Achtung Redaktionen: Einladung zur Pressevorbesichtigung am Freitag, 14. Oktober, um 11.30 Uhr im Paula Modersohn-Becker Museum
11.10.2011Oda Krohg war in Norwegen am Anfang des 20. Jahrhunderts die »Prinzessin«, Muse und Femme fatale der Kristiania-Boheme. Vor allem aber war sie eine begnadete Avantgarde-Malerin. Ihre atmosphärischen, vom Impressionismus geprägten Bilder sind von kunsthistorisch richtungsweisender Kraft. In Skandinavien ist Oda Krohg bereits als bedeutende Künstlerin der Jahrhundertwende anerkannt.
Zeitgleich zur Munch-Ausstellung in der Kunsthalle Bremen präsentieren die Kunstsammlungen Böttcherstraße 21 ihrer Gemälde sowie eine Zeichnung und 12 Grafiken von Edvard Munch, die vornehmlich Porträts der literarischen und künstlerischen Revolutionäre Kristianias zeigen und das Boheme-Leben spürbar machen.
Oda Krohg (1860–1935) war eine Künstlerin, die sich kompromisslos für ihre Ziele einsetzte, ohne Rücksicht auf konservativ-bürgerliche Traditionen zu nehmen. Um 1900 gehörte sie der Boheme-Szene in Kristiania, dem heutigen Oslo, an. Im Kreis dieser revolutionären Künstler- und Literatengruppierung hatte sie einen festen Platz. Dies dokumentiert die Grafik Kristiania-Boheme II von Edvard Munch anschaulich: Munch sitzt an einem Tisch in einer Bar, neben ihm Oda Krohgs zweiter Ehemann der Künstler Christian Krohg und der Schriftsteller und Kunstkritiker Jappe Nilssen. Gegenüber sitzen der Anarchist und Literat Hans Jæger, der Dramatiker Gunnar Heiberg und der Geschäftsmann Jørgen Engelhardt, Oda Krohgs erster Ehemann. Am Ende des Tisches steht Oda Krohg in selbstbewusster Haltung, als sogenannte »wahre Boheme-Prinzessin«, wie Hans Jæger sie nannte.
Oda Krohgs stimmungsvollen Bilder zeugen von einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Impressionismus. Ihr Debüt als Künstlerin gab Oda Krohg 1886 auf dem Norwegischen Herbstsalon mit dem Pastell Am Kristianiafjord (Japanische Laterne). Es zeigt eine junge Frau in einem Türrahmen sitzend, die gedankenversunken auf eine Seelandschaft blickt. Die Szenerie ist eingehüllt in eine besondere Licht-Atmosphäre, die im Zusammenspiel der blauen Stunde mit dem Schein der japanischen Papierlaterne entsteht. Dieses Bild gilt als ein Vorläufer für Edvard Munchs berühmte Sommernachtsbilder.
Nach dem Winter 1893 in Berlin, wo die Kneipe Zum Schwarzen Ferkel zum Treffpunkt skandinavischer Künstler und Literaten wie Edvard Munch und August Strindberg wurde, lebte Oda Krohg ab 1897 in Paris, zunächst vier Jahre mit Gunnar Heiberg, dann mit ihrem Mann, der
einen Lehrauftrag an der Académie Colarossi erhielt. In diesen Jahren stand vor allem die Porträtmalerei im Mittelpunkt ihres Schaffens. Ihre Bilder wurden sowohl im Salon de Paris als auch im Salon d’Automne ausgestellt. 1911 kehrte Oda Krohg zurück nach Oslo, wo sie 1935 starb.
Die Kunstsammlungen Böttcherstraße zeigen mit dieser Schau eine unvergleichliche Pionierin der Moderne. Sie knüpfen damit abermals an die Tradition des Hauses an, starke Künstlerinnen der Jahrhundertwende zu würdigen, die – wie die Namensgeberin des Paula Modersohn-Becker Museums – in ihrer Epoche Bedeutendes geleistet haben.
Oda Krohg – Malerin und Muse im Kreis um Edvard Munch
Ausstellung im Paula Modersohn-Becker Museum in Bremen
16. Oktober 2011 bis 26. Februar 2012