23.09.1999
Bremerhaven - letzte Station vor dem großen Aufbruch: Etwa sieben Millionen Menschen verließen über die Bremischen Häfen den alten Kontinent. Hoffnung und Verzweiflung, Skepsis und Zuversicht nahm man von hier mit in die Neue Welt, in eine ungewisse Zukunft. Bremerhaven als einer der bedeutendsten Häfen für die Auswanderung im 19. und 20. Jahrhundert - das ist ein Pfund, mit dem die Stadt wuchern könnte. Ein ambitionierter Kreis von 19 Unternehmern hat sich diesem Thema zugewandt und bereits Nägel mit Köpfen gemacht. Inzwischen liegen konkete Pläne für den Bau eines eigenen Gebäudes vor, in dem die "Erlebniswelt Auswanderung" präsentiert werden soll - eine hochattraktive Schau. Hier sollen die Besucher die Etappen der Auswanderung erleben, die Erfahrungen der Emigranten sinnlich nachvollziehen, sich umfassend informieren und die eigene Geschichte erforschen können.
Die Planer haben einen hervorragenden Standort für das von dem Architekten Dietrich Bangert geplante Ausstellungsgebäude vorhesehen. Es soll in exponierter Lage am Südende des Deutschen Schiffahrtsmuseums entstehen - mit Blick auf Weser, Deich und Alten Hafen. Beide Museen ergänzen sich thematisch und könnten vielfache Synergieeffekte nutzen. Geplant ist eine zwölf Meter hohe Rotunde, in der die Besucher eine dramatische Reise über das Meer erleben können. Die Initiatoren versprechen "eine völlig neue Art der Multimedia-Präsentation" - u.a. mit Lichteffekten von Lasern, mit Nebelmaschinen und Computeranimationen. Es soll eine Erlebnisreise in automatischen Wagen werden, beginnend bei den Motiven der Auswanderer, vorbei an Abenteuern und Schwierigkeiten bis zum Ziel: Einwanderung und Integration in einem neuen Land.
Über eine Treppenspirale wird man zu den Ausstellungen im Obergeschoss gelangen. Hier sollen historische Räume rekonstruiert werden, hier findet man Gegenstände, die die Auswanderer mit auf ihre Reise genommen haben. In einem Forumtheater sollen die Besucher über die lokale und regionale Geschichte hinaus mit Aspekten der Weltgeschichte, mit aktuellen Zusammenhängen und Problemen der Migration konfrontiert werden. Das Theater ist im Plan so ausgelegt, dass es für unterschiedlichste Veranstaltungen genutzt werden kann - auch als funktionsfähiges Fernsehstudio. In einem weiteren Raum können sich Interessierte mit Methoden der Familienforschung bekannt machen. Zudem soll eine spezielle Ausstellungsfläche ausschließlich für Kinder konzipiert werden.
Der Initiativkreis "Erlebniswelt Ausstellung" geht davon, dass rund 300.000 Besucher jährlich die Schau sehen möchten. Vor allem Touristen aus Amerika, die auf der Suche nach den Wurzeln ihrer Vorfahren sind, biete die Sammlung mit ihrer Kombination aus Historie und "multimedialen Erlebniswelten" eine hervorragende Anlaufstation.
Noch ist die "Erlebniswelt Auswanderung" ein ehrgeiziger Plan, über deren Finanzierung noch keine Entscheidungen gefallen sind. Der Bau des Ausstellungsgebäudes würde rund 65 Millionen Mark kosten. Eine professionelle Betreibergesellschaft soll den Betrieb der Erlebniswelt Auswanderung übernehmen.
Weitere Informationen erteilen Prof. Dr. Thomas Rogge, Sprecher des Initiativkreises, Tel: 0471/4802144 sowie Björn Schäfer, Tel: 0471/5918151