22.08.2000
Die Schaufensterpuppen müssen ihre Plätze räumen, die Handys im Großen Saal verstummen, die Blumentöpfe haben ausgesprochen, die Geräusche von der Domsheide werden wieder aus dem Foyer der Glocke ausgesperrt: Ab Montag wird die Klangtranstase abgebaut. Töne und Klänge verstummen, doch ein Nachhall wird bleiben. Denn gut 15.000 Besucher haben in den vergangenen sieben Wochen genau hingehört. Ein Großteil davon war noch nie in der Glocke. "Mit dieser Installation haben wir unsere Türen geöffnet und sicherlich Hemmschwellen abgebaut", sagt Ilona Schmiel, Geschäftsführerin der Glocke und des Musikfest Bremen, im Rückblick.
Spannend ist auch, dass mehr als die Hälfte der Besucher unter 40 Jahren waren; allein 30 Prozent waren unter 30 Jahren. "Das ist das Publikum für die nahe und weitere Zukunft", freut sich Ilona Schmiel über den durchschlagenden Erfolg der Klangtranstase. Dass die Klang-, Licht- und Raum-Installation sich zur Kult-Veranstaltung gemausert hat, zeigen die Zahlen der letzten Woche: Trotz Ferien und Sommerwetter standen die Klang-Begeisterten in Schlangen vor dem Eingang zur Klangtranstase.
"Das Bremer Publikum hat sich sehr offen gezeigt", freut sich der Berliner Künstler Götz Lemberg. "Einen solchen Erfolg hätte ich nicht erwartet!" Und auch die vielen positiven Stimmen, die im Besucherbuch nachzulesen sind, bestärken Lemberg in seiner Arbeit. "Einmalig interessant und phantasieanregend", "ein Erlebnis für die Sinne", "absolut genial", "eine wunderschöne Erfahrung" ist da zu lesen. Und einer hat geschrieben: "Die Klangtranstase öffnet die Augen und Ohren, die Sinne – es geht doch auch ohne Drogen." Und: "Wir sind einfach begeistert! Selbst unser Fritz (3 ¾) fand es entzückend!" Und die Besucher bestärken die Verantwortlichen: "Danke für den Mut, dass so was in Bremen möglich ist!"
Sieben Wochen haben die Bremer und Buten-Bremer (knapp 70 Prozent kamen aus der Hansestadt und umzu) ihre Ohren ganz weit aufgesperrt und genau gelauscht. Und auch in den nächsten Wochen geht das Fest der Sinne weiter: Das 11. Musikfest Bremen wartet mit ungewöhnlichen und exklusiven Projekten auf. "Wir haben uns mit der Klangtranstase erneut neuen Ideen geöffnet; das führen wir im Festival fort", erklärt Professor Thomas Albert, Intendant des Musikfest Bremen. "Wir gehen wie in den vergangenen Jahren mit unseren Konzerten unter anderem in Industriehallen." Jessye Norman singt "The Sacred Ellington" im Flugzeughangar der ASL-Werft Lemwerder; das BBC Philharmonic und die BBC Singers lassen unter Leitung von HK Gruber den "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" in der Bremer Woll-Kämmerei aufleben. Diese Konzerte und viele andere sind ein Grund, noch einmal ganz genau zuzuhören.