Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe fordert nach dem Freispruch im Vergewaltigungsprozess eine systematische Prüfung der Interventionskette nach einer Vergewaltigung. Sechs junge Männer, denen vorgeworfen wurde, 2007 eine 17-Jährige über Stunden vergewaltigt zu haben, wurden freigesprochen, weil die Beweislage für eine Verurteilung nicht ausreichte.
„Dieser Fall macht tief betroffen, empört viele und zwingt uns, die Verfahren nach Vergewaltigungsvorwürfen aus der Sicht betroffener Frauen neu zu bewerten. An welchen Stellen sind Verbesserungen notwendig, um eine bestmögliche Unterstützung der Frauen während der strafrechtlichen Untersuchung zu gewährleisten?“, fragt Ulrike Hauffe. Besonders bei der Beweisaufnahme und bei der Dauer des Verfahrens sieht sie Handlungsbedarf. Eine anonyme Spurensicherung in Kliniken, wie sie die psychologische Beratungsstelle Notruf in Bremen jüngst forderte, könne unmittelbar nach der Tat einen wichtigen Beitrag zur Beweissicherung leisten, auch wenn sich die Frauen noch nicht sicher sind, ob sie Anzeige erstatten. Auch ein sensibler Umgang der Polizei mit gewaltbetroffenen Frauen und ihre kompetente Begleitung durch die weiteren Schritte des Verfahrens seien sicher zu stellen.
„Gewaltdelikte müssen schnellstmöglich nach der Tat verhandelt werden. Es kann nicht sein, dass die schlechte Besetzung von Gerichten dazu führt, dass betroffene Frauen so lange mit ihrem Trauma leben müssen und Fälle dadurch nicht mehr aufzuklären sind“, betont die Landesbeauftragte für Frauen.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit des Bremer Modells in Form einer Kooperation zwischen Staatsanwaltschaft, Kripo, Kliniken, Staatsanwältinnen und der Psychologischen Beratungsstelle „Notruf“ sei der richtige Ort, um diese kritische Analyse vorzunehmen und Handlungsfelder für eine bessere Versorgung aufzuzeigen, so Ulrike Hauffe. „Wenn durch einen solchen Prozess das Signal an betroffene Frauen ausgeht, eine Anzeige bringe nichts, sondern schade sogar, wäre das fatal und ein großer Rückschritt in der Anti-Gewalt-Arbeit,“ zeigt sich die Frauenbeauftragte besorgt.