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Senatskanzlei

Frühjahrsputz im Rathaus: Schiffsparade kurzfristig von der Decke geholt

20.03.2013

Es ist Frühling. Zumindest im Kalender – und im Bremer Rathaus. Jedenfalls hat hier unübersehbar der Frühjahrsputz begonnen. Betroffen sind vor allem die vier prachtvollen Modellschiffe, die eigentlich an schweren Eisenketten in der Oberen Rathaushalle von der Decke hängen. Jetzt wird eines nach dem anderen heruntergelassen. Vorsichtig und mit viel Feingefühl gehen die Restauratorinnen Martina Schubert und Susanne Müller mit Pinsel und einem Sauger aus Pferdehaar ans Werk: Takelage, die hölzernen Bordwände, die Kanonen und die Segel sind ziemlich verstaubt und müssen behutsam gereinigt werden. Ein ganzer Tag Arbeit pro Schiff ist nötig, damit die Flottenparade unterhalb der Holzdecke wieder im frischen Glanz erstrahlen kann.

Feingefühl für Schiffsmodelle
Feingefühl für Schiffsmodelle - Martina Schubert und Susanne Müller

Die vier Segelschiffe erinnern an Zeiten, in denen Bremische Kaufleute ihre Handelsschiffe in Nord- und Ostsee von Kriegsschiffen (sogenannten Orlogschiffen) begleiten ließen – zum Schutz vor Seeräubern. Bevor die Reeder solche Schiffe in Auftrag gaben, ließen sie detailgetreue Modelle anfertigen. Davon legen die vier Schiffe im Bremer Rathaus ein eindrucksvolles Zeugnis ab. Das älteste Modell stammt aus dem Jahr 1545. Es ist ausgestattet mit zwölf kleinen Bronzegeschützen am Oberdeck und 22 großen im sogen. Batteriedeck. Die Geschütze an dem kunstvoll gearbeiteten Modell lassen sich tatsächlich laden und feuern- wovon heute natürlich kein Gebrauch mehr gemacht wird. Dies gilt auch für die „Johann Swarting“ aus dem Jahr 1658, benannt nach einem Bremer Kapitän. Die beiden anderen Schiffsmodelle stammen aus dem 18. Jahrhundert.

Das Rathaus und der Roland auf dem Marktplatz zu Bremen sind gemeinsam im Juli 2004 in die Welterbeliste aufgenommen worden. Die UNESCO (Sonderorganisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur) würdigt damit dieses Ensemble als ein "einzigartiges Zeugnis" für die Entwicklung von bürgerlicher Autonomie und Marktrechten, wie diese sich im Laufe von Jahrhunderten in Europa herausformten. Das viel besuchte Bremer Rathaus wurde in den Jahren 1405 - 1408 erbaut. Es ist das einzige europäische Rathaus des Spätmittelalters, das nie zerstört wurde. Seit seiner Errichtung wurde das Rathaus kontinuierlich instand gesetzt und gewartet - eine Voraussetzung dafür, als Welterbe anerkannt zu werden. Das UNESCO-Komitee würdigt mit seiner Entscheidung darüber hinaus auch die Authentizität des Gebäudes. Dem Bremer Rathaus wird bescheinigt, dass es vom ersten gotischen Bau - einem so genannten Saalgeschoßbau - Anfang des 15. Jahrhunderts über die umfangreiche Restaurierung zwei Jahrhunderte später bis hin zum Anbau des neuen Rathauses zu Beginn des 20. Jahrhunderts seine Authentizität bewahrt hat. Zahlreiche deutsche Rathäuser wurden während des 2. Weltkrieges zerstört, an vielen wurden Änderungen vorgenommen. Das Bremer Gebäude jedoch ist in seinem ursprünglichen Zustand vollständig erhalten geblieben.