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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Beschäftigungsentwicklung in Bremen überwiegend positiv

IAB-Betriebspanel 2022: Mehr Arbeitsplätze trotz Ukraine-Krieg und Energiekosten

09.02.2024

Fast jeder zweite bremische Betrieb ist vom Krieg in der Ukraine wirtschaftlich betroffen – insbesondere durch höhere Kosten für Energie und Treibstoffe. Insgesamt ist die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse im Jahr 2022 im Bundesland Bremen aber weiter gestiegen, allein bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das sind zwei der Ergebnisse des IAB-Betriebspanels 2022, einer bundesweiten repräsentativen Umfrage unter rund 14.500 Betrieben, darunter mehr als 830 aus Bremen und Bremerhaven, zu betriebspolitischen Themen. Die Befragung erfolgte schwerpunktmäßig von Juli bis November 2022. Die Ergebnisse spiegeln also die Situation in den Betrieben einige Monate nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine wider.

Heute (9. Februar 2024) wurde das IAB-Betriebspanel auf Einladung der Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration, Dr. Claudia Schilling, vorgestellt. Arbeitssenatorin Dr. Claudia Schilling: "Diese jährliche Befragung von möglichst denselben Betrieben erlaubt es uns, strukturelle Veränderungen des Arbeitsmarktes nachzuzeichnen und damit aktuelle und künftige Probleme besser zu erkennen. Dies ist gerade in Zeiten multipler Krisen wichtig als Grundlage für politisches Handeln in unserem Bundesland."

Ergebnisse des IAB-Betriebspanels im Überblick:

Krieg in der Ukraine und Beschäftigung Geflüchteter
45 Prozent der bremischen Betriebe gaben an, vom Krieg in der Ukraine wirtschaftlich betroffen zu sein. Von den betroffenen Betrieben gaben 82 Prozent an, überwiegend negativ betroffen gewesen zu sein. Demgegenüber waren vier Prozent überwiegend positiv betroffen und bei 14 Prozent traf beides in gleichem Maße zu. Betriebe mit negativen Auswirkungen verzeichneten vor allem höhere Kosten für Energie und Treibstoffe, ein großer Teil auch Preisanstiege für sonstige Rohstoffe und Vorleistungen sowie Schwierigkeiten bei deren Bezug.

Zahlreiche geflüchtete Personen, die im Zuge des Krieges in der Ukraine nach Deutschland gekommen sind, bemühen sich um einen Arbeits-, Ausbildungs- oder Praktikumsplatz. Knapp jeder zehnte Betrieb in Bremen hatte bis zum Zeitpunkt der Befragung im dritten Quartal des Jahres 2022 entsprechende Anfragen erhalten. In anderen Regionen fiel der Wert ähnlich aus (westdeutsche Großstädte: acht Prozent; Bundesdurchschnitt: sieben Prozent). In mehr als jedem dritten (41 Prozent) der bremischen Betriebe mit Anfragen wurden eine oder mehrere dieser geflüchteten Personen beschäftigt.

Positive Beschäftigungsentwicklung
In Bremen ist die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse im Jahr 2022 weiter gestiegen. Die Bundesagentur für Arbeit weist allein für die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einen Zuwachs um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus. Der Zuwachs fiel allerdings etwas schwächer aus als im Bundesdurchschnitt (+1,9 Prozent). Der jüngste Aufschwung wurde getragen vom Beschäftigungsaufbau in rund einem Viertel (29 Prozent) der bremischen Betriebe. Im Vergleich zum vorangegangenen Befragungsjahr ist der Anteil von Betrieben mit Beschäftigungsaufbau damit um sechs Prozentpunkte gestiegen.

Bedarf an Fachkräften weiter gestiegen
Einen Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften hatten im Jahr 2022 rund 39 Prozent der bremischen Betriebe. Im Vergleich zur Vorjahresbefragung ist der Anteil von Betrieben mit Fachkräftebedarf um fünf Prozentpunkte gestiegen. Den Betrieben ist es nur teilweise gelungen, ihren Bedarf durch Einstellungen zu decken. Fast zwei Drittel (64 Prozent) der Betriebe mit zu besetzenden Stellen konnten eine oder mehrere der angebotenen Stellen nicht besetzen. Insgesamt blieb jede zweite Stelle für qualifiziertes Personal unbesetzt. Der Anteil unbesetzter Stellen ist damit auf einen neuen Höchstwert gestiegen.

"Dass wir im Land Bremen erneut mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte haben, ist angesichts der zahlreichen Herausforderungen für die bremische Wirtschaft eine wirklich positive Nachricht", sagte Senatorin Dr. Schilling. Dagegen sehe sie den hohen Anteil offener Stellen mit Sorge. "Wenn jede zweite Stelle für qualifiziertes Personal unbesetzt bleibt, ist das ein erhebliches Wachstumshemmnis für unsere Wirtschaft. Die Fachkräftesicherung wird eine der zentralen arbeitsmarktpolitischen Aufgaben bleiben. Ich werde mich dafür einsetzen, dass vorhandene Fachkraftpotenziale in Bremen und Bremerhaven stärker als bisher in den Arbeitsmarkt eingebunden werden. Die Ergebnisse des IAB-Betriebspanels zeigen aber auch klar, dass hier noch Handlungsbedarf in den Betrieben besteht."

Ausbildungsbeteiligung im Bundesdurchschnitt
Rund die Hälfte der bremischen Betriebe ist eigenen Angaben zufolge ausbildungsberechtigt (Bundesdurchschnitt: 52 Prozent). 60 Prozent der ausbildungsberechtigten Betriebe beteiligen sich an der Ausbildung. Bezogen auf alle bremischen Betriebe entspricht dies einem Anteil in Höhe von 30 Prozent. Bremen liegt damit nahezu im Bundesdurchschnitt (29 Prozent). 45 Prozent der bremischen Betriebe, die einen oder mehrere Ausbildungsplätze für das Ausbildungsjahr 2021/2022 angeboten hatten, konnten mindestens einen dieser Plätze nicht besetzen (Bundesdurchschnitt: 50 Prozent). Zu den am häufigsten genannten Gründen gehörte, dass die Zahl der erhaltenen Bewerbungen geringer ausfiel als die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze.

Frauen in Führungsetagen nach wie vor unterrepräsentiert
In rund einem Drittel der bremischen Betriebe gibt es mindestens eine Frau auf der obersten Leitungsebene (35 Prozent): in 15 Prozent gibt es sowohl Frauen als auch Männer in der Führungsspitze; 20 Prozent sind ausschließlich frauengeführt. In rund zwei Drittel (65 Prozent) der Betriebe in Bremen besteht die Geschäftsführung dagegen ausschließlich aus Männern. Von allen Leitungsposten ist nur etwas mehr als ein Viertel (29 Prozent) mit Frauen besetzt. Der Frauenanteil an allen Führungskräften liegt damit weiterhin deutlich unter ihrem Anteil an den Beschäftigten – und zwar in allen Bereichen der bremischen Wirtschaft.

Senatorin Dr. Schilling: "Ich bin überzeugt davon, dass die Basis jeglicher Anstrengungen zur Fachkräftesicherung die Stärkung der Berufsausbildung ist. Daher begrüße ich es ausdrücklich, dass sich die Betriebe in Bremen und Bremerhaven stärker in der Ausbildung von jungen Menschen engagieren als in anderen deutschen Großstädten." Mit weniger als einem Drittel bleibe der Anteil der Ausbildungsbetriebe an allen Betrieben im Land Bremen allerdings gering. "Deshalb werden wir mit dem Ausbildungsunterstützungsfonds ausbildungswillige Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber unterstützen", sagte die Senatorin. Als weiteren wichtigen Aspekt der Fachkräftesicherung nannte sie das Ziel, Frauen noch stärker in den Arbeitsmarkt zu integrieren. "Das ist für mich auch eine Frage der Gerechtigkeit. Frauen sind nicht nur in Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert. Das wollen wir ändern und aktiv an Verbesserungen arbeiten, unter anderem mit den Maßnahmen aus der von meinem Haus entwickelten Landesstrategie für Gendergerechtigkeit und Entgeltgleichheit."

Hintergrund: IAB-Betriebspanel
Im Rahmen des IAB-Betriebspanels werden in Deutschland seit 1993 jährlich vom Umfrageinstitut Kantar Public im Auftrag des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit repräsentative Betriebsbefragungen zu "Beschäftigungstrends" durchgeführt. Im Jahr 2022 fand diese Befragung zum 27. Mal statt. Das SÖSTRA Institut für Sozialökonomische Strukturanalysen wertet das Betriebspanel des Landes Bremen im Auftrag der Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union aus. Der Bericht basiert auf einer repräsentativen Befragung (mündliche Interviews und computergestützte Abfragen) der Betriebe.

Ansprechpartnerin für die Medien:
Nina Willborn, Pressesprecherin bei der Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration, Tel.: (0421) 361-20323, E-Mail: nina.willborn@soziales.bremen.de