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Die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz

Ein Jahr Bremer Betroffenenbeirat Istanbul-Konvention

03.11.2022

Vor gut einem Jahr traf sich der Bremer Betroffenenbeirat Istanbul-Konvention (B*BIK) zum ersten Mal. Der B*BIK ist in Deutschland bisher einmalig und wurde vom Bundesinnovationsprogramm des Bundesministeriums für Familie, Frauen und Jugend für ein Jahr gefördert.

Die zehn Mitglieder sind zwischen 25 und 67 Jahren alt und haben unterschiedlichste geschlechtsspezifische Gewaltformen erlebt, unter anderem im Kontext von sexueller und häuslicher Gewalt, digitaler Gewalt, Stalking, oder Zwangsprostitution. Sie haben sich damals aktiv um die Mitarbeit im Betroffenenbeirat beworben und aus über 30 Bewerbungen wurden zehn Mitglieder ausgewählt. Nun kämpfen sie gemeinsam für ein Ziel: Frauen und Kinder vor Gewalt zu schützen. "Ich freue mich sehr, dass wir mit dem B*BIK ein Gremium haben, das aus der Sicht der Betroffenen auf die Maßnahmen des Bremer Landesaktionsplans 'Istanbul-Konvention umsetzen – Frauen und Kinder vor Gewalt schützen' schaut und uns berät, damit die einzelnen Maßnahmen nicht am Ziel vorbeilaufen. Außerdem bin ich froh, dass wir den B*BIK auf Landesebene verstetigen konnten und die Finanzierung für drei weitere Jahre gesichert ist", sagt Frauensenatorin Claudia Bernhard.

Die Beweggründe, sich im B*BIK zu engagieren sind ebenso vielseitig, wie die Mitglieder selbst. "Als Opfer und Überlebende von geschlechtsspezifischer Gewalt ist es das, was mich am meisten dazu bewegt hat, bei B*BIK mitzumachen - eine Plattform zu haben, auf der ich mich nicht mehr aus Scham verstecken muss, um meinen Täter zu schützen", sagt Nozibele Meindl. Ihre Kollegin Isa Gerkens ergänzt "Ich habe mich beim B*BIK beworben, um die Menschen mehr zu sensibilisieren und aufzuklären."

Seit dem ersten Treffen im Herbst 2021 ist viel passiert. Neben der Kommentierung der 75 Maßnahmen im Bremer Landesaktionsplan zur Umsetzung der Istanbul-Konvention hat der B*BIK beim Runden Tisch zur geplanten Gewaltschutzambulanz am Klinikum Bremen-Mitte Anregungen vorgetragen, die ihnen aus Sicht der Betroffenen sehr wichtig sind. "Als sogenannte 'Ausländerin' oder 'afrikanische Immigrantin' finde ich es wichtig, eine Stimme zu haben, und durch diese Arbeit bin ich in der Lage, über den Kampf mit Sprachbarrieren zu sprechen, über Diskriminierung bei der Anzeige bei den Strafverfolgungsbehörden und darüber, was getan werden muss, um die Kluft zwischen Opfern und Polizei zu überbrücken", sagt Nozibele Meindl.

"Diversität ist unsere Chance"
Aber die Mitglieder des B*BIK haben sich in diesem Jahr auch sehr gut kennengelernt. "Ich war zunächst skeptisch, was die Zusammenarbeit des Betroffenenbeirats anging. Wir sind eine sehr vielfältige Gruppe, mit unterschiedlichen Charakteren und Meinungen, die sich auf eine Beschlusslage einigen muss. Mittlerweile weiß ich, dass unsere Diversität eine Chance und kein Hindernis ist. Wir zeichnen uns durch unsere Kompromissbereitschaft aus, die uns als Team nicht nur zusammenschweißt, sondern auch die besten Ergebnisse erzielen lässt", sagt Michelle Woelke.

Und die Arbeit des B*BIK geht weiter. Durch die Teilnahme an Fachtagen und bei Runden Tischen zu Schwerpunktthemen des Bremer Landesaktionsplans kann sich der B*BIK immer wieder positionieren. "Die institutionelle Anbindung des B*BIKs an eine Behörde ermöglicht es uns als politische Instanz zu agieren und stellt der Arbeit wichtige Ressourcen zur Verfügung. Gleichzeitig bestehen dadurch spürbare Hierarchien und es kann zu Interessenskonflikten kommen. Ich freue mich auf die noch kommende Phase und bin zuversichtlich, dass wir in diesem Spannungsfeld mit emanzipatorischen Lösungen, auch im Interesse der Behörde, begegnen können", sagt Jule Bosak.

Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit, die sowohl der Betroffenenbeirat als auch die Stabsstelle Frauen bei der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz leistet, wird das Projekt hoffentlich auch in den anderen Bundesländern bald Nachahmer finden: Denn es ist immer besser miteinander zu reden, als über gewaltbetroffene Frauen* zu sprechen. Die nächste Gelegenheit bietet sich am 24. November 2022 auf dem Fachtag Istanbul-Konvention. Hier erzählt der B*BIK im Gespräch von der Arbeit und inhaltlichen Schwerpunkten für den Bremer Betroffenenbeirat Istanbul-Konvention: mit-ihnen-reden.de/

Ansprechpartner für die Medien:
Lukas Fuhrmann, Pressesprecher der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz, Tel.: (0421) 361-2082, E-Mail: lukas.fuhrmann@gesundheit.bremen.de