Sie sind hier:
  • Flüchtlinge ziehen in die Tennishalle des TuS Komet Arsten e.V. ein

Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Flüchtlinge ziehen in die Tennishalle des TuS Komet Arsten e.V. ein

Zunächst kommen Familien und Alleinstehende, später Jugendliche

09.07.2015

Die Tennishalle des TuS Komet Arsten e.V. steht ab sofort für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung. Zunächst werden Familien und Alleinstehende für eine kurze Zeit einziehen, insgesamt werden 40 Personen erwartet. Nach knapp 14 Tagen machen sie Platz für bis zu 70 Jugendliche, die ohne Angehörige nach Deutschland gekommen sind. Die Halle ist mit einem robusten Boden ausgelegt, und Stellwände teilen die 35 Quadratmeter großen Kabinen mit je sechs Betten, Tisch, Stühlen und Spinden ab. Eine ausreichende Zahl an Sanitäranlagen wird separat aufgestellt, zum Duschen werden die Umkleideräume der Dreifeldhalle zeitweise zur Verfügung gestellt. Fachpersonal mit den erforderlichen Sprachkenntnissen wird die Flüchtlinge betreuen.

"Der Vereinsvorstand hat sich im Vorfeld sehr intensiv mit der Bereitstellung der Halle auseinandergesetzt", sagte Vereinsvorstand Andreas Vroom. "Dabei galt es, jede Menge Ängste und Sorgen der Mitglieder, aber auch technische Fragen zu berücksichtigen. Der Wille zur Hilfsbereitschaft und das Mitgefühl mit den 15 bis 18 Jahre alten Flüchtlingen hat bei der Meinungsbildung aber letztlich die entscheidende Rolle gespielt." Das gelte auch für die Aufnahme der Familien und Alleinstehende für einen Übergangszeitraum.

"Ich bin ausgesprochen dankbar für die Unterstützung des Vereins TuS Arsten, der uns die Halle bis zum Ende der Sommerferien zur Verfügung stellen kann", sagte Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen. "Ich weiß, dass das für den Sport auch mit Einschränkungen verbunden ist, die ich keineswegs als selbstverständlich hinnehme." Angesichts der immer noch wachsenden Herausforderungen bei der Unterbringung von Flüchtlingen sei die Kooperation mit dem Verein jetzt "eine sehr, sehr große Hilfe". Dabei leiste der Sport bereits heute eine wichtige Aufgabe bei der Integration von Flüchtlingen: "Die Sprache des Sports ist universell. Hier gelingt die Aufnahme in die Gesellschaft noch bevor der erste Deutschkurs Früchte trägt."

Die Tennishalle in Arsten ist die dritte Halle, die Bremen als Notunterkunft für Flüchtlinge nutzt. Auch die Halle einer vorübergehend stillgelegten Schule in der Vahr und die Sporthalle einer auslaufenden Schule in Blumenthal, die allerdings nach den Sommerferien weiter für den Vereinssport zur Verfügung stehen soll, bieten Platz für Asylbewerberinnen und Asylbewerber. Weitere Notplätze sind in bestehenden Übergangswohnheimen eingerichtet, in den Messehallen, der Eislaufhalle Paradice sowie in Zelten auf dem Stadtwerder und im Technologiepark. Noch im Juli werden zusätzlich rund 800 Notplätze in zwei Großzelten entstehen sowie in einem stillgelegten Supermarkt in Hastedt und in einer Lagerhalle in Woltmershausen. An jedem dieser Standorte sind 200 Betten vorgesehen.

"Wir brauchen diese Plätze, weil die Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, alle Erwartungen übertrifft. Und gleichzeitig räumen wir die Erstaufnahmeeinrichtung für die Jugendlichen mit 200 Plätzen, um sie zu sanieren", sagte Senatorin Stahmann und ergänzte: "Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat noch im Frühjahr prognostiziert, dass wir 25 Prozent mehr Flüchtlinge aufnehmen werden als 2014. Wir haben mit einer Verdopplung geplant. Und jetzt wir müssen wir Monat für Monat dreimal so viele Flüchtlinge wie 2014."

Vorrang habe in Bremen nach wie vor die Unterbringung in selbst angemietetem Wohnraum. "Für rund 800 Menschen haben wir das auch geschafft", sagte die Senatorin. Das entspreche, wie in den vergangenen Jahren, noch immer etwa 50 Prozent aller in der Stadt Bremen aufgenommenen Menschen. Zudem schreite der Ausbau von Plätzen in neuen Übergangswohnheimen schnell voran. "Allein in diesem Jahr werden rund 1.200 weitere Plätze entstehen, und Anfang 2016 noch mal 400. Die Bau- und Umbauarbeiten sind im Gange", sagte die Senatorin. "Und nach wie vor suchen wir weitere Immobilien."

Hintergrund:
Das Land Bremen hat in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 2.213 Asylbewerberinnen und Asylbewerber aufgenommen, im Jahr 2014 waren es im selben Zeitraum 727. Genau 80 Prozent der Flüchtlinge, also 1770, sind in der Stadt Bremen geblieben, 20 Prozent hat nach einem festen Verteilungsschlüssel Bremerhaven aufgenommen. Ein bundesweiter Verteilungsschlüssel regelt, dass Bremen knapp ein Prozent aller Flüchtlinge aufnimmt, die in die Bundesrepublik einreisen, um einen Antrag auf Asyl zu stellen. Im vergangenen Jahr hat das Land Bremen 2.233 Flüchtlinge aufgenommen, das waren rund 100 Prozent mehr als 2013. Damals haben 1.111 Menschen Zuflucht im kleinsten Bundesland gefunden.

Die wichtigsten Herkunftsländer für Bremen waren in diesem Jahr bislang Syrien (960 Flüchtlinge), Albanien (399), Kosovo (251), Serbien (232) und Afghanistan (124).