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Die Senatorin für Kinder und Bildung

Großes Interesse am neuen Denkort Bunker Valentin

Eröffnung vor einem Jahr / Fast 28.000 Gäste besuchten die Gedenkstätte

08.11.2016

Fast 28 000 Menschen haben seit der Eröffnung im November vergangenen Jahres den "Denkort Bunker Valentin" besichtigt. "Das sind viel mehr Besucher, als wir erwartet haben. Das Konzept der Landeszentrale für politische Bildung geht auf. Die Schicksale der Menschen sind in der Dauerausstellung und auch auf dem gesamten Gelände spürbar. Mir sind teilweise Schauer über den Rücken gelaufen. Der Bunker Valentin ist ein Denkort für alle Altersklassen, er berührt und informiert", sagt Dr. Claudia Bogedan, Senatorin für Kinder und Bildung. Beschäftigte der Landeszentrale für politische Bildung freuen sich ebenfalls über die hohe Besuchszahl. "Der Bunker ist ein authentischer Ort für Geschichtserfahrung und spricht somit ein breites Publikum an", sagt Dr. Thomas Köcher, Direktor der Landeszentrale. Der Denkort werde sehr gut angenommen. Das Konzept biete eine gelungene Kombination aus Information und eigenständiger Erkundung. Viele Gäste kämen auch aus dem europäischen Ausland. Zahlreiche Veranstalter bieten inzwischen Gruppenreisen zum Denkort an.

Das Gelände des Denkortes ist seit dem 10. November 2015 für die Öffentlichkeit frei zugänglich und wurde mit Mitteln des Bundes und des Landes Bremen sowie der EU finanziert. Rund vier Millionen Euro wurden investiert. Ein neu entstandener Rundweg führt entlang von 25 Stationen durch und um den "Bunker Valentin", der in Zwangsarbeit zwischen 1943 und 1945 entstand und der schon zu dieser Zeit für seine besonders unmenschlichen Arbeitsbedingungen bekannt war. "Sei still, sonst kommst du nach Farge", war eines der Sprichworte, die in der Bevölkerung kursierten und nun im Rahmen der geschichtlichen Aufarbeitung dokumentiert werden. Da das Ausmaß des organisierten widerrechtlichen Einsatzes von Menschen mit heutigen Maßstäben nur schwer nachvollziehbar ist, geht es dem Denkort vor allem darum, die Geschichte der Menschen zu erzählen, die hinter den Zahlen stehen. Durch großformatige historische Fotos, Aussagen von Zeitzeugen und kurzen Erläuterungen wird diese Geschichte eindrucksvoll vermittelt. Im neuen Informationszentrum, das sich im Inneren des Bunkers befindet, können Besucher und Besucherinnen einen Media-Guide mit einer Hörführung und vertiefenden Informationen kostenfrei entleihen sowie eine neue Dauerausstellung besichtigen. Einblick in den am Ende des Krieges durch einen Bombenangriff zerstörten Teil des Bunkers gewährt zudem ein Tunnelgang des Ruinenteils.

Auch das Seminarzentrum des Denkortes wird sehr gut besucht. Rund 2.000 Schülerinnen und Schüler, Auszubildende und Studierende nahmen in diesem Jahr an Seminaren teil. Die angebotenen Bildungsurlaube in Kooperation mit VHS Mitte und Wisoak waren fast vollständig ausgebucht und auch die Nachfrage nach Angeboten für Tagesprojekte für Schulklassen sei deutlich höher gewesen, so die Landeszentrale. Aber da man über lediglich zwei Seminarräume verfüge, konnte leider nicht jeder Besuchswunsch erfüllt werden.
Neben den bestehenden Formaten wird derzeit an weiteren Seminar- und Führungsformaten gearbeitet, um ein möglichst breites Angebot der Vermittlungsarbeit bereitzuhalten. So wurde erstmalig in diesem Jahr eine speziell konzipierte Führung für Familien mit Kindern ab 12 Jahren erarbeitet, die aufgrund positiver Rückmeldungen der Besucher und Besucherinnen auch künftig regelmäßig angeboten werden soll.

Die Verantwortlichen freuen sich insbesondere auch über die vielen positiven Kommentare im ausliegenden Gästebuch und den gängigen Angeboten im Internet wie bei Google, Facebook oder Tripadvisor. "Natürlich können wir nicht mit allen sprechen, die zu uns kommen, aber vor allem die Kommentare im Internet zeigen, dass die Besucherinnen und Besucher unsere Informationsangebote positiv aufnehmen. Was bei einem so schwierigen historischen Thema gewiss nicht immer leicht ist", sagt Dr. Marcus Meyer, wissenschaftlicher Leiter des Denkortes.

Die wissenschaftliche Aufarbeitung geht indes weiter. Die Gedenkstätte hält Kontakt zu Zeitzeugen und deren Nachfahren und richtet derzeit ein umfangreiches Material- und Dokumentenarchiv ein. Teile dessen sollen künftig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und in die Ausstellung mit einfließen. Weil die auf der Baustelle eingesetzten Zwangsarbeiter aus fast allen Ländern Europas kamen, sind auch grenzüberschreitende Recherchen notwendig. Vor allem in Archiven in Osteuropa werden noch immer bisher unbekannte Dokumente gefunden. Bis zum heutigen Tag wenden sich daher auch immer wieder Angehörige an den Denkort, die auf der Suche nach Spuren von Vätern und Großvätern auf den Bunker "Valentin" stoßen. Die Landeszentrale möchte den Denkort in den kommenden Jahren weiterentwickeln. Im Mittelpunkt steht hier unter anderem der Wunsch, den Bunker "Valentin" für Angebote zu öffnen, die sich zum Beispiel künstlerisch mit der Geschichte des Nationalsozialismus und heutigen Formen von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt auseinandersetzen.