Umweltsenator legt Bilanz des Aktionsprogramms Klimaschutz 2010 vor
Der Klimaschutz im Land Bremen hat in den letzten Jahren einen großen Schritt nach vorn gemacht. Dies zeigt eine Bilanz, die der Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa gestern anlässlich einer öffentlichen Klimakonferenz im Hause der Bremischen Bürgerschaft am Dienstag (23.11.2010) erstmals einer breiten Öffentlichkeit vorlegte. Senator Dr. Reinhard Loske: „Die Zahlen belegen, dass unser Aktionsprogramm dem Klimaschutz im Land Bremen wichtige Impulse gegeben hat. Ab sofort müssen wir uns darauf konzentrieren, unsere Klimaschutzziele für den Zeitraum bis 2020 zu erreichen.“
Zur Erinnerung: Am 11. November 2008 hatte der Senat der Freien Hansestadt Bremen das „Aktionsprogramm Klimaschutz (APK) 2010“ als kurzfristiges Sofortprogramm beschlossen. Ziel war es, die CO2-Emissionen im Land Bremen (ohne Stahlindustrie) bis zum Jahr 2010 um 370.000 Tonnen (6 Prozent) gegenüber 2005 zu senken. Das Klimaschutz- und Energieprogramm (KEP) 2020, das der Senat am 15. Dezember 2009 beschlossen hatte, legt die Ziele und Strategien der bremischen Klimaschutzpolitik für den mittelfristigen Zeithorizont bis 2020 fest. Hauptziel des KEP ist es, die bremischen CO2-Emissionen (ohne Stahlindustrie) bis 2020 um mindestens 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken.
Das wichtigste Handlungsfeld des APK 2010 war der Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Insbesondere durch den Ausbau der Windkraft, aber auch durch den Neubau eines Wasserkraftwerks am Weserwehr Bremen und den Zubau von Photovoltaikanlagen sollte eine Minderung der CO2-Emissionen um gut 220.000 Jahrestonnen erreicht werden. Dies entsprach etwa 60 Prozent des insgesamt angestrebten CO2-Minderungsziels von 370.000 Jahrestonnen. Die vergleichsweise gute Datenlage im Bereich der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ermöglicht es, die Zielwerte des APK 2010 und die tatsächlich in diesem Handlungsfeld erreichten Werte direkt miteinander zu vergleichen. Entsprechende Zahlen wurden von Senator Dr. Loske anlässlich der gestrigen öffentlichen Klimakonferenz vorgestellt.
Danach hat vor allem die Windkraft in den letzten Jahren kräftig zugelegt. Im Zeitraum von 2006 bis 2010 sind im Land Bremen 30 neue Windkraftanlagen mit einer installierten Gesamtleistung von rund 74 Megawatt (MW) in Betrieb gegangen. Davon wurden 16 Anlagen (rund 31 MW) in der Stadt Bremen und 14 Anlagen (43 MW) in Bremerhaven errichtet. Einen vorläufigen Höhepunkt erreichte der Windkraftausbau im laufenden Jahr: 14 neue Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 32 Megawatt sind allein in 2010 ans Netz gegangen oder werden bis zum Jahresende in Betrieb gehen. Dem entsprechend kräftig steigt die Windstromerzeugung: Lag diese in 2005 noch bei 83 Millionen Kilowattstunden pro Jahr, bringen es die bis Ende 2010 installierten Windkraftanlagen auf eine jährliche Stromerzeugung von rund 262 Millionen Kilowattstunden pro Jahr und damit auf mehr als das Dreifache. Diese Menge reicht rechnerisch aus, um den jährlichen Strombedarf von mehr als 100.000 durchschnittlichen Privathaushalten in Bremen zu decken.
Im kommenden Jahr wird die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien nochmals kräftig zunehmen. Die Umsetzung mehrerer konkret geplanter Windkraftprojekte in Bremen und Bremerhaven wird die Windstromerzeugung im Land Bremen aller Voraussicht nach auf rund 340 Millionen Kilowattstunden pro Jahr steigen lassen, das ist mehr als viermal so viel wie in 2005. Das neue Wasserkraftwerk am Weserwehr Bremen, das nach aktuellem Planungsstand ebenfalls in 2011 in Betrieb gehen soll, wird zusätzlich rund 42 Millionen Kilowattstunden Strom liefern. Ferner wird die Photovoltaik, die in den vergangenen Jahren hohe Steigerungsraten erzielen konnte, voraussichtlich etwa 10 Millionen Kilowattstunden beisteuern. Alle bis Ende 2011 installierten Anlagen auf Basis von Wind, Wasser und Sonne werden zusammen voraussichtlich eine jährliche Stromerzeugung von mehr als 390 Millionen Kilowattstunden erreichen. Dies entspricht dem jährlichen Strombedarf von mehr als 150.000 durchschnittlichen bremischen Privathaushalten und einer Steigerung um den Faktor 4,6 gegenüber dem Ausbaustand des Jahres 2005.
Die vorstehende Tabelle stellt die Zielwerte des APK 2010 und die bis Ende 2010 bzw. 2011 voraussichtlich erreichten Werte gegenüber. Dargestellt ist die durchschnittliche jährliche Stromerzeugung der bis zum Ende des Bezugsjahres in Betrieb befindlichen Anlagen in Megawattstunden pro Jahr (1 MWh = 1000 kWh). Der Vergleich macht deutlich, dass die Zielwerte bis Ende 2010 nicht vollständig erreicht werden. Ursächlich hierfür sind zum Einen die Verzögerungen beim Bau des neuen Wasserkraftwerks am Weserwehr Bremen. Zum Anderen können zwei größere Windkraftprojekte in Bremen und Bremerhaven nur mit einer zeitlichen Verzögerung umgesetzt werden. Andererseits wird deutlich, dass nach Realisierung dieser Projekte bis Ende 2011 die Zielwerte klar überschritten werden: Der für Ende 2011 prognostizierte Zuwachs gegenüber 2005 in Höhe von gut 306 Millionen Kilowattstunden liegt um rund 10 Prozent über dem angestrebten Ausbauziel von rund 280 Millionen Kilowattstunden. Diese zusätzliche Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wird die bremischen CO2-Emissionen gegenüber 2005 um etwa 245.000 Jahrestonnen senken. Der im APK 2010 angestrebte CO2-Minderungsbeitrag dieses Handlungsfelds von gut 220.000 Jahrestonnen wird damit ebenfalls um etwa 10 Prozent übertroffen.
Senator Dr. Reinhard Loske: „Der Vergleich der Zahlen macht deutlich, dass die Umsetzung von zukunftsweisenden Energieprojekten manchmal einen langen Atem erfordert. Um so mehr freue ich mich, dass die Zielwerte unseres Aktionsprogramms für den Ausbau der erneuerbaren Energien bis Ende 2011 voraussichtlich nicht nur erreicht, sondern deutlich überschritten werden können. Damit wird zugleich ein erster Beitrag zur Verwirklichung unseres Klimaschutz- und Energieprogramms für den Zeitraum bis 2020 geleistet.“
Neben dem Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien umfasste das Aktionsprogramm Klimaschutz 2010 die folgenden Handlungsfelder:
In den vergangenen Jahren wurde eine Vielzahl von konkreten Klimaschutzmaßnahmen in diesen Handlungsfeldern umgesetzt. Eine vollständige Quantifizierung der CO2-Minderungseffekte dieser Maßnahmen ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich. Gleichwohl kann bereits jetzt festgehalten werden, dass auch in den weiteren Handlungsfeldern zum Teil erhebliche Senkungen der CO2-Emissionen erzielt werden konnten. Als Projekte und Programme mit vergleichsweise hohen CO2-Minderungsbeiträgen sind insbesondere hervorzuheben:
Nimmt man den Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, das Mittelkalorikkraftwerk und das Wärmeschutzprogramm zusammen, errechnet sich bereits für diese drei Maßnahmenbereiche eine CO2-Minderung um mehr als 345.000 Jahrestonnen. Bemerkenswert auch, dass allein durch die Aktivitäten „Klimaschutzbetrieb CO2-20“ von 18 Unternehmen in Bremen 11.000 Jahrestonnen CO2 eingespart werden. Insgesamt kann deshalb davon ausgegangen werden, dass das CO2-Minderungsziel des Aktionsprogramms bis Ende 2011 erreicht oder sogar noch übertroffen wird.