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Senatskanzlei

Jelena Bonner erhält den Hannah-Arendt-Preis 2000

15.11.2000

Bürgermeister Dr. Scherf händigt den Preis am 25. November im Rathaus aus

Die russische Bürgerrechtlerin Jelena Bonner, die zusammen mit ihrem 1989 verstorbenen Mann Andrej Sacharow zu den prominentesten Verteidigern der Menschenrechte in der Sowjet-Union gehörte, erhält den mit 15.000 Mark dotierten Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken 2000. Der 1994 von Publizisten, Politikern und Wissenschaftlern in Bremen ins Leben gerufene Preis, der vom Senat der Freien Hansestadt Bremen und der Heinrich-Böll-Stiftung finanziert wird, soll der Bürgerrechtlerin bei einem Festakt am Sonnabend, 25. November, um 18 Uhr von Bürgermeister Dr. Henning Scherf im Rathaus überreicht werden. Die Laudationes auf die Preisträgerin werden der russische Duma-Abgeordnete Sergej Kowaljow und der Beauftragte für Menschenrechte des Auswärtigen Amtes, Gerd Poppe, halten.

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Der Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken wurde 1994 von Publizisten, Politikern und Wissenschaftlern in Bremen ins Leben gerufen. Er wird vom Senat der Freien Hansestadt Bremen und der Heinrich Böll Stiftung finanziert. Der Preis erinnert an die deutsch-jüdische Denkerin Hannah Arendt, die 1933 aus Deutschland fliehen mußte und zu den „prägenden Persönlichkeiten dieses Jahrhunderts zählt“ (Rita Süssmuth), und soll die Aktualität ihres Denkens für die Diskussion von Gegenwartsproblemen fruchtbar machen. Die Grundzüge ihrer Totalitarismustheorie, ihre Überlegungen zum Verhältnis von Macht und Gewalt, die Hervorhebung politischer Neuanfänge und ihre an Kant anschließende Theorie der politischen Urteilskraft haben sich nicht zuletzt im Kontext der Ereignisse von 1989 als Schlüsselkategorien eines Denkens erwiesen, das aus den Bahnen des Gewohnten ausbricht. Der Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken wurde 1995 an die ungarische Philosophin Ágnes Heller, 1996 an den französischen Historiker François Furet (1997), 1997 an die beiden deutschen Politiker Freimut Duve und Joachim Gauck, 1998 an den französischen Denker Claude Lefort und die deutsche Politikerin Antje Vollmer sowie 1999 an den italienischen Politiker und Philosophen Massimo Cacciari verliehen.

Hannah Arendt, 1906 in Hannover geboren, in Königsberg aufgewachsen, Schülerin von Heidegger, Jaspers und Bultmann, arbeitete nach ihrer Flucht aus Deutschland zunächst in Frankreich als Leiterin einer Organisation, die jüdische Waisenkinder nach Palästina brachte, bevor sie 1940 in die USA emigrierte. Dort lehrte sie u.a. als Professorin für politische Theorie an den Universitäten Chicago und Princeton. Zu ihren vielfältigen Veröffentlichungen gehören u.a. „Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft“, „Macht und Gewalt“, „Vita Activa“, „Eichmann in Jerusalem“. Für ihr Werk und Wirken erhielt sie zahlreiche Preise. Sie starb im Alter von 69 Jahren am 4. Dezember 1975 in New York.