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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Ehemalige Schule in Huchting soll Notunterkunft werden

Sozialsenatorin will jetzt Alternative zu Turnhallen umsetzen

02.09.2014

Nachdem sich Überlegungen zur kurzfristigen Nutzung weiterer Turnhallen für die Aufnahme von Flüchtlingen zerschlagen haben, will Sozialsenatorin Anja Stahmann jetzt eine Notunterkunft für 70 Flüchtlinge in der leerstehenden Schule am Bokellandsweg in Huchting einrichten. "Wir brauchen den Platz ganz dringend", sagte Anja Stahmann. "Immer mehr Flüchtlinge suchen Schutz bei uns, und die Situation in unseren Unterkünften ist im Moment so eng, dass es zu der ehemaligen Schule keine vernünftige Alternative mehr gibt."

Weiter sagte Anja Stahmann: "Mit der Nutzung des aufgegebenen Schulstandorts knüpfen wir an die guten Erfahrungen an, die wir mit der Notunterkunft Thomas-Mann-Straße in Schwachhausen gemacht haben." Das seinerzeit ebenfalls leerstehende Schulgebäude wurde mit zusätzlichen Sanitärcontainern ausgerüstet und von Januar 2013 bis April 2014 als Notunterkunft genutzt, überwiegend für Familien.

Als Schlafräume in der Schule Bokellandsweg sollen die im ersten und zweiten Obergeschoss befindlichen Klassenzimmer mit einfachen Betten und Schränken hergerichtet werden. Vor dem Gebäude werden Sanitärcontainer mit Duschen und WCs aufgestellt, weitere Container sollen die Funktion einer Kantine übernehmen. Wie in anderen Einrichtungen auch, soll im Bokellandsweg ein erfahrener Wohlfahrtsverband die Betreuung übernehmen, ein Wachdienst wird nachts und an den Wochenenden vor Ort sein, so dass Flüchtlinge und Anwohner ständig einen Ansprechpartner oder eine Ansprechpartnerin haben. "Das sind Standards, die sich bewährt haben, und die wir mit allen Beiräten in Bremen vereinbaren", sagte Anja Stahmann. Ein detailliertes Nutzungs- und Betreuungskonzept ist Vertretern aus dem Koordinierungssauschuss des Beirats Huchting heute, am Dienstag, 2. September 2014, vorgestellt worden.

Unbeeinträchtigt bleiben nach den Plänen der Senatorin der Sportbetrieb des TUS Huchting in der zur Schule gehörenden Turnhalle sowie der Betrieb der Bremer Tafel, die sich im Stadtteil gut etabliert hat, und die Teile des Schulgebäudes nutzt. Einzige Einschränkung: Die Sanitäranlagen und zwei Lagerräume der Halle müssen für das Personal der Notunterkunft zur Verfügung stehen.

Der Koordinierungsausschuss des Beirats hatte sich unter dieser Maßgabe bereits Mitte August für die Aufnahme von Flüchtlingen "als Teilnutzung" ausgesprochen. Die Belange des Sports und der Bremer Tafel, die Bedürftige kostenlos mit gespendeten Lebensmitteln versorgt, sollten aber angemessen berücksichtig werden. "Huchting ist bereit zu einer Mischnutzung, die Räumlichkeiten geben eine solche her", heißt es in einem Schreiben von Ortsamtsleiter Uwe Martin. "Die Bremer Tafel konnte nach langem Suchen nach einer geeigneten Räumlichkeit dort unterkommen. Die Annahme ist hervorragend und nimmt leider immer noch zu. Der Standort hat sich etabliert, es sollte den hilfesuchenden Menschen nun nicht eine Umorientierung zugemutet werden." Außerdem müsse die Sporthalle weiter für den Sport zur Verfügung stehen, weil es Alternativen im Stadtteil nicht gebe.

Hintergrund für die kurzfristig notwendige Einrichtung einer Notunterkunft ist der abermals hohe Zugang an Flüchtlingen in Bremen im Monat August. "Wir haben wieder fast 200 Menschen im Land aufgenommen", sagte die Senatorin. "Das sind annähernd doppelt so viele wie im August 2013 – und das im dritten Monat in Folge." Nach Angabe des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge sind in den ersten acht Monaten dieses Jahres rund 119.000 Flüchtlinge in die Bundesrepublik eingereist. Das sind 74 Prozent mehr als in den ersten acht Monaten des Jahres 2013. Eine Abnahme der Flüchtlingszahlen ist angesichts der globalen Krisen derzeit nicht absehbar. Bremen nimmt nach dem Königsteiner Schlüssel 0,93 Prozent aller Flüchtlinge in Deutschland auf. 80 Prozent bleiben in der Stadt Bremen, 20 Prozent werden in Bremerhaven betreut.

"Nachdem es zu erheblichen Lieferverzögerungen bei Modulbauten in Walle und Vegesack gekommen ist, und sich gezeigt hat, dass die Nutzung der Turnhallen nur mit spürbaren Einschränkungen für den Schul- und Vereinssport möglich wäre, brauchen wir die Schule jetzt sehr schnell als tragfähige Alternative", sagte Anja Stahmann. "Wir riskieren sonst, dass wir neu ankommenden Flüchtlingen kein Dach mehr über dem Kopf bieten können."

Seit Anfang 2013 hat die Stadt Bremen rund 700 Flüchtlinge in Wohnungen vermittelt und etwa 550 neue Plätze in Übergangsheimen und Notunterkünften eingerichtet. Wegen Lieferverzögerungen beim Hersteller werden die Modulbauten in Walle und Grohn mit insgesamt 220 Plätzen ihren Betrieb vermutlich erst im November (Grohn) und Dezember (Walle) aufnehmen können. "Ich bin aber zuversichtlich, dass zumindest diese Termine eingehalten werden können", sagte Anja Stahmann. Die ersten Container für die Modulbauten an der Steingutstraße in Grohn wurden heute, am Dienstag, den 2. September 2014, geliefert und aufgestellt. Das Übergangswohnheim wird seinen Betrieb voraussichtlich Anfang November aufnehmen.

Seit Anfang 2012 hat das Land Bremen rund 2800 Flüchtlinge neu aufgenommen, das entspricht einem Anteil an etwa 0,4 Prozent der Bevölkerung. Der Zuzug stellt die Stadt Bremen dennoch vor große Herausforderungen. Noch im Jahr 2012 hat die Stadt über weniger als 700 Plätze zur Unterbringung von Flüchtlingen verfügt. Inzwischen sind es rund 1500, rund weitere 500 sind in Vorbereitung.

Foto: Senatorin für Soziales