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Bundesland Bremen

Ein Lebenswerk wird wiederentdeckt

23.08.2007

Gerhard Marcks Haus zeigt Skulpturen von Christopf Voll

Christoph Voll (1897-1939) zählt wegen seines frühen Todes zu den großen Unbekannten in der Geschichte der deutschen Bildhauerkunst des 20. Jahrhunderts. Sein bildhauerisches Schaffen ist heute völlig in Vergessenheit geraten. Umso mehr dürfte die neue Ausstellung „Skulptur zwischen Expressionismus und Realismus“ im Gerhard-Marcks-Haus auf Interesse stoßen, die 25 Skulpturen von Christoph Voll aus Holz und Stein zeigt. Es ist die Wiederentdeckung eines Lebenswerkes, zu sehen vom 26. August bis zum 11. November 2007. Die Eröffnung findet am Sonntag, dem 26. August 2007, um 11.30 Uhr im Gerhard-Marcks-Haus statt.



Christoph Voll war ein Angehöriger jener Generation, die das expressionistische Vermächtnis etwa der »Brücke« und des »Blauen Reiters« erbten. Diese Künstler mussten ihr Studium unterbrechen, um im Ersten Weltkrieg zu kämpfen. Aus dem Krieg kehrten sie mit großem politischen Engagement zurück. Seit 1917 war Voll Soldat an der Westfront.



Volls Werk wurde in den zwanziger Jahren unter dem Eindruck der politischen und ökonomischen Umbrüche in der Folge des Weltkriegs vom Miterleiden der wirtschaftlichen Not benachteiligter gesellschaftlicher Gruppen und vom Schmerz über die soziale Lage der Arbeiterschaft geprägt. Wie viele andere Expressionisten wählte er seine Sujets nicht mehr nach sinnbildlichen Überlegungen, sondern fand sie in der Wirklichkeit. Damit ist zugleich die Frage nach dem Verhältnis von Natur und Form, nach der angemessenen Ausdrucksform einer auch politisch motivierten Arbeit aufgeworfen, die viele Künstler in dieser Zeit bewegte: Expressionismus oder Realismus?



1923 wurde Christoph Professor an der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken. 1933 wurde er von den Nationalsozialisten aus dem Lehramt entlassen, und sie brandmarkten ihn 1937 in der Ausstellung »Entartete Kunst«. Die Tatsache, dass viele seiner Werke überdauerten, ist Zufall: Edvard Munch hatte sich für eine Ausstellung in Skandinavien eingesetzt. Als Voll mit Verboten belegt wurde, waren die meisten Werke in Dänemark verborgen, ehe die Witwe sie nach 1945 in die USA und nach Deutschland zurückbrachte.



Weitere Informationen erteilt: Bettina Berg, Telefon: 0421/ 32 72 00, E-Mail: berg@marcks.de