und italienischer Wissenschaftler vor meist mehr als ausverkauftem Saal, Familiennachmittage und Römische Sagen und Märchen oder Würfel- und Brettspiele für Kinder mit der Gruppe Timetrotter vermittelten kleinen und großen Gästen Wissenswertes über das Römische Imperium vor 2000 Jahren. Ein besonderes Erlebnis boten die beiden Gastmahle der Restauration a.a.O. des Kochkünstlers Dieter Froelich, der an zwei Abenden im Mai im musealen Ambiente des Bauernhauses aus Mittelsbüren manieristische Speisen aus verschiedenen Jahrhunderten in 16 Gängen servierte.