Sie sind hier:

Die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation

Gastvögel auf der Luneplate – Naturschauspiel im Weser-Ästuar

Achtung Redaktionen: Mit der Bitte um Beachtung!
Die letzte kostenlose ornithologische Führungen über die Luneplate in diesem Jahr startet am kommenden Sonntag, 19. November 2017, um 10 Uhr

15.11.2017

Im Naturschutzgebiet Luneplate herrscht derzeit besonders reges Treiben. Tausende Vögel nutzen das Gebiet am Beginn des Mündungstrichters der Weser auf dem Durchzug zu ihren Überwinterungsgebieten oder verbringen den gesamten Winter hier. So wurden an einem einzigen Tag bis zu 13.100 Tiere auf den Grünlandflächen gezählt und bis zu 10.700 im Tidepolder. Das ist das Ergebnis von aktuellen Untersuchungen, mit denen die Entwicklung dieses noch relativ jungen Naturschutzgebietes fortlaufend dokumentiert wird. "Die Luneplate ist inzwischen ein Paradies für Ornithologen und ein Vogelschutzgebiet von internationaler Bedeutung", so der Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen, Martin Günthner. "Zugleich belegt diese Entwicklung, dass Hafenbau und eine nachhaltige Verbesserung der Natur Hand in Hand gehen."

Nonnengänse unter Beobachtung
Nonnengänse unter Beobachtung

Auf der Luneplate hat die Hafengesellschaft bremenports in den letzten Jahren umfangreiche Kompensationsmaßnahmen umgesetzt. Seit 2010 sind die Grünlandflächen im Binnendeichsbereich der Luneplate und die Bereiche um den ehemaligen Weser-Arm "Alte Weser", seit 2012 auch der sogenannte Tidepolder, als Kompensationsflächen für Hafenbauprojekte fertig gestellt. Zusammen mit den vorgelagerten Außendeichs- und Wattflächen im Mündungstrichter der Weser bildet die Luneplate jetzt ein mehr als 1.000 Hektar großes Naturschutzgebiet.

Die Kompensationsflächen auf der Luneplate stehen miteinander in Verbindung. Große Scharen von ziehenden und rastenden Wasser- und Watvögeln wechseln zwischen Tidepolder und Grünland oder rasten auf der Alten Weser. Die Lage der Luneplate am Mündungstrichter der Weser, am Übergang vom Wattenmeer zum Binnenland, führt dazu, dass sich hier von Herbst bis zum Frühjahr große Vogelschwärme aufhalten.

Die ersten Gastvögel nach der Brutzeit sind die Krickente und der Säbelschnäbler, die hier ihre Mauserzeit, den Gefiederwechsel, verbringen. Im September setzt sich das Gastvogelgeschehen dann meist mit dem Einflug der Graugänse fort. Im Verlauf des Herbstes schließen sich Watvögel wie Kiebitz, Goldregenpfeifer, Großer Brachvogel und Alpenstrandläufer an, die zeitweise Trupps von mehreren Hundert bis zu 2.000 Tieren bilden können. Auf der Luneplate legen sie nach der Brut einen vorübergehenden Aufenthalt zur Nahrungsaufnahme für den Weiterflug ein. Die Zahlen der Gastvögel steigen danach weiter an, bei den Entenvögeln vor allem bis zum Januar geprägt durch die großen Schwärme der Weißwangengans. Die Zahlen der Weißwangengänse können über 10.000 Tiere erreichen und sind damit so hoch, dass sie von internationaler Bedeutung sind. Dies bedeutet, dass ein sehr großer Anteil des Gesamtbestandes dieser Art auf der Luneplate rastet. Die flach überfluteten Blänken, die außerhalb der Weidesaison großräumig im Grünland bestehen, dienen den Tieren als Schlafplatz. In der Dämmerung setzen dann morgens und abends die eindrucksvollen Formationsflüge der Gänse, zu und von den Nahrungsflächen, in der Osterstader Marsch ein.

Uferschnepfe beim Mittagsmahl
Uferschnepfe beim Mittagsmahl

Je nach Wetterlage, Kälteeinbruch oder kurzer Wärmeperiode wechseln Arten und Zahlen der Gastvögel über die Wintersaison, so dass sich immer wieder neue Aspekte zeigen. Arten, die der kalten Jahreszeit in ihren nordischen Brutgebieten in Richtung Süden unterschiedlich weit ausweichen, z.B. Gänse wie Grau- und Blässgans sowie Weißwangengans und die Pfeifente, sind regelmäßig im Gebiet zu beobachten.

Internationale Bedeutung erreichen im Tidepolder die Zahlen des Säbelschnäblers mit bis zu 2.000 Tieren, mindestens nationale Bedeutung erreichen regelmäßig Arten wie die Krickente, der Kampfläufer und - sowohl im Tidepolder als auch im Grünland - die Pfeifente (fast bis zu 4.000 Tiere). Im Frühjahr rasten auf der Luneplate dann wieder die Arten, die im Herbst schon durchgezogen sind und sich auf dem Heimzug in ihre nordeuropäischen bis arktischen Brutgebiete befinden. Zu dieser Zeit halten sie sich aber meist viel kürzer im Gebiet auf und machen hier nur einen Zwischenstopp.

Auffällige und fast exotisch wirkende Arten sind die Löffler, die seit einigen Jahren immer mal wieder auf der Luneplate Nahrung suchen und die Silberreiher, die hier regelmäßig zu beobachten sind. Ornithologen kommen auf ihre Kosten, wenn sehr seltene Arten wie der Sand-Strandläufer auftauchen. Spektakulär sind die gelegentlichen Überflüge von Seeadlern, die die großen Gastvogelschwärme aufscheuchen, so dass die riesige Zahl der auf dem Grünland sitzenden Tiere erst sichtbar wird.

Ruhe kehrt im Winter auf der Luneplate nur ein, wenn bei starkem Frost alle Wasserflächen zufrieren. Dann ziehen die Vögel weiter in südliche Richtung, um zurückzukehren, sobald es wieder zu tauen beginnt.

Möglich wurde diese Entwicklung durch die umfangreichen Maßnahmen als Kompensation für die Containerhäfen CT III, CT IIIa und CT 4 sowie verschiedene andere Hafenbauprojekte: die Herstellung des Tidepolders, die Veränderung der Grünlandnutzung hin zu einer extensiven Weidenutzung, der Verzicht auf Gülle- und Pestizidausbringung, die Anlage von Blänken und Grabenaufweitungen, die in Verbindung mit hohen Wasserständen in den Gräben im Herbst und Winter dauerhafte Wasserflächen bilden. "Die neuen Zahlen belegen erneut eindrucksvoll, dass die Natur von den großen Hafenbaumaßnahmen durch umfassende Kompensationsmaßnahmen profitiert", so bremenports-Geschäftsführer Robert Howe.

Um das Naturschauspiel des Vogelzuges zu erleben, empfiehlt sich ein Besuch der Luneplate, zu Fuß oder am besten mit dem Rad. Besonders gute Möglichkeiten, das bunte Treiben zu beobachten, ergeben sich beim Beobachtungsturm nahe der alten Hofstelle oder bei dem Vogelversteck nahe des Tidepolders.

Die faszinierend anzusehenden Formationen der zum Teil sehr großen Vogelschwärme werden in der stillen Landschaft akustisch untermalt von dem Rufen der Kiebitze, dem Pfeifen der Pfeifenten und den lauten Gänseschwärmen, oftmals unterbrochen von den schrillen Rufen der Brachvögel und Rotschenkel.

bremenports veranstaltet regelmäßig ornithologische Führungen über die Luneplate.
Die letzte Tour dieses Jahres startet am kommenden Sonntag, 19. November 2017, um 10 Uhr auf dem Parkplatz am ehemaligen Lunesiel (Treffpunkt der Straßen Am Seedeich/Am Luneort).

Anmeldungen zu der kostenfreien Führung sind nicht erforderlich.

Fotos: bremenports