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Senatskanzlei

"Das Frauenbad" von Albrecht Dürer im Mittelpunkt einer Sonderausstellung

13.09.2001

Verschollene Zeichnung und 100 weitere Exponate in der Bremer Kunsthalle


Es gilt als Schlüsselwerk europäischer Kunstgeschichte: Mehr als fünf Jahrzehnte war Albrecht Dürers Zeichnung "Das Frauenbad" verschollen - nun ist es endlich Mittelpunkt einer sorgfältig konzipierten Sonderausstellung in der Bremer Kunsthalle. Kaum ein Ort würde sich besser eignen als das Kupferstichkabinett dieses Hauses, das mit mehr als 230 000 Blättern eines der großen in Europa ist und zahlreiche Werke Dürers in seinem Besitz hat. Überdies hat der Bremer Kunstverein über Jahre und mit großem finanziellen Aufwand darum gekämpft, dass dieses nach dem 2. Weltkrieg verschwundene und schließlich wiederaufgetauchte Werk und weitere elf Zeichnungen nach vielen Verwirrungen in die Bremer Kunsthalle zurückgekehrten. Die bis zum 4. November laufende Präsentation versammelt etwa hundert weitere Exponate von Dürer und seinen Zeitgenossen, um die Besonderheit dieses Werkes noch deutlicher hervorzuheben. Die Zeichnungen und Druckgraphiken stammen überwiegend aus der eigenen Sammlung des Kupferstichkabinetts, ein Fünftel sind Leihgaben namhafter Museen.


Das Frauenbad von Albrecht Dürer, das eine Gruppe von unbekleideten Frauen in einer Badestube zeigt, entstand 1496. Eine Reihe von Einzelskizzen sind dem Werk vorangegangen, die in der Ausstellung ebenfalls zu sehen sind. Albrecht Dürer hat mit seinen Aktdarstellungen in Zeichnungen und Druckgrafik ein neues Thema in die Kunst um 1500 gebracht. Bis dahin waren Nacktdarstellungen überwiegend an religiöse Botschaften und Inhalte gebunden. Dürers Frauenbad kann also als kühnes Jugendwerk des Künstlers gesehen werden, der selber kaum Zugang zu einem derartigen Frauenbad gehabt haben dürfte. Ihm wird wohl ein Bademädchen Modell gesessen haben und ihn einen Blick durch die Tür in ein Frauenbad hat werfen lassen. Das jedenfalls vermutet Kustorin Anne Röver-Kann, die die Ausstellung konzipiert hat und wissenschaftlich begleitet. Einige andere Blätter zeigen, wie Dürer sich in seinen Aktdarstellungen bemüht hat, eine makellose Form und die ideal proportionierte Gestalt zu finden.

Eine Reihe weiterer Badeszenen aus der Zeit Albrecht Dürers verweist darauf, dass bis ins frühe 16. Jahrhundert hinein Badestuben in Nordeuropa sehr verbreitet waren. Manche Szenen spiegeln die Wirklichkeit, Künstler wie Sebald Beham oder Jan Theodor de Bry greifen dagegen den Traum der Menschen nach einem Jungbrunnen auf, der sie vor Krankheit und Alter bewahrt. Dargestellte Narren im Frauenbad treten als Kritiker eines solchen Aberglaubens auf. Die Ausstellung zeigt auch Darstellungen biblischer und mythologischer Badeszenen.

Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog erschienen, in dem die Wirkungsgeschichte des Frauenbades von Dürer ausführlich aufgezeigt und der große kulturgeschichtliche Zusammenhang nachvollzogen werden kann.


Die Ausstellung “um eine wiedergefundene Zeichnung” in der Kunsthalle Bremen ist dienstags von 10-21 Uhr sowie mittwochs bis sonntags von 10-17 Uhr im Kupferstichkabinett der Bremer Kunsthalle zu besichtigen.