15.12.1999
Europa-Projekt an der Gesamtschule-Ost - Vier Länder beteiligt
Keine Frage: Bremens Rathaus ist eines der schönsten in Europa. Wer Genaueres wissen möchte, kann sich unter der offiziellen Bremen-Adresse (www.bremen.de) im Internet bedienen. Doch seit kurzem gibt es noch einen anderen Pfad: Ein Klick auf www.uni-bremen.de/~gso präsentiert das bremische Kleinod auf ganz besondere Weise. Hier nämlich waren Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Ost aktiv. Sie haben die Arbeitsergebnisse eines von der EU geförderten Projektes elektronisch verarbeitet. So ist jetzt für jeden Internet-Nutzer nachvollziehbar, was die ehemalige Klasse 9.4 zum Thema "Renaissance" sich hat einfallen lassen. Dass dabei das Bremer Rathaus mit seiner wunderschönen Fassade aus dem 17. Jahrhundert eine zentrale Rolle spielt, liegt auf der Hand.
Ebenso spannend wie die Ergebnisse ist das von der Europäischen Union aufgelegte "Sokrates-Projekt" selber, das der eigentliche Auslöser für das Unterrichtsvorhaben war. Ziel dabei ist es, Lehrer und Schüler "europafit" zu machen. Schulen und Schulklassen aus verschiedenen EU-Ländern sollen gemeinsam an einem Thema arbeiten - unter Nutzung moderner Kommunikationsmittel. Beteiligt haben sich neben der Gesamtschule Ost aus Bremen je eine Schule aus Florenz, Middelburg (Niederlande) und Zamosc (Polen). Jede der beteiligten Schulen hat dabei auf ihre Weise das Thema "Renaissance" behandelt. Wichtig dabei war: Die entstandenen "Produkte" mussten so geschaffen sein, dass diese den Beteiligten aus den anderen Ländern auch zur Verfügung gestellt werden konnten.
So entstanden an der Gesamtschule ein großes, von den Schülern selbst gemaltes Rathaus-Poster sowie mehrere Plakate mit Fotos, Zeichnungen
und erläuternden Texten zur Architektur und zur Geschichte des Rathauses - sowohl in deutsch wie auch in englisch. Auch Marktplatz, Stadtwaage und der Schütting werden von den Bremer Schülern vorgestellt. Daraus ist eine richtige Ausstellung geworden, zu der auch ein überdimensionales Bremen-Puzzle gehört sowie die Arbeitsergebnisse aus den anderen Ländern. So haben die Florenzier Schüler Bauwerke ihrer Stadt, die Mitstreiter aus Polen u.a. das Renaissance-Rathaus von Zamosc auf Bildern und Postern vorgestellt. Aus Holland kam ein Video.
Der besondere Clou des Projektes ist natürlich der Internet-Auftritt, mit dem die Bremer ihre Arbeitsergebnisse weltweit bekannt machen können. Welche Schule kann das schon von sich behaupten? Die beiden Lehrer Jochen Hestermann und Hermann Comar haben den Unterrichtsinhalt konzipiert und begleitet. "Die Schüler waren begeistert von dem Projekt", berichten beide übereinstimmend. Neu war für alle Beteiligten die internationale Zusammenarbeit und der ergebnisbezogene Einbezug des Computers in den Unterricht. Für die Lehrer ist von großer Bedeutung, dass aus einem Unterrichtsthema ein so präsentables Produkt entstanden ist: "Darauf sind alle stolz". Und nicht zuletzt hat dieses Projekt gezeigt, wie sich traditionelle Fächergrenzen überwinden lassen: Geschichte, Kunst, Englisch und Informatik - alles floss hier zusammen.
Gern hätten die Bremer ja die beteiligten Schüler aus den anderen Ländern persönlich kennengelernt. Aber das gab der finanzielle Rahmen des Projektes nicht her. Per E-Mail ist natürlich längst Kontakt mit einigen aufgenommen worden. Die jetzige Klasse 10.4 - die in diesem Schuljahr noch weiter an dem Projekt mitarbeitet - hat übrigens für ihre Abschlussfahrt Florenz als Ziel ausgewählt. So steht einem Treffen mit den italienischen Partnern nichts mehr im Wege.