Erstmals seit 2019 hat sich das MRE-Netzwerk (multi resistente Erreger) wieder in Präsenz im Rosenpavillon des Gesundheitsamts Bremen getroffen. Das Netzwerk wurde 2009 – damals noch unter dem Namen MRSA-Netzwerk – gegründet. Dem Netzwerk gehören Hygienefachkräfte von Kliniken und Pflegeheimen, Vertreterinnen und Vertreter der Krankenkassen, die Ärztekammer Bremen, die Kassenärztliche Vereinigung Bremen, die Gesundheitsämter im Land Bremen, Laboratorien, niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sowie Reha-Einrichtungen an.
Ziel des diesjährigen Treffens war die Reaktivierung des Netzwerks und die Vorstellung der MRE-Fallzahlen im Land Bremen in den Jahren 2020 und 2021. Hier wurden Verpflichtungen zum Aufbau von Surveillancesystemen, zur Unterstützung von Forschung und Entwicklung neuer Therapeutika und die Stärkung des sachgerechten Einsatzes von Antibiotika beschlossen. "Sektorenübergreifende Hygienemaßnahmen, unter anderem in den Krankenhäusern, Pflegeheime, Arztpraxen und anderen gesundheitlichen Einrichtungen, sind unerlässlich, um einer Infektion mit multiresistenten Erregern vorzubeugen. Daher ist es wichtig, dass das MRE-Netzwerk eine Plattform für die Expertinnen und Experten bietet, um sich regelmäßig zu neuen Entwicklungen auszutauschen und Hygienemaßnahmen kontinuierlich zu überprüfen und anzupassen", sagt Claudia Bernhard, Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz.
Darüber hinaus wurde über die Idee eines Qualitätssiegels für Krankenhäuser diskutiert, die es bereits in einigen anderen Bundesländern gibt. "Die Qualitätsstandards der Kliniken im Land Bremen sind durch verschiedene Hygieneauflagen und -verordnungen schon sehr hoch und werden bei Hygienebegehungen durch die Gesundheitsämter regelmäßig überprüft. Dennoch könnte die Einführung eines solchen Qualitätssiegels die Transparenz erhöhen und damit das Vertrauen der Patientinnen und Patienten steigern. Auch für Pflegeheime kann ein solches Siegel als Aushängeschild dienen", sagt Claudia Bernhard. In den nächsten Monaten werden weitere Stimmen aus Kliniken und Pflegeheimen gesammelt und ausgewertet, ob ein Qualitätssiegel auch in Bremen eine Option sein könnte. Das nächste Treffen des MRE-Netzwerks ist für November 2023 geplant. Darüber hinaus gibt es Unterarbeitsgruppen, wie beispielsweise die MRE-Pflege-Arbeitsgruppe, die sich regelmäßig trifft und praxisnahe Handlungsanweisungen für die Pflegeheime erarbeitet, die im Falle eines MRE-Auftritts herangezogen werden.
Insgesamt wird die Zunahme von multiresistenten Erregern weltweit mit Sorge beobachtet. In Bremen lassen sich in den vergangenen Jahren drei Entwicklungen beschreiben:
Expertinnen und Experten forschen weltweit an den Ursachen und Maßnahmen zur Verhinderung der VRE-Fälle. Insbesondere das Auftreten von Resistenzen bei gram-negativen Stäbchenbakterien, z.B. 4MRGN, wird als problematisch eingeschätzt. 4MRGN Stäbchenbakterien sind gegen alle vier Antibiotikaklassen resistent, für die 4MRGN-Therapie können teilweise nur noch Reserveantibiotika eingesetzt werden. Ein Reserveantibiotikum wird bei Infektionen mit Bakterien eingesetzt, die gegen die gängigen Antibiotika resistent sind oder wenn bei sehr schweren Infektionen eine Wirkung gesichert sein muss. In der normalen Therapie einfacher Infektionen werden Reserveantibiotika nicht verwendet, um eine Resistenzentwicklung zu vermeiden. Im Jahr 2019 starben einer Lancet Studie zufolge schätzungsweise weltweit mehr als 1,2 Millionen Menschen an einer Infektion mit multiresistenten Keimen. Bei weiteren fast fünf Millionen Menschen war eine solche Infektion mitverantwortlich für ihren Tod. Experten sprechen von einer "stillen Pandemie", die seit Jahrzehnten im Gang sei, aber lange nicht die Beachtung erfahren habe wie beispielsweise COVID19.
Erreger mit Vielfachresistenzen gegen Antibiotika (Multiresistente Erreger, MRE) sind Bakterien, gegen die die meisten Antibiotika unwirksam geworden sind. Dazu gehören unter anderem Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA), Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) und multiresistente gram-negative Stäbchen (MRGN). Bei gesunden Menschen ist eine Besiedelung mit MRE meist unproblematisch und hat keinen Krankheitswert. Erst wenn MRE durch Wunden in den Körper eindringen oder das Immunsystem des Menschen aufgrund einer anderen Infektion geschwächt wird, können MRE gefährlich werden.
Ansprechpartner für die Medien:
Lukas Fuhrmann, Pressesprecher der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz, Tel.: (0421) 361-2082, E-Mail: lukas.fuhrmann@gesundheit.bremen.de