24.08.2000
Gut eine Woche vor dem Start in das 11. Musikfest Bremen sind die Veranstalter höchst zufrieden: Der Vorverkauf läuft bestens, rund 60 Prozent der insgesamt 24.000 Karten sind bereits vergeben. So kann denn dem außergewöhnlichen Eröffnungskonzert am 1. September guten Mutes entgegengesehen werden, für das immerhin auf einen Schlag 4500 Plätze zur Verfügung stehen. Und das ist gut so, denn der Star dieses Abends, Jessye Norman, füllt mit Leichtigkeit jeden Saal. Dieser freilich verspricht überraschende Effekte - handelt es sich doch um eine riesige Halle in Lemwerder, in der ansonsten Flugzeuge gebaut werden. Die gefeierte Sängerin gastiert in der Hansestadt mit einer persönlichen Auswahl von Duke Ellington-Stücken, die exklusiv in Deutschland nur während des Musikfestes Bremen zu hören sind.
Anspruch des Musikfestes Bremen ist es, wie der künstlerische Leiter Prof. Thomas Albert betont, einem breiten Publikum musikalischen Genuss höchster Qualität zu bieten. Deshalb habe man ungewöhnliche Spielorte in das Angebot mit aufgenommen - wie auch die Halle der Bremer Woll-Kämmerei in Bremen-Blumenthal. Hier bietet die Industriearchitektur der Jahrhundertwende den eindrucksvollen Rahmen für das unkonventionelle Brecht-Weill-Spektakel "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" am 8. September mit dem BBC Philharmonic und den BBC Singers unter der Leitung von HK Gruber. Noch eine weitere Werkhalle, nämlich die des Kraftwerkes Farge, wird am 30. September zum spektakulären Orchesterraum. Hier kann man ab 17 Uhr Zeuge eines spannenden musikalischen Duells zwischen Mozart (Die Hochzeit des Figaro) und Salieri (Tarare) werden, dargeboten von dem Bläserensemble "Nachtmusique". Die Künstler präsentieren bei diesem Projekt Harmoniemusiken, gespielt ausschließlich von Holz- und Blechbläsern, wie es an Adelshöfen des 18. Jahrhunderts in Mode war.
Insgesamt erklingt ein Reigen von 23 Konzerten, darunter die dreiteilige "Mozartiade" mit dem Pianisten András Schiff - ein kammermusikalischer Schwerpunkt der besonderen Art. Für diesen Zyklus bringt der ungarische Künstler das Ensemble
Quatuor Mosaiques mit (17., 18. und 20. September in der Oberen Rathaushalle). Ganz im Zeichen des Salzburger Komponisten steht auch das Konzert mit der bereits im Vorjahr in Bremen begeistert gefeierten Sopranisten Eva Mei am 17. September in der Glocke. Zu hören sind Ouvertüren, Arien und Duette (Bruno Praticò, Bariton) aus "Die Hochzeit des Figaro" und "Don Giovanni", die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen spielt unter der Leitung des jungen Dirigenten Daniel Harding.
Zurück zum Ursprung - dieses Motto gilt für das Collegium Vokale Gent und das Royal Concertgebouw Orchestra unter der Leitung von Philippe Herreweghe, die im Bremer St. Petri Dom "Ein deutsches Requiem" von Johannes Brahms zu Gehör bringen. Hier war das Werk 1868 geführt worden. Auf besonders großes Interesse beim Publikum stößt bereits im Vorverkauf auch Sir John Eliot Gardiners "Bach Cantata Pilgrimage" am 28. und 29. September. Auf diese Weise nimmt Bremen teil an dem ehrgeizigen Projekt Gardiners, bis Ende des Jahres mit seinen Musikern alle 198 erhaltenen geistlichen Kantaten Bachs nur in sakralen Räumen aufzuführen. Mit dabei in der Kirche Unser Lieben Frauen sind die English Baroque Soloists und der Monteverdi Choir.
Für alle Konzerte sind noch Karten erhältlich. Kartenkontor Musikfest c/o Ticket-Service in der Glocke, Tel: 0421/336699