Senatorin Stahmann übergibt dem Malteser Hilfsdienst die Einrichtung zur Betreuung
01.02.2016Der ehemalige Baumarkt an der Tucholskystraße in Oslebshausen nimmt in diesen Tagen seinen Betrieb als Notunterkunft für bis zu 350 Flüchtlinge auf. Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport hat die Einrichtung heute (Montag, 1. Februar 2016) an die Malteser übergeben, die ab sofort für den Betrieb verantwortlich sind. Der ehemalige Baumarkt bietet auf über 5.000 Quadratmetern Platz für knapp 100 Kabinen mit einer Grundfläche von je 30 bis 35 Quadratmeter für je fünf oder sechs Personen. Die Nebenräume im Bürotrakt des Baumarkts dienen als Büro, Lager und ärztliches Behandlungszimmer. Auf dem Außengelände stehen acht Duschcontainer mit 48 Duschen und acht WC-Container, in zwei Blöcken getrennt nach Geschlechtern. Die Kabinen im Baumarkt sind mit 2,50 Meter hohen Spanplatten abgetrennt, mit Betten, Tisch, Stühlen sowie Spinden ausgestattet und mit einer Tür verschließbar. Die Mahlzeiten werden angeliefert, eine kleine Teeküche steht zur Verfügung. Der Mietvertrag läuft über drei Jahre.
"Bei allem Bedauern darüber, dass wir immer noch viele Menschen in Notunterkünften unterbringen müssen, bin ich froh, dass wir ihnen hier immerhin ein festes Dach über dem Kopf bieten können", sagte Senatorin Stahmann. "Dabei ist selbst die Unterbringung in einem Zelt auch zu dieser Jahreszeit menschlicher, als die Grenzen dicht zu machen und Flüchtlinge zurückzuweisen, die ihr ganzes Hab und Gut verkauft oder aufgegeben haben, um ihr nacktes Leben zu retten." Unterbringung und Integration der Flüchtlinge sei eine wachsende Herausforderung für die Gesellschaft. "Aber es entspricht unserem humanitären Selbstverständnis, dass wir nichts unversucht lassen, das so gut wie möglich und für so viele Menschen wie möglich zu schaffen." Bei ihren Begegnungen mit Flüchtlingen erlebe sie eine hohe Bereitschaft, sich auf unsere Gesellschaft und auf unsere Kultur einzulassen, sagte die Senatorin. "Diesen Elan müssen wir jetzt nutzen und den Menschen eine Perspektive bieten." Dann werde sich erweisen, dass auch diese Welle der Zuwanderung Gewinn und Bereicherung für die Gesellschaft ist.
Für den Malteser Hilfsdienst ist die Notunterkunft an der Tucholskystraße nach einer Turnhalle in Hemelingen die zweite Einrichtung, die er betreut: "Wir machen in Hemelingen sehr gute Erfahrungen", sagte Angelika Gabriel, Landesgeschäftsführerin der Malteser in Bremen, "da herrscht eine tolle familiäre Stimmung." Das sei auch mit Unterstützung der Bundeswehr gelungen, die von Anfang an großen Wert auf gut strukturierte Abläufe gelegt habe. "Die Bundeswehr-Kräfte haben Erfahrung mit einem Flüchtlingslager im Kosovo mitgebracht, das hat uns in der Aufbauarbeit enorm unterstützt. Ich hoffe sehr, dass wir gemeinsam diese Erfolgsgeschichte in Oslebshausen wiederholen können." Für die Flüchtlinge sei eine klare Tagesstruktur wichtig. So solle es nicht nur feste Zeiten für Mahlzeiten und medizinische Untersuchungen geben, sondern auch für Freizeitangebote – vom Bolzen über das Stricken bis zur Kinderbetreuung. Zudem ist ehrenamtlicher Deutschunterricht geplant.
In Oslebshausen hätten die Malteser bereits erste Kontakte mit den Kirchengemeinden und anderen Gruppen aufgenommen: "Die Einbindung in den Stadtteil, das gute Miteinander unter den Nachbarn ist uns ganz wichtig", sagte Angelika Gabriel. Bevor die ehrenamtlichen Helfer zum Zuge kämen, wolle man aber zunächst die hauptamtlichen Strukturen einrichten, auf denen alles weitere aufbaut. Dafür stehen von Seiten der Malteser zunächst acht Hauptamtliche zur Verfügung, von denen vier selbst eine Zuwanderungsgeschichte und damit wertvolle Sprachkenntnisse mitbringen, darunter auch der Leiter in Oslebshausen, Ahmed Aref. Er stammt aus Ägypten. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter soll sich mit der allmählichen Steigerung der Bewohnerzahl auf 17 erhöhen. Sichergestellt ist zudem eine 24-Stunden-Erreichbarkeit der Unterkunft über den Wachdienst. Zudem wird die Bundeswehr mit vier Kräften voraussichtlich bis Ende Februar bleiben.
Trotz der aktuell rückläufigen Zahl an Flüchtlingen und Asylbewerbern im Vergleicht zum Herbst 2015 bleibt der Zugang im Jahresvergleich immer noch hoch: Im Januar 2016 waren dem Land Bremen nach dem Königsteiner Schlüssel 992 Flüchtlinge und Asylbewerber zugeteilt, das sind dreimal so viele wie im Januar 2015. Damals waren es 331. Im bislang zugangsstärksten Monat hat das Land Bremen 1937 Menschen aufgenommen. Das war im November 2015.
Im ganzen Jahr 2015 haben im Land Bremen 10.274 Flüchtlinge und Asylbewerber Schutz gefunden, davon 2.054 in Bremerhaven. 57,6 Prozent der Flüchtlinge im Land Bremen kamen aus Syrien (5.918), 13,8 Prozent aus Afghanistan (1.413), 15,3 Prozent aus den vier Balkan-Ländern Albanien, Serbien, Kosovo und Mazedonien (1.574). Die aktuellen Zugänge aus diesen Ländern liegen seit Monaten im niedrigen einstelligen Prozentbereich.
Fotos: Pressestelle Senatorin für Soziales