05.12.2005
Erstmalige Preisvergabe der Günter Grass Stiftung Bremen
Die Günter Grass Stiftung Bremen teilt mit:
Zum ersten Mal hat die Günter Grass Stiftung Bremen den internationalen Literaturpreis „ALBATROS“ vergeben. Die mit 40.000 Euro dotierte Auszeichnung geht an die portugiesische Autorin Lídia Jorge (25.000 Euro) und an ihre Übersetzerin Karin von Schweder-Schreiner. Ausgezeichnet wird damit ein Romanwerk, das die Dämonen lusitanischer Geschichte, die Kolonialkriege und die Nachwirkungen der Diktatur im intimen Rahmen des Familien- und Gruppenbildes aufspürt. Die Figuren leben aus einer Spannung, die vom nachkolonialen Blick übers Meer bis zur Sehnsucht nach Europa reicht. Im Wechsel von Stillstand und jäher Bewegung suchen sie nach der Wahrheit des Träumens zwischen den Zeiten. Sie sind von den Erfahrungen der Trennung, der Isolation und der stillen Verzweiflung bestimmt. Doch werden sie geführt von einer artistischen Regie des Blickwechsels.
Lìdia Jorges geschichtenreiche Bücher liegen in meisterlichen Übersetzungen von Karin von Schweder – Schreiner vor.
Lidia Jorge (Foto: Jerry Bauer/Suhrkamp Verlag) |
Bereits die ersten Romane von Lìdia Jorge, O dia dos prodígios (1980, Der Tag der Wunder) und O cais das merendas (1982), wurden zu Hauptwerken der neueren portugiesischen Literatur, die sich in der Nachfolge der Nelkenrevolution von 1974 entwickelte. O vale da paixão ( Die Decke des Soldaten) wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, wie dem Preis des portugiesischen Pen-Clubs, dem Dom Dinis-Preis, dem Máxima de Literatura-Preis, dem Bordalo Pinheiro-Preis und dem Jean Monet-Literaturpreis. Von der französischen Regierung wurde Lídia Jorge im Jahr 2000 der Grad eines Chevalier de l'Ordre des Arts et des Lettres verliehen.
Karin von Schweder-Schreiner ist seit 1991 die Übersetzerin von Lídia Jorge ins Deutsche. Zu den von ihr übersetzten Autoren aus dem portugiesischen Sprachraum zählen u.a. Jorge Amado, Chico Buarque, Antonio Callado und Mia Couto. Die Arbeit von Karin von Schweder-Schreiner wurde zweimal (1987/88 und 1996/97) mit einem Stipendium des Deutschen Literaturfonds ausgezeichnet, 1990 erhielt sie einen Förderpreis für literarische Übersetzung der Freien und Hansestadt Hamburg, 1994 den Internationalen Übersetzerpreis des brasilianischen Kulturministeriums.
Der Internationaler Literaturpreis „ALBATROS“ der Günter Grass Stiftung Bremen soll zwei-jährlich ausgelobt werden. Er wird für zeitgenössische erzählerische Prosa, Lyrik oder Essayistik vergeben. Er geht an Autoren aus aller Welt, deren Werk sich durch hohe literarische Qualität sowie kulturelle und gesellschaftspolitische Relevanz auszeichnet.
Das prämierte Werk soll offenes Denken und die freie Auseinandersetzung mit allen Bereichen unseres Lebens, mit unserer Welt und unserer Zeit befördern.
Ebenfalls ausgezeichnet wird die herausragende, der literarischen Eigenart des Originals gerecht werdende Übersetzung ins Deutsche. Der Name des Preises ist „ALBATROS“. Er steht sinnfällig für die Verbindung Bremen – Übersee.Sowohl ist der Albatros ein Vogel, der über den Meeren Tausende von Kilometern zurücklegen kann, als auch eine Namensgebung für die historischen „Kap Horniers“, denen auch Bremer Kapitäne angehörten.Der Preis wird im Mai 2006 in Bremen übergeben.
Einzelheiten zu den Preisträgern:
Lídia Jorge wurde 1946 in der Algarve geboren. Nach ihrer Schulzeit in Faro studierte sie in Lissabon Romanistik. Bereits die ersten Romane, O dia dos prodígios (1980, Der Tag der Wunder) und O cais das merendas (1982), wurden zu Hauptwerken der neueren portugiesischen Literatur, die sich in der Nachfolge der Nelkenrevolution von 1974 entwickelte. 1984 erschien ihr dritter Roman, Notícia da cidade silvestre (Nachricht von der anderen Seite der Straße). Auch dieser Roman wurde von der Kritik als ein Meisterwerk der portugiesischen Gegenwartsliteratur gefeiert so wie der Roman A costa dos murmúrios (1988, Die Küste des Raunens)
1992 wurden ihr Roman A última dona und die Erzählung A instrumentalina (Eine Liebe) veröffentlicht, gefolgt von dem Roman O jardim sem limites (1995, Paradies ohne Grenzen), der in Lissabon spielt. 1996 erschien das Theaterstück A Maçon und 1997 der Erzählungsband Marido e outros contos.1998 erschien O vale da paixão, und 2004 wurde O vento assobiando nas grusas (Milene) veröffentlicht.O vale da paixão ( Die Decke des Soldaten) wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, wie dem Preis des portugiesischen Pen-Clubs, dem Dom Dinis-Preis, dem Máxima de Literatura-Preis, dem Bordalo Pinheiro-Preis und dem Jean Monet-Literaturpreis. Wie für viele Angehörige ihrer Generation war die Erfahrung des Kolonialkrieges für Lídia Jorge ganz entscheidend. Kritiker bescheinigen ihr literarische Kühnheit und analytische Schärfe. Von der französischen Regierung wurde Lídia Jorge im Jahr 2000 der Grad eines Chevalier de l'Ordre des Arts et des Lettres verliehen.
Lídia Jorge hat ihre Jugend mit der Mutter und anderen weiblichen Familienmitgliedern verbracht. Alle Männer, der Großvater, der Vater und dessen Brüder, waren ins Ausland abgewandert. Während des Kolonialkrieges verbrachte sie mit ihrem ersten Mann, einem Offizier der Luftwaffe, einige Jahre zunächst in Angola, dann in Mosambik. Nach ihrer Rückkehr nach Portugal unterrichtete sie an einem Gymnasium in der Hauptstadt, arbeitete für das portugiesische Erziehungsministerium und lehrte an der Universität Lissabon Literaturwissenschaft. "Ich schreibe aus Instinkt. Wie im Leben. Ohne Netz und ohne Deckung", sagt Lídia Jorge.
Karin von Schweder-Schreiner
Karin von Schweder-Schreiner hat in Mainz und Lissabon studiert. Danach hat sie mehrere Jahre in Brasilien gelebt.
Karin von Schweder-Schreiner ist seit 1991 die Übersetzerin von Lídia Jorge ins Deutsche.
Zu den von ihr übersetzten Autoren aus dem portugiesischen Sprachraum zählen u.a. Jorge Amado, Chico Buarque, Antonio Callado und Mia Couto.
Die Arbeit von Karin von Schweder-Schreiner wurde zweimal (1987/88 und 1996/97) mit einem Stipendium des Deutschen Literaturfonds ausgezeichnet, 1990 erhielt sie einen Förderpreis für literarische Übersetzung der Freien und Hansestadt Hamburg, 1994 den Internationalen Übersetzerpreis des brasilianischen Kulturministeriums.
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Ausländische Journalisten können die Richtlinien des Preises in Englisch, Französisch, Spanisch und Polnisch bei der Stiftung erhalten.
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