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Der Senator für Finanzen

Gröpelingen – jung, tolerant und vielsprachig

Bürgermeisterin Karoline Linnert auf Stadtteilbesuch im Bremer Westen

15.08.2014

Ganz im Zeichen der Wirtschaft stand der Stadtteilbesuch der Bürgermeisterin Karoline Linnert im Bremer Westen. Zum Auftakt sprach Karoline Linnert mit Berend Jürgen Erling über die Geschichte der Rolandmühle und die aktuelle Entwicklung des traditionsreichen Familienunternehmens. Danach besuchte sie bei einem Rundgang durch das Lindenhofviertel mehrere kleine Unternehmen, darunter den Friseursalon "La Mèche 1" von Müzeyyen Demir und zum Abschluss stand ein Gespräch Vertretern des Vereins Gröpelinger Marketing auf dem Programm.

"Unser Standort ist ideal für ein Mühle," betonte Berend Jürgen Erling von der Rolandmühle Bremen. Die Lage direkt am Hafenbecken mit Gleisanschluss erleichtere den Umschlag großer Getreide- und Mehlmengen. Seine Vorfahren haben die Familientradition 1832 mit einer Windmühle am Wall begründet und bis heute ist die Rolandmühle ein Familienunternehmen. "Eine optimale Logistik ist wichtig," erläuterte er im Gespräch mit der Bürgermeisterin. Rund 360.000 Tonnen Getreide werden jährlich in der Mühle verarbeitet, hundert bis zweihundert Schiffe legen im Hafenbecken direkt neben den riesigen Silos an. Gut hundert Leute arbeiten am Waller Standort. Karoline Linnert wollte wissen, ob sich die Wirtschaftssanktionen gegen Russland negativ auf den Betreib auswirke. Berend Jürgen Erling gab sich gelassen: "Das tangiert uns praktisch nicht. Wir importieren so gut wie kein Getreide aus Russland."

Russische Kunden gehören dagegen zum Tagesgeschäft von Müzeyyen Demir, die fünf Friseursalons in Bremen besitzt. Vor elf Jahren eröffnete sie in Gröpelingen ihr erstes Geschäft und beschäftigt mittlerweile 36 Angestellte, darunter zehn Auszubildende. "Eine migrantische Erfolgsgeschichte," freute sich Karoline Linnert. Die Friseurmeisterin könne stolz auf das Erreichte sein. Ein Erfolg, der auf harter Arbeit und unermüdlichem Engagement basiert. Müzeyyen Demir macht täglich die Runde durch alle fünf Salons und bildet sich ständig fort. Immer wieder besucht sie Seminare in Istanbul. "Bei Hochsteckfrisuren macht den türkischen Spezialisten keiner was vor. Nach den Fortbildungen komme ich immer mit neuen Ideen zurück." Wenn türkische Sängerinnen in Bremen gastieren, greift sie häufig selbst zu Schere und Fön und sorgt vor dem Auftritt für eine perfekte Frisur. Gefragt nach weiteren Expansionsplänen winkte die Mutter zweier Töchter ab: "Fünf Salons sind genug, ich möchte auch noch Zeit für die Familie haben."
Beim Gang durch das Lindenhofviertel kam die Bürgermeisterin mit vielen Gewerbetreibenden ins Gespräch. Gemüsehändler Süleyman Altunc berichtete, dass er 1997 sein Geschäft eröffnete und viele alteingesessene Gröpelinger bei ihm einkaufen. Schräg gegenüber betreibt Hüssein Kandeydi ein Buchführungsbüro . Er unterstützt unter anderem kleine Gewerbetreibende bei der Personal- und Lohnbuchhaltung. Er berichtete, dass viele Existenzgründer über Steuerfragen nur unzureichend informiert seien und Probleme mit Formularen im typischen Behördendeutsch hätten. "Und das sind nicht nur Migranten, auch Deutsche haben oft Schwierigkeiten," fügte er schmunzelnd hinzu. Bürgermeisterin Linnert bedauerte, dass die speziellen Bremer Beratungsangebote für Existenzgründer gerade in Migrantenkreisen nur wenig bekannt seien: "Insolvenzen mangels Beratung sind ärgerliche Verschwendung. Wir wollen die Zahl der Insolvenzen durch frühzeitige Information verringern und die bessere Verständlichkeit von Behördenformularen ist und bleibt eine Daueraufgabe."

Eine spontane Einladung zum Tee im Vereinsheim von Vatan Spor bildete den Abschluss des Rundgangs. Emir Senan und Atila Yilmaz berichteten, dass 20 Nationalitäten in ihrem Verein aktiv sind. Probleme machen ihnen fehlende Trainingsmöglichkeiten auf Sportplätzen.
Im Gespräch mit Cornelia Wiedemeyer und Maria Kroustis vom Verein Gröpelingen Marketing wurde deutlich, wie wichtig die Vernetzung im Stadtteil ist. Die Vereinsvorsitzende Cornelia Wiedemeyer betont. "Gröpelingen ist jung, tolerant und vielsprachig – ein toller Stadtteil. Einwanderung ist keine Bedrohung, sondern positives Potenzial. Wir verfolgen bei unserer Arbeit einen ganzheitlichen Ansatz. Gewerbetreibende, Kulturschaffende, Behördenvertreter, Initiativen und Schulen – alle zusammen stellen eine Menge auf die Beine." Aktivitäten wie das internationale Erzählfestival "Feuerspuren" oder der alljährliche "Gröpelinger Sommer" sind über die Jahre gewachsen und vermitteln ein positives Image. Bürgermeisterin Karoline Linnert zeigte sich beeindruckt vom vielseitigen ehrenamtlichen Engagement in Gröpelingen: "Gröpelingen ist ein lebendiger, liebenswerter Stadtteil. Vereine wie "Kultur vor Ort" und "Gröpelingen Marketing" tragen dazu entscheidend bei. Das ehrenamtliche Engagement verdient größten Respekt." Für 2015 ist ein neues Projekt geplant, berichtete Cornelia Wiedemeyer. "In Zusammenarbeit mit der Bremer Aufbaubank soll ein spezielles Beratungsangebot für kleine und mittlere Unternehmen gestartet werden, unter anderem geht es dabei auch um Mikrokredite. Ein niederschwelliges Angebot vor Ort." Kommentar der Bürgermeisterin: "Mikrokredite sind eine Form der Wirtschaftsförderung, wo mit wenig Geld viel bewegt wird. Ein interessantes Angebot gerade auch für Frauen. Ich wünsche dem Projekt viel Erfolg."

Fotos: Pressestelle der Senatorin für Finanzen