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Sonstige

Die Bremische Hafenvertretung teilt mit: 38. Bremer Kapitänstag im Zeichen von Kooperation

06.09.2002

US-Botschafter Coats lobt Zusammenarbeit gegen Terror
Partnerland Ungarn

Zum 38. Kapitänstag, der am 06. September 2002 in der Oberen Halle des Alten Bremer Rathauses stattfand, war in diesem Jahr neben zahlreichen internationalen Gästen auch eine Delegation aus Ungarn angereist, da Ungarn zum Partnerland des diesjährigen Kapitänstages benannt worden war.


Helmut H. Detken, Geschäftsführer der Bremischen Hafenvertretung e. V., betonte in seiner Begrüßungsrede, dass die ost- und mitteleuropäischen Volkswirtschaften, primär die Länder Tschechische Republik, Ungarn, die Slowakische Republik und Polen für die Bremischen Häfen eine immer größere Rolle spielten, seitdem sich der Wettbewerb dieser Staaten nach marktwirtschaftlichen Spielregeln orientiere und somit auch die Außenhandelsunternehmen autonom über Verkehrsträger und Häfen entscheiden könnten. Im vergangenen Jahr seien im Transitverkehr mit der Tschechischen Republik, Ungarn, Polen und Russland mehr als 1 Mio. Tonnen via Bremische Häfen abgefertigt worden. Auch zukünftig, so der BHV Geschäftsführer, werden die Bremischen Häfen am Ball bleiben und die sich abzeichnenden Veränderungen und Verbesserungen innerhalb einzelner Regionen in Mittel- und Osteuropa genau beobachten, um die schnell wachsenden Märkte mittels ihrer Niederlassungen „vor Ort“ richtig und gezielt bearbeiten zu können.


Detken hob hervor, dass Ungarn seit Jahrzehnten nach Österreich und Tschechien zu den führenden Transitpartnern der Bremischen Häfen gehöre. Im Jahre 2001 seien im Transitverkehr über die Bremischen Häfen rund 250.000 Tonnen abgefertigt worden. Zu den wichtigsten Export Gütern Ungarns über die Bremischen Häfen gehörten Kraftfahrzeuge, Fleisch und Fleischwaren, Elektrotechnische Erzeugnisse, Obst- und Gemüsekonserven sowie Stangen und Blech aus Aluminium. Der Importbereich wurde dominiert von Südfrüchten, Kaffee, Kraftfahrzeugen sowie Elektrotechnischen Erzeugnissen.


Josef Hattig, Senator für Wirtschaft und Häfen der Freien Hansestadt Bremen, beklagte die nach wie vor unbefriedigende Situation der deutschen Seeschifffahrt, da sich die Erwartungen, die man vor allem in die von der Bundesregierung 1999 eingeführten schifffahrtpolitischen Maßnahmen gesetzt habe, nicht erfüllt hätten. Die Tendenz zum Ausflaggen habe sich fortgesetzt. Die Ausflaggungsbilanz des Jahres 2001 sei eindeutig: 86 Schiffe hätten die deutsche Flagge verlassen, und die Anzahl der bareboat-vercharterten Schiffe habe um 249 zugenommen. Daraus folge, dass von rund 1.700 Schiffen deutscher Reeder nur noch 565 unter deutscher Flagge segelten. Bremen begrüße die generellen Anstrengungen der Bundesregierung, durch weitere Schifffahrtbeihilfen die Lohnnebenkosten in den nächsten Jahren abzusenken und werde sich in diesem Sinne weiterhin für die Interessen der Reeder einsetzen.


Auch das Thema „Fragen der Sicherheit im Weltseeverkehr“ habe in den letzten Monaten an Bedeutung gewonnen. Auf Initiative der USA erarbeiteten Einrichtungen wie die internationale Schifffahrtsorganisation (IMO) und die Welt-Zoll-Organisation (WCO) Grundsätze und Maßnahmenpakete, um für mehr Transportsicherheit zu sorgen. Dabei seien folgende Maßnahmen zu erwarten:

  • Erweiterung des Schiffssicherheitsvertrages SOLAS um ein neues Kapitel „Security“,
  • Überwachung der Ladung während des Transports mittels C-TPAT (Customstrade Partnership Against Terrorism),
  • Eine Initiative der USA „Container Security Initiative (CSI), die eine enge Zusammenarbeit der Zollverwaltungen des Abgangs- und Zielhafens vorsieht.

Insbesondere freute sich Senator Hattig über eine Zusage des Finanzministeriums, im Herbst diesen Jahres in Bremerhaven eine Containerröntgenanlage in Betrieb zu nehmen. Um jedoch kurzfristig sicherzustellen, dass die Bremischen Häfen weiterhin den internationalen Sicherheitsanforderungen genügten, so der Wirtschafts- und Häfensenator, wurde in Bremen im vergangenen Monat ein Hafensicherheitsausschuss (HSA) eingerichtet, der eine Bestandsaufnahme der Sicherheitsmaßnahmen in den Häfen veranlassen, die Erstellung der künftig für die Häfen geforderten Sicherheitspläne koordinieren werde und die bremischen Interessen in nationalen und internationalen Organisationen vertreten werde.


Kapitän Andre Ruszczynski, Great White Fleet Ltd., Antwerpen, bedauerte in seiner Kapitänsrede, das er seit ungefähr zwanzig Jahren zunehmende Unwissenheit in der Schifffahrtsindustrie beobachte. Nur noch wenige Schifffahrtsagenten wüssten genau, was ein Schiff sei, da sich im Zeitalter von GPS nur noch einige Wenige mit schiffstechnischem Hintergrundwissen beschäftigten. Auch der Untergang nationaler Flaggen, die Zunahme von Billigflaggen, fehlende Rechtssprechung über die Schifffahrt durch autonome Regierungen beschränke erheblich den Pool an verfügbarem Know-how für die Schifffahrtsindustrie. Die Globalisierung habe eine Art „heimatlosen Seemann“ mit geringem Rechtsstatus hervorgebracht. Er arbeite auf einer schwimmenden Fabrik, die keiner staatlichen Rechtssprechung unterliege. Der Beruf des Seemanns biete heute eine schlechte soziale Absicherung, ein unregelmäßiges Familienleben, normalerweise keine Rentenleistungen, ein hohes Unfallrisiko sowie unregelmäßige Arbeitszeiten. Ruszczynski betonte, dass die Schifffahrt und Schiffsindustrie ihre Attraktivität in den OECD-Ländern eingebüßt habe und in der heutigen Zeit ein solcher Beruf eher als letzter Ausweg diene und nicht als erste Wahl.


László Somlóvári, Generaldirektor der Mahart Ungarische Schifffahrtsgesellschaft AG, Budapest, betonte, dass Deutschland der bedeutendste Außenhandelspartner der

kleinen Länder in Ost- und Mitteleuropa sei und diese Länder sich daher gegenseitig bräuchten. Die Beziehungen zwischen den Bremischen Häfen und Ungarn hätten sich

großartig entwickelt und man habe viel von den Bremern lernen können. Insbesondere die innovativen Investitionen in die Infra- und Suprastruktur der Bremischen Häfen seien vorbildlich und hätten einen gleichmäßigen linearen Verkehrzuwachs für die Bremischen

Häfen nach sich gezogen. Man versuche dieses im Freihafen Budapest zu kopieren, allerdings mit einem „Zahlenwerk“, welches um einige Größenordnungen geringer sei. „Wir wären stolz, wenn wir ein Maskottchen von Bremen werden könnten“, bemerkte

Somlóvár mit einem kleinen Schmunzeln.


Seine Excellenz Daniel R. Coats, Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika in der Bundesrepublik Deutschland, hob hervor, dass die Zusammenarbeit durch den gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus zwischen den Vereinigten Staaten und Europa in vieler Hinsicht enger geworden sei. Die europäischen Nationen hätten zügig gehandelt, um die Terroristen aufzuspüren, die Finanzquellen der Terroristen auszutrocknen und die Zusammenarbeit beim Austausch nachrichtendienstlicher Erkenntnisse sowie bei der Strafverfolgung und der Luftsicherheit zu verbessern. Im vergangenen Monat habe sich die deutsche Regierung der US-Container-Sicherheitsinitiative angeschlossen, die dem Schutz vor Schmuggel durch Terroristen diene. Die Vereinigten Staaten arbeiteten in enger Partnerschaft mit den Regierungen der Länder zusammen, in denen die größten Seehäfen liegen, um neue internationale Sicherheitsstandards für Seecontainer zu entwickeln. Bisher sei das globale Handelssystem primär darauf ausgerichtet gewesen, Fracht zu befördern, nicht sie zu sichern, so der Botschafter. Ein enormer Teil internationaler Waren, die in die Vereinigten Staaten transportiert würden, kämen jedoch verpackt in Container über Seehäfen wie Bremerhaven ins Land und stellten eine gewisse Bedrohung dar. Sollte beispielsweise bekannt werden, dass Terroristen einen Frachtcontainer zum Schmuggel von Massenvernichtungswaffen nutzen wollten, gingen Experten heute davon aus, dass eine Überprüfung der ungefähr sechs Millionen Frachtcontainer, die sich an diesem Tag in den Vereinigten Staaten befänden, bis zu sechs Monaten dauern würde. Während dieses halben Jahres würde der globale Handel völlig zum Erliegen kommen. Coats wies daraufhin, dass trotz dieser und anderer Bedrohungen das wachsende Handelsvolumen der letzten zehn Jahre weiterhin zunehmen werde. Im zweiten Halbjahr des Jahres 2002 würde ein Wachstum des Welthandels um beinahe acht Prozent erwartet, für das nächste Jahr lägen die Erwartungen noch höher.