Senatorin Stahmann: Ausbau der Kindertagesbetreuung muss zügig weitergehen
30.09.2014Bremen richtet für das kommende Kindergartenjahr rund 350 zusätzliche Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren ein. Das entspricht einer Steigerung des Platzangebots um rund fünf Prozent auf dann 6500 Plätze. Einen entsprechenden Beschluss hat der Senat heute (Dienstag, 30. September 2014) gefasst. "Mit dem Ausbauprogramm verknüpfen wir zwei zentrale Ziele", sagte Anja Stahmann, Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen im Anschluss an die Sitzung des Senats: "Wir schaffen mehr Plätze in Stadtteilen mit hoher Kinderarmut, und wir sichern den Rechtsanspruch aller Eltern auf Betreuung von Kindern unter drei Jahren."
"Wir werden damit im Jahr 2015 in der Stadt Bremen eine Versorgungsquote von 46 Prozent haben, und in keinem einzigen Stadtteil wird sie unter 40 Prozent liegen", sagte Anja Stahmann weiter. "Mittelfristig müssen wir eine Quote von 50 Prozent anstreben." Das habe eine Elternbefragung des Deutschen Jugendinstituts gezeigt.
Der Ausbau sei eine immense Herausforderung, auch wegen der erfreulichen Tatsache, dass die Zahl der Neugeborenen derzeit spürbar steige und allein deshalb zusätzliche Plätze geschaffen werden müssten. So werden im Jahr 2015 rund 370 mehr Kinder unter drei Jahren in Bremen leben als zum 1. Januar 2014. Damals waren es 13.771. Grund für den Geburtenanstieg ist die demographische Struktur der Bremer Bevölkerung mit einem wachsenden Anteil an Frauen zwischen 20 und 40 Jahren. Die Geburtenrate dagegen bleibt weitgehend unverändert.
Soll die Versorgungsquote von 45 Prozent bei gestiegener Kinderzahl gehalten werden, sind allein dafür 158 Plätze nötig, die möglichst wohnortnah eingerichtet werden sollen. Darüber hinaus verfolgt das Sozialressort das sozialpolitische Ziel, die Versorgungsquote pro Jahr um einen Prozentpunkt zu erhöhen, zunächst also von derzeit 45 auf dann 46 Prozent. Dafür sind im Jahr 2015 weitere 168 Plätze nötig. Damit ist in allen Stadtteilen eine Quote von mindestens 40 Prozent gesichert – außer in Huchting. Dort werden 24 weitere Plätze eingerichtet, um dieses Ziel zu erreichen.
Gezielt wird der Ausbau in Stadtteilen vorangetrieben, in denen der Rechtsanspruch zwar erfüllt ist, aber dennoch vergleichsweise wenige Kinder in einer Krippe oder bei eine Tagesmutter / Tagesvater angemeldet werden. "Wir haben die Beobachtung gemacht, dass es Eltern gibt, die ein Angebot in ihrem eigenen Stadtteil gerne nutzen würden, aber vor weiten Wegen und einem fremden Stadtteil eher zurückschrecken. Diese Eltern wollen wir erreichen, indem wir in diesen Stadtteilen wohnortnahe Angebote gezielt ausbauen."
Wie in den Vorjahren sollen darüber hinaus weitere Plätze eingerichtet werden, wenn sich nach Auswertung der Anmeldesituation im Frühjahr 2015 zeigt, dass das zur Sicherung des Rechtsanspruchs auf Kindertagesbetreuung für Kinder unter drei Jahren erforderlich ist. Anja Stahmann: "Trotz Haushaltsnotlage haben wir den Rechtsanspruch auf Betreuung im laufenden Kindergartenjahr erfüllt, und wir stellen jetzt die Weichen dafür, dass das auch im kommenden Jahr wieder gelingen wird. Mit den heutigen Entscheidungen sichern wir die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, und wirken gleichzeitig der sozialen Spaltung der Stadt entgegen."
Noch im Jahr 2014 müssen 1,6 Millionen Euro bereitgestellt werden, damit die Planungen zum Bau der neuen Plätze zügig beginnen können. Aktuelle Interessenbekundungen von Trägern für den erforderlichen Ausbau liegen vor. Die Investitionskosten lassen sich derzeit noch nicht exakt beziffern. Je nach dem Beitrag privatwirtschaftlicher Investoren liegen sie zwischen 10,4 und 16,3 Mio. Im Jahr 20015 fallen zudem rund 1,4 Millionen Euro an laufenden Kosten für den Betrieb der zusätzlichen Plätze an.
"Die heutige Entscheidung des Senats ist ein wichtiger Baustein für den weiteren Ausbau des Betreuungssystems, aber bei weitem noch nicht der letzte", betonte Anja Stahmann. So sei jetzt schon erkennbar, dass angesichts derzeit geburtenstarker Jahrgänge auch weitere Kindergartenplätze benötigt würden, wenn diese Kinder das Kindergartenalter erreichten. "Wir werden bis zum Jahr 2019 rund 1000 zusätzlich Kindergartenplätze brauchen, also 50 neue Gruppen", sagte die Senatorin. Dabei sei auch mit einer der Nachfrage nach längeren Betreuungszeiten von sieben oder acht Stunden zu rechnen. "Schon heute nehmen Eltern bei Krippenkindern im Durchschnitt sieben Stunden Betreuung täglich in Anspruch", sagte Anja Stahmann. "Die Erwartung geht ganz klar dahin, dass im Anschluss im Kindergarten diese Betreuungszeiten ebenfalls zur Verfügung stehen."