Das Startertreffen des neuen europäischen Projektes ‚ART Forum‘ (Automated Road Transport – Forum for the North Sea Region) findet vom 24. bis 26. April 2019 in Bremen statt. Hierbei geht es um die Wirkungsfolgen des automatisierten Fahren und die Einbindung in Stadt- und Verkehrsplanung.
„Autonomes Fahren ist in aller Munde – doch noch ist wenig bekannt über die Akzeptanz und Wechselwirkungen mit anderen gesellschaftlichen Feldern- wie der Verkehrsplanung und Stadtentwicklung“, sagte als Gastgeber der Bremer Senator für Umwelt, Bau und Verkehr, Dr. Joachim Lohse. „Es ist überhaupt nicht klar, wie sich computergesteuerte Autos, die per se defensiv unterwegs sind, mit ‚testosterongesteuerten‘ Autos vertragen! Eine große Frage ist auch, ob wir Flächen vom Autoverkehr zurückgewinnen können oder ob es einen weiteren Anstieg des Verkehrs durch autonome Fahrzeugen geben wird.“
Das neue Projekt hat sich unter Leitung Bremens erfolgreich in einem wettbewerblichen Verfahren um Fördermittel des Interreg-Nordseeprogramms durchsetzen können. Im Projekt ART Forum kommen Fachleute aus Stadt- und Regionalverwaltungen, von Verkehrsunternehmen und Mobilitätsdienstleistern und der Forschung aus sechs Ländern des Nordseeraums zusammen.
Sarah Holsen, Vertreterin des Programm-Sekretariats für die Interreg-Förderung im Nordseeraum betont: „Der Verkehrsbereich im Nordseeraum hat viele Herausforderungen, wie zum Beispiel Stau in Stadtregionen oder steigende Kosten für den öffentlichen Verkehr. Von daher müssen wir auch besser verstehen, welche möglichen Folgen die neuen Technologien haben, denn sie könnten eine Lösung oder ein weiteres Problem darstellen. Das Projekt ART Forum hat dabei eine ganz herausragende Stellung um diese Herausforderungen und Lösungen zu untersuchen – dabei mit dem besonderen Fokus auf autonomen Verkehr“.
Während es bereits eine Vielzahl von Projekten zu technischen Fragen des automatisierten Fahrens gibt, besteht ein großes Defizit in der Auseinandersetzung mit den Wirkungsfolgen und Querbezügen zu Stadtentwicklung und Verkehrsplanung. Während auf Autobahnen das Autofahren durch Assistenzsysteme bequemer und sicherer wird, gibt es bislang keine Abschätzung, inwieweit hierdurch ein Anstieg der Verkehrsleistung zu erwarten ist. Es liegen auch bislang nur wenig Modellierungen vor, wie sich computergesteuerte Autos mit Fußgängern und Radfahrern im Stadtverkehr vertragen.
Wo sind die Potenziale, wo sind die Risiken und Nebenwirkungen des automatisierten Fahrens? Was bedeutet das für den Stadtverkehr oder für den Güterverkehr auf der Autobahn? Welche planerischen Steuerungsmechanismen müssen entwickelt werden, um die Vorteile (z.B. in der Verkehrssicherheit) zu erschließen und die Risiken (z.B. Anstieg der Fahrleistung selbststeuernder Autos) zu minimieren? Dieses sind Fragen, mit den sich das Projekt ART Forum länderübergreifend befassen wird. Auch steht das ART Forum Team im Austausch mit weiteren Projekten in Europa und USA. So soll in 2020 ein internationaler Fachworkshop in Bremen zu diesem Thema ausgerichtet werden. Senator Joachim Lohse: „Es gibt einen großen Bedarf für Kommunen, sich mit derartigen Fragen intensiv auseinanderzusetzen – und sich auch steuernd einzumischen, um die Entwicklungen und Rahmensetzungen in eine gute Richtung zu beeinflussen.“
Das Projekt ART Forum ist Bestandteil der Initiative „Smart mobil digital“ der Freien Hansestadt Bremen. Die Förderung beträgt 1,95 Millionen Euro EU-Förderung plus 207.000 Euro norwegischer Förderanteil, da die norwegischen Anteile des Projektes direkt von der norwegischen Regierung gefördert werden. Im Fall des Brexit würde die Britische Regierung die Förderanteile übernehmen. Zudem fördert das Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) die Bremer Anteile am ART-Forum Projekt mit 75.000 Euro.
Partner des ART Forum Projekts sind:
• Stadt Mechelen (BE)
• Autodelen.net (BE)
• Taxistop vzw, Gent (BE)
• Provinz Groningen (NL)
• Stadt Aalborg (DK)
• Universität Aalborg (DK)
• Regionalbehörde West Yorkshire Combined Authority, Leeds (UK)
• Robert Gordon University Aberdeen (UK)
• Stadt Bergen (NO)
• Agentur “Mobile Zeiten”, Oldenburg
• Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. - Institut für Verkehrssystemtechnik
• Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. - Institut für Verkehrsforschung
• Verkehrsgesellschaft Bremerhaven (bremerhavenbus)
• Freie Hansestadt Bremen (Projektkoordination)
Ansprechpartner für die Medien: Jens Tittmann, Pressesprecher beim Senator für Umwelt, Bau und Verkehr, Tel.: (0421) 361-6012, E-Mail: jens.tittmann@umwelt.bremen.de
Foto: SUBV