Junge Geflüchtete lernen in Bremen-Nord Sprache mit Tanz und Theater
12.10.2016Lernen in den Ferien? Für rund 45 junge Geflüchtete im Alter von acht bis 15 Jahren, die unter anderem in den Erstaufnahmeeinrichtungen Lindenstraße und Ermlandstraße leben, ist das zurzeit "normal". Sie nehmen am Herbstsprachcamp "Tanztheater" teil. Gemeinsam mit Scharajeg Ehsasian, Mitarbeiterin bei der Senatorin für Kinder und Bildung, konzipierten Tanzpädagoge Ramadan Veliu und Sprachwissenschaftlerin Joanna Ermonies-Jargielo ein ganz besonderes Programm. In der Oberschule Egge vermitteln zwei Lehrkräfte sowie drei Tanzpädagogen eine Kombination aus Tanz, Theater und Sprache. "Kinder und Jugendliche können auf diese Weise besser lernen, Sprache kann sich im Alltag entwickeln. Wir haben schon während der Sommercamps in Hebstedt und Verden sehr gute Erfahrungen mit diesem Konzept gemacht", sagt Ehsasian. Die Idee, ein Herbstcamp in Bremen Nord anzubieten, wurde schon vor einiger Zeit geboren. "Wir hatten eine ähnliche Veranstaltung schon in der Notunterkunft Hermann-Ritter umgesetzt und die Betreuer erzählen mir, dass die Kinder noch heute davon schwärmen. Da mussten wir uns einfach etwas ausdenken", so die engagierte Behörden-Mitarbeiterin.
Seit Anfang der Herbstferien wird jeden Werktag von 10 bis 14 Uhr emsig gelernt – natürlich mit viel Spaß und auch Zeit zum Toben. Als gemeinsame Grundlage für die Sprachbildung und das Tanztheater dient das Buch "Gespensterjäger" von Cornelia Funke. In der ersten Woche wurden unter anderem kleine Szenen und Sketche eingeübt, aber auch die körperliche Fitness erprobt. "Dabei ist es wichtig, dass den Kindern die Angst vor dem Neuen genommen wird und die Gruppe sich spielerisch kennenlernt", schildert Ehsasian. So sind beispielsweise Ralitsa, Mouhammad, Joana und Adnan mit Begeisterung dabei und bauen schnell Berührungsängste ab.
In einem zweiten Schritt wird in einem Gruppengespräch - gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen - die Geschichte des "Gespensterjägers" rekonstruiert. Dabei werden die Themen des Unterrichtes, die zuvor mit den DAZ-Lehrkräften besprochen worden waren, wieder aufgenommen. Das klappt offenbar sehr gut. Unter anderem auch deswegen, weil die jungen Bremen-Norder einige Vorbilder haben. "Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Hamburger Straße beteiligen sich an dem Sprachcamp. Sie fahren jeden Tag aus der Innenstadt nach Bremen-Nord, um den Kids als Sprachvorbilder Mut zu machen. Zudem unterstützen sie die Gruppe beim Theaterspielen und beim Tanzen", freut sich Ehsasian über das Engagement. Denn die verschiedenen Szenen in Tanz umzusetzen und in eine Choreografie zu kleiden, sei nicht so einfach. Zudem müssten die "jungen Künstler" lernen, laut und klar zu sprechen. "Das erfordert am Anfang sehr viel Mut. Nach einiger Zeit wird das Vortragen der Texte aber immer selbstverständlicher. Es ist toll, diese Entwicklung mit zu erleben", sagt Ehsasian. Innerhalb von zwei Wochen entsteht in verschiedenen Arbeitsphasen ein fertiges Werk, dass die Kinder gemeinsam mit den Betreuern auf die Beine gestellt haben werden. "Darauf sind alle stolz", ist Ehsasian sicher.
Foto: Pressereferat, Senatorin für Kinder und Bildung