Erstmals in der laufenden Legislaturperiode trafen am heutigen Donnerstag (10.07.2014) die norddeutschen Regierungschefs mit dem Bundesverkehrsminister, Alexander Dobrindt, zusammen. Thema des jährlichen Kamingesprächs in der niedersächsischen Landesvertretung in Berlin waren die Weiterentwicklung der norddeutschen Verkehrsinfrastruktur und die Umsetzung des Seehafenhinterlandprogramms. Die Regierungschefs von Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen koordinieren die norddeutschen Interessen regelmäßig in der "Konferenz Norddeutschland" (KND). Den Vorsitz der Konferenz hat zurzeit der niedersächsische Ministerpräsident und derzeitige Bundesratspräsident Stephan Weil.
Aus der aktuellen Verflechtungsprognose des Bundes für 2030 geht eine deutliche Steigerung insbesondere der Schienengüterverkehre hervor. Während der Güterverkehr insgesamt um 38 Prozent zunimmt, steigen der Seehafenhinterlandverkehr um 53 Prozent und der Kombinierte Verkehr (Schiene-Straße und Straße-Wasserstraße) um 73 Prozent. Das Umschlagsvolumen in deutschen Seehäfen wird demnach um 2,8 Prozent pro Jahr zunehmen, was sich spürbar auch auf die Hinterlandverkehre der deutschen Seehäfen auswirken wird. Die Prognose zeige, so die KND, dass weiterhin mit steigenden Verkehren zu rechnen sei. Dies erfordere eine bedarfsgerechte Anpassung der Infrastruktur.
Die norddeutschen Länder hatten daher begrüßt, dass Bundesverkehrsminister Dobrindt ein neues Seehafenhinterlandprogramm angekündigt hatte. Dieses Programm soll der Verbesserung der Schienenanbindung der deutschen Häfen dienen. Dies sei eine gute Nachricht, denn alle Länder profitierten davon, wenn beim Abtransport von Waren aus den Seehäfen Engpässe beseitigt würden, meinten die Regierungschefs. Alle norddeutschen Länder tragen gemeinsam die Schienenmaßnahmen, die kurzfristig umgesetzt werden und dazu beitragen könnten, die Engpässe bei der Bahnanbindung der Seehäfen zu beseitigen. Allein diese Maßnahmen belaufen sich auf deutlich über 600 Millionen Euro. Vor diesem Hintergrund haben die Regierungschefs der norddeutschen Länder den Bund gebeten, das Seehafenhinterlandprogramm ausreichend finanziell zu dotieren. Die Maßnahmen seien kurzfristig umsetzbar und ergänzten damit die Maßnahmen der so genannten Ahrensburger Liste, die für die norddeutschen Länder weiter eine hohe Priorität hätten.
Die Ahrensburger Liste, die ebenfalls Gegenstand des Gesprächs war, bündelt die wichtigsten Infrastrukturprojekte der norddeutschen Länder, die alle gemeinsam der Seehafenhinterlandanbindung dienen. Als wesentliche Zukunftsprojekte im Bereich des Hinterlandverkehrs werden die Entlastung der Bahnknotenpunkte Hamburg und Bremen angesehen, in diesem Zusammenhang der Neubau einer leistungsstarken Nord-Süd-Verbindung (die so genannte Y-Trasse oder Alternativen dazu) sowie die Ertüchtigung der "Amerika-Linie" zur Anbindung des Containerterminals Wilhelmshaven. Als wichtiges Bahnprojekt gilt auch die Elektrifizierung der Strecke Lübeck - Schwerin mit der Verbindungskurve Bad Kleinen. Dringend erforderlich seien zudem die Sanierung und der Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals, der Bau einer 5. Schleuse in Brunsbüttel und der Ausbau der Oststrecke, der Ausbau des Schiffshebewerkes Scharnebeck, um den Elbe-Seitenkanal auch für Großmotorschiffe befahrbar zu machen, sowie die Vertiefung der Seekanäle Rostock und Wismar.
Außerdem informierte der Bund die Regierungschefs über die Entwicklung bei der für 2015 geplanten Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplanes. Dabei legten die norddeutschen Länder Wert auf die vom Bund zugesagte Einbettung des Kriteriums "Seehafenbezug" in die Grundkonzeption zum Bundesverkehrswegeplan.