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Senatskanzlei


Hanse-Kogge von 1380 jetzt hüllenlos

17.05.2000

Bremens Bürgermeister übergab der Öffentlichkeit den historischen Schiffsfund




Die Hülle ist gefallen. Am heutigen Mittwoch (17. Mai) hat Bremens Bürgermeister Dr. Henning Scherf die Hanse-Kogge aus dem Jahr 1380 im Rahmen eines Festaktes der Öffentlichkeit übergeben. Damit kann jetzt das Deutsche Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven als einziges Museum in der Welt dem Publikum eine so vollständig erhaltene Kogge im Original zeigen. Die Wrackteile dieses mittelalterlichen Schiffes waren 1962 bei Baggerarbeiten in der Weser entdeckt und in jahrelanger, mühevoller Arbeit zusammengefügt worden. 18 Jahre hatte die Kogge in einem Konservierungsbad zugebracht, das im März dieses Jahres abgepumpt wurde. Zur endgültigen Freigabe des restaurierten Schiffes sind auch Konservatoren aus zahlreichen Ländern nach Bremerhaven angereist. Die Forscher wollen sich in einem zweitägigen öffentlichen Seminar über die Konservierung archäologischer Boots- und Schiffsfunde austauschen.


Mit dem Koggefund haben sich erstmals die Wurzeln der jahrhundertelangen bremischen Schifffahrts- und Handelsgeschichte offenbart – waren es doch diese Großraumschiffe des Mittelalters, die den Transport kostbarer Waren über die offene See sicherstellten und so den Grundstein für Bremens späteren Wohlstand legten. Zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert war die Hansekogge das wichtigste Transportschiff des großen und mächtigen Städtebundes der Hanse, dem Bremen im Jahre 1358 beitrat.


Der Bremer Schiffsfund war so weitgehend (ca. zu 80 %) erhalten, dass Dr. Siegfried Fliedner (Fockemuseum, Bremen) ihn seinerzeit sofort als Kogge erkannt hat. Diesen ersten Eindruck konnte er wenig später in einer eindrucksvollen Untersuchung wissenschaftlich unanfechtbar absichern. Damit war die Bremer Hansekogge das erste mittelalterliche Wrack, dessen Typ identifiziert werden konnte. So ging der Bremer Schiffsfund von Anfang an als Bremer Kogge in die Literatur ein, im Gegensatz selbst zu den bedeutendsten skandinavischen Schiffsfunden, die nach ihren Fundorten „Nydamschiff“ (Kriegsschiff der Völkerwanderungszeit) oder „Gokstadschiff“ (Kriegsschiff der Wikinger) heißen (ihre genaue Typenbezeichnung kennen wir bis heute nicht).


Am Deutschen Schiffahrtsmuseum wurden dann die archäologisch relevanten Kennzeichen der Koggebauweise herausgearbeitet, so dass heute selbst kleine Fragmente mit voller methodischer Sicherheit als solche von Koggen erkannt werden können. Dabei stellte sich heraus, dass schon Jahrzehnte vor der Bremer Kogge in Skandinavien und Holland drei Koggen ausgegraben, aber nicht als solche erkannt worden waren.


Der Bremer Schiffsfund ist der einzigartige Schlüssel für die gesamte Schiffbautradition der Kogge, die in Norddeutschland mit kleinen Booten bis ins 20. Jh. hineinreicht und derzeit bis in die vorrömische Eisenzeit (ca. 200 vor Chr.) zurückverfolgt werden kann.

Die Bremer Hansekogge stellt in dieser bis jetzt 2.200 Jahre langen Schiffbautradition den am weitesten entwickelten Großsegler dar, der 1379/80 gebaut worden und nicht weiterentwickelbar war, so dass er seit 1400 vom Holk überholt wurde. Nach dem 15. Jh. haben nur noch „Kleinausgaben“ dieser Schiffbautradition überlebt, von denen 4 (aus dem 20. Jh.) in der Bootssammlung des DSM vertreten sind.


Weiter ist die Bremer Hansekogge auch der einzige mittelalterliche Schiffsfund, dessen Werftort (nämlich Bremen) genau bekannt ist. Die Kogge war, als sie unterging, noch nicht ganz fertiggestellt. Sie gibt mit den an Bord gefundenen Werkzeugen, den Arbeitsspuren an den verbauten Hölzern, den auf ihre Schmiedetechnik hin untersuchten Eisenteilen und den Herkunftsbestimmungen der Hölzer, Hanftaue, Mooskalfaterung und Teerproben hoch willkommene Aufschlüsse über den Stand des Bremer Schiffbauhandwerks um 1380.