01.12.2003
Ein Haus im Auf- und Umbruch
„Die Welt unter einem Dach": Dieser Leitidee folgte das Überseemuseum Bremen bei seiner Gründung 1896. Doch heute setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Idee, die ganze Welt als „musealen Kosmos“ zu zeigen, ein uneinlösbares Versprechen ist. Wie kann ein Museum für Völker-, Handels- und Naturkunde die immer komplexer werdende Welt heute zeitgemäß und spannend präsentieren? Zudem stellen veränderte Erwartungen der Besucher und wachsender Wettbewerb das Überseemuseum vor große Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund überarbeitet das Übersee-Museum schrittweise bis zum Jahr 2010 seine Dauerausstellungen: Als erstes hat die soeben eröffnete Ozeanien-Ausstellung ein neues Gesicht erhalten.
Dr. Wiebke Ahrndt, Ethnologin mit Dissertation in Altamerikanistik, ist seit März 2002 Direktorin des Überseemuseum Bremen. Foto: Ingo Wagner |
Denn auch in der Realität sind diese drei Bereiche nicht zu trennen: Menschen werden geprägt von ihrer Umwelt und drücken dieser gleichzeitig ihren Stempel auf. Naturphänomene finden ihren Niederschlag in Mythen und religiösen Vorstellungen. Ressourcen bestimmen, womit gehandelt wird und welche wirtschaftlichen Möglichkeiten sich daraus ergeben. Das Überseemuseum verdichtet weitgehend getrennte Sammlungsbereiche, die bislang mehr nebeneinander als miteinander gezeigt wurden, jetzt zu Themenwelten. Die Einteilung in Kontinente bleibt erhalten, Objekte aus Völker-, Handels- und Naturkunde werden gemeinsam attraktiv inszeniert.
Welchen Weg der Besucher durch die neuen Ausstellungen wählt, bleibt ihm selbst überlassen. Ob er durch die Inszenierungen schlendert, sich einer Führung anschließt oder an Computerterminals genauere Informationen zu einem Thema abruft — jeder bestimmt selbst, wie viel Wissen er aufnehmen möchte und auf welche Weise er es sich aneignet.
Mit zwei 17 Meter hohen Lichthöfen und umlaufenden Galerien ist das Überseemuseum eines der größten Hallenmuseen in Europa. Parallel zur Neukonzeption werden bis 2010 auch wesentliche Teile des Gebäudes saniert: Seit 2002 ermöglicht eine gläserne Front den Blick vom Vorplatz durch das Foyer bis in die Ozeanien-Ausstellung. Die Lichthöfe erhalten eine neue Glas-StahlÜberdachung. Sie ist modern, orientiert sich aber zugleich an den Stilelementen des Museumsgebäudes von 1896. Technisch auf dem neuesten Stand, schützen UV-Filter künftig die Exponate vor Sonnenlicht, Zwischen den Lichthöfen ist ein zentrales Treppenhaus entstanden, das alle Ausstellungsebenen verbindet. Die Entdeckungsreise durch die Kontinente wird so noch attraktiver.
Wunderwelt unter Wasser: Eine Mitarbeiterin des Übersee-Museums Bremen pflanzt die letzten Korallen am großen Riff. Foto: Ingo Wagner |